Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
nicht.
    "Als ich damals in dieses Schlafzimmer kam und die Frau in ihrem Schlafanzug sitzen sah, mit einem Riesenloch in der Brust, konnte ich mir zunächst überhaupt keinen Reim darauf machen. Ich für meinen Teil denke ja immer erst mal an Mord. Selbstmord steht ganz unten auf meiner Liste, denn wenn man nicht zuerst an Mord denkt, dann ist es nachher zu spät da für. Der einzige beschissene Fehler, den ich damals gemacht habe, war der, Boltz nicht als Verdächtigen zu betrachten und keine Proben von ihm zu nehmen. Der Selbstmord schien so offensichtlich, nachdem Sie die Obduktion gemacht hatten, daß ich den Fall als eindeutig aufgeklärt ablegte. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen. Damals hätte ich einen guten Grund dafür gehabt, Blut von ihm abnehmen zu lassen, um sicherzugehen, daß das Sperma in ihr von ihm stammt. Er sagte, daß es so war, daß er früh an jenem Morgen mit ihr geschlafen hätte. Ich nahm es so hin. Ich wollte nichts von ihm. Jetzt kann ich es nicht einmal von ihm verlangen. Es gibt keinen einleuchtenden Grund."
    "Sie brauchen mehr als Blut", sagte ich idiotisch. "Wenn er A negativ, B negativ im Lewis-Blutgruppensystem ist, dann kann man nicht sagen, ob er ein Nonsekretor ist - man braucht Speichel... "
    "Ja, ja, ich weiß, was man alles abnehmen muß, okay? Es ist egal. Wir wissen, was er ist, oder?"
    Ich sagte nichts.
    "Wir wissen, daß der Kerl, der diese Frauen killt, ein Nonsekretor ist. Und wir wissen, daß Boltz die Details der Verbrechen kennt, so gut kennt, daß er Henna umbringen und es so aussehen lassen konnte wie bei den anderen."
    "Na schön, dann nehmen Sie ihm alles ab, und wir untersuchen seine DNS", sagte ich wütend. "Machen Sie es doch. Dann wissen Sie es genau."
    "Hey. Vielleicht mache ich das. Vielleicht lasse ich auch den Laser über ihn laufen, um zu sehen, ob er glitzert." Der glitzernde Rückstand auf dem falsch beschrifteten PERK fiel mir wieder ein. Stammte der Rückstand wirklich von meinen Fingern? Wusch Bill seine Hände regelmäßig mit dieser Seife? "Haben Sie auf Hennas Leiche diesen Glitzerkram gefunden?" fragte Marino.
    "Auf ihrem Schlafanzug. Auf den Bettdecken auch."
    Einen Moment lang sprach keiner von uns.
    Dann sagte ich: "Es ist derselbe Mann. Ich weiß, was ich gesehen habe. Es ist derselbe Mann."
    "Ja. Vielleicht ist es so. Aber das gibt mir kein besseres Gefühl."
    "Sind Sie sicher, daß Abby die Wahrheit sagt?"
    "Ich habe ihm heute am späten Nachmittag in seinem Büro einen Besuch abgestattet."
    "Sie sind zu ihm gegangen, zu Boltz?" stammelte ich.
    "O ja!"
    "Und haben Sie Ihre Bestätigung bekommen?" Meine Stimme hob sich.
    "Ja." Er sah zu mir herüber. "Mehr oder weniger."
    Ich schwieg. Ich hatte Angst, etwas zu sagen.
    "Klar, er hat natürlich alles geleugnet und hat sich ganz schön aufgeregt darüber. Drohte damit, sie wegen Verleumdung anzuklagen und lauter so'n Zeug. Wird er aber nicht tun. Der verliert garantiert kein Wort darüber, weil er lügt und weil ich es weiß, und er weiß, daß ich es weiß."
    Ich sah, wie seine Hand zu seinem linken Schenkel glitt, und geriet in Panik. Sein Kassettenrecorder!
    "W enn Sie tun, was ich glaube... brach es aus mir heraus.
    "Was?" fragte er überrascht.
    "Wenn Sie einen gottverdammten Kassettenrecorder laufen lassen... "
    "Hey!" protestierte er. "Ich habe mich gekratzt, okay? Verdammt, klopfen Sie mich ab. Machen Sie eine Leibesvisitation, wenn Sie sich dann besser fühlen."
    "Sie könnten mir nicht genug bezahlen."
    Er lachte. Es amüsierte ihn wirklich. Er fuhr fort. "Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich frage mich langsam, was wirklich mit seiner Frau passiert ist."
    Ich schluckte und sagte dann: "Es gab nichts Verdächtiges an ihrer Leiche. Sie hatte Pulverrückstände an ihrer rechten Hand..."
    Er unterbrach mich: "Oh, sicher. Sie hat abgedrückt. Ich bezweifle das nicht, aber vielleicht wissen wir jetzt, warum. Vielleicht hat er das schon seit Jahren getan. Vielleicht hat sie es herausgefunden." Er startete den Motor und schaltete die Lichter an. Dann holperten wir zwischen den Häusern entlang und kamen wieder auf die Straße.
    "Schauen Sie." Er konnte es nicht dabei belassen. "Es geht mich ja eigentlich nichts an. Oder sagen wir es so, ich würde mir die Zeit auch lieber mit etwas Schönerem vertreiben, okay? Aber Sie kennen ihn, Doc. Sie haben sich mit ihm getroffen, oder?"
    Ein Transvestit schlenderte auf einem Gehweg entlang, sein gelber Rock wehte um seine muskulösen Beine,

Weitere Kostenlose Bücher