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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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vergewaltigt?" fragte Marino, als ob ich jemand wäre, den er nicht kannte, als ob ich eines der "Mädels" wäre, zu deren "Hütten" er gerufen wurde.
    Ich konnte spüren, wie das Blut meinen Nacken hochkroch.
    "Hat er Ihnen je weh getan, versucht, Sie zu schlagen, irgend so etwas ...?"
    Ich explodierte vor Zorn. Als ob irgend etwas in mir durchbrannte. Blut schoß in meinen Kopf, und ich sah rot.
    "Nein! Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich von ihm weiß. Und das ist, Gott verdammt noch mal, alles, was ich Ihnen sagen werde! Punkt!"
    Marino verstummte vor Staunen. Zunächst wußte ich nicht, wo wir waren. Die große weiße Uhr schwebte direkt vor uns, und aus Schatten und Umrissen entstand der kleine Wohnwagenpark mit den beweglichen Laboreinheiten hinter dem Parkplatz. Es war niemand dort, als wir in eine Lücke nebe n meinem Dienstwagen fuhren.
    Ich löste meinen Sicherheitsgurt. Ich zitterte am ganzen Leib.
    *
    Am Dienstag regnete es. Wasser prasselte vom grauen Himmel herunter, und meine Scheibenwischer waren nicht schnell genug, um die Sicht freizuhalten. Ich befand mich in einer sich langsam vorwärts bewegenden Reihe von Autos, die auf der Autobahn entlangfuhren.
    Das Wetter entsprach meiner Stimmung. Nach der Begegnung mit Marino fühlte ich mich physisch krank, wie verkatert. Wie lange hatte er es schon gewußt? Wie oft hatte er den weißen Audi in meiner Einfahrt gesehen? War es mehr als bloße Neugier, als er an meinem Haus vorbeifuhr?
    Blinkende Lichter zwangen mich, auf die linke Spur zu wechseln, und als ich an einem Krankenwagen vorbeifuhr und Polizisten den Verkehr an einem grauenvoll zugerichteten Wagen vorbeileiteten, wurden meine düsteren Gedanken von einer Radiodurchsage abgelenkt.
    "... Henna Yarborough wurde vergewaltigt und erdrosselt, und man nimmt an, daß sie von demselben Mann getötet worden ist, der in den letzten zwei Monaten vier weitere Frauen in Richmond ermordet hat... "
    Ich drehte lauter und hörte, was ich schon mehrmals gehört hatte, seit ich mein Haus verlassen hatte. Mord schien dieser Tage die einzige Nachricht in Richmond zu sein.
    "...die letzten Entwicklungen. Einer informierten Quelle zufolge ist es möglich, daß Dr. Lori Petersen versucht hat, die 911 zu wählen, kurz bevor sie ermordet wurde ... " Diese pikante Enthüllung war auf der ersten Seite der Morgenzeitung gewesen.
    "...Direktor für öffentliche Sicherheit, Norman Tanner, wurde in seinem Haus aufgesucht... "
    Tanner verlas eine offensichtlich vorbereitete Stellungnahme. "Das Polizeidepartment ist davon in Kenntnis gesetzt worden. Wegen der Brisanz der Fälle kann ich keinen Kommentar abgeben ... "
    "Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer die Quelle dieser Information sein könne, Mr. Tanner?" fragte der Reporter.
    "Dazu kann ich Ihnen nichts sagen." Er konnte nichts sagen, weil er nichts wußte. Aber ich wußte es.
    Die sogenannte informierte Quelle mußte Abby selbst sein. Ihr Zeichen war nirgends zu sehen. Natürlich hatte die Redaktion sie von der Geschichte abgezogen. Sie berichtete nicht mehr über die Neuigkeiten, jetzt machte sie sie selbst, und ich erinnere mich an ihre Drohung: "Jemand wird dafür bezahlen ..." Sie wollte, daß Bill bezahlte, daß die Polizei, die Stadt und selbst Gott bezahlte. Ich wartete auf die Meldung über den Computereinbruch und die falsch gekennzeichneten PERKs. Ich war letztlich diejenige, die bezahlen würde.
    Ich kam erst gegen halb neun im Büro an, und mittlerweile schrillten die Telefone bereits seit einer Stunde. "Reporter", jammerte Rose, als sie hereinkam und einen Stapel von Notizzetteln auf meine Schreibunterlage legte. "Nachrichtenagenturen, Zeitschriften und vor einer Minute irgendein Typ aus New Jersey, der sagt, daß er ein Buch schreibt." Ich zündete mir eine Zigarette an.
    "Das mit Lori Petersen und ihrem Anruf bei der Polizei", fügte sie hinzu, das Gesicht angsterfüllt. "Wie schrecklich, wenn es wahr ist... "
    "Schicken Sie ruhig weiterhin jeden ins Haus gegenüber", unterbrach ich sie. "Jeder, der wegen dieser Fälle anruft, wird zu Amburgey weitergeleitet."
    Er hatte mir schon mehrere Mitteilungen gefaxt, mit der Aufforderung, ihm "sofort" eine Kopie von Henna Yarboroughs Autopsiebericht auf den Tisch zu legen. In der letzten Mitteilung war das Wort "sofort" unterstrichen und die Bemerkung angefügt, daß er eine "Erklärung über die Veröffentlichung in der Times" erwartete.
    Wollte er damit andeuten, daß ich verantwortlich für dieses neueste

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