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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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fing er an, in seiner sanften, beruhigenden Art. "Ich habe mich gefragt, ob du Lori Petersen gekannt hast."
    Ich brauchte keinen weiteren Anstoß, um ihm zu erzählen, was ich bis jetzt noch keinem gegenüber zugegeben hatte. Mein Verlangen, es in Worte zu fassen, war überwältigend. "Ich bin ihr einmal begegnet", begann ich. "Oder zumindest bin ich mir dessen fast sicher."
    Ich hatte bis zur Erschöpfung in meinem Gedächtnis gegraben, vor allem während jener ruhigen, beschaulichen Momente, wenn ich zur Arbeit oder nach Hause gefahren war oder wenn ich mich draußen in meinem Garten um die Rosen kümmerte. Ich sah Loris Gesicht vor mir und versuchte, es mit einem der verschwommenen Bilder von den zahllosen Menschen, denen ich begegnete, in Übereinstimmung zu bringen. Ich war mittlerweile davon überzeugt, daß irgend etwas in mir reagie rt hatte, als ich die Bilder von ihr in ihrem Haus angeschaut hatte. Sie kam mir bekannt vor. Vor einem Monat hatte ich eine fachübergreifende Vorlesung über "Frauen in der Medizin" gehalten. Ich erinnerte mich, daß ich hinter dem Podium stand und in ein Meer von jungen Gesichtern sah, das den Hörsaal bis nach hinten in die letzte Reihe füllte. Die Studenten hatten ihre Vesper mitgebracht und saßen gemütlich in den roten Polstersitzen, aßen und nippten an ihren Limonaden. Es war eigentlich wie immer, es gab nichts Besonderes dabei, außer rückblickend.
    Ich wußte es nicht sicher, aber ich glaubte, daß Lori eine der Frauen war, die nachher nach vorn gekommen waren, um Fragen zu stellen. Ich sah das flüchtige Bild einer attraktiven Blondine in einem weißen Kittel. Das einzige, woran ich mich genau erinnerte, waren ihre Augen, dunkelgrün und herausfordernd, als sie mich fragte, ob ich wirklich meinte, daß Frauen es schaffen könnten, neben einer Karriere in einem so anstrengenden Beruf wie dem einer Ärztin auch noch eine Familie zu haben. Ich erinnerte mich daran besonders, denn ich zögerte einen Moment lang. Ich hatte sicher das eine geschafft, aber das andere nicht.
    Wie besessen spielte ich diese Szene immer und immer wieder durch, als ob das Gesicht dadurch klarer werden würde, wenn ich es intensiv genug heraufbeschwor. War sie es gewesen oder nicht? Ich würde nie mehr in den Gängen der Universität entlanggehen können, ohne nach dieser blonden Ärztin Ausschau zu halten.
    "Sehr interessant", bemerkte Fortosis in seiner nachdenklichen Art. "Warum glaubst du, daß es wichtig ist, ob du ihr dort oder irgendwo anders begegnet bist?"
    Ich starrte auf den Rauch, der von meiner Zigarette emporstieg. "Ich bin mir nicht sicher, außer daß es den Tod irg endwie realer erscheinen läßt."
    "Wenn du noch einmal zu dem Tag zurück könntest, würdest du es tun?"
    "Ja."
    "Was würdest du tun?"
    "Ich würde sie irgendwie warnen", sagte ich. "Ich würde irgendwie ungeschehen machen, was er getan hat."
    "Was ihr Mörder getan hat?"
    "Ja."
    "Denkst du über ihn nach?"
    "Ich will nicht über ihn nachdenken. Ich will nur alles tun, damit er geschnappt wird."
    "Und bestraft?"
    "Es gibt keine angemessene Strafe für dieses Verbrechen. Keine Strafe wäre ausreichend."
    "Wenn er zum Tode verurteilt würde, wäre das Strafe genug, Kay?"
    "Er kann nur einmal sterben."
    "Du willst also, daß er leidet." Seine Augen ließen mich nicht los.
    "Ja", sagte ich.
    "Wie? Schmerz?"
    "Angst", antwortete ich. "Ich will, daß er die Angst spürt, die sie spürten, als ihnen klarwurde, daß sie sterben würden."
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich gesprochen hatte, aber in dem Zimmer war es dunkler geworden, als ich schließlich aufhörte. "Ich schätze, es geht mir irgendwie unter die Haut, anders als sonst", gab ich zu.
    "Es ist wie mit dem Träumen." Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und tippte leicht die Fingerspitzen aneinander. "Die Leute sagen oft, daß sie nicht träumen, obwohl sie sagen müßten, daß sie si ch nicht an ihre Träume erin nern. Es geht unter die Haut, Kay. Alles. Wir schaffen es nur, wenn wir diese Gefühle in einen Käfig sperren."
    "Offensichtlich schaffe ich das nicht allzugut, Spiro."
    "Warum?"
    Ich nahm an, daß er genau wußte, warum, aber er wollte, daß ich es sagte. "Vielleicht, weil Lori Petersen Ärztin war. Ich sehe eine Verbindung zu ihr. Vielleicht projiziere ich. Ich war auch einmal in ihrem Alter."
    "Gewissermaßen warst du einmal Lori."
    "Gewissermaßen."
    "Und was ihr zugestoßen ist - hätte auch dir zustoßen können?"
    "Ich weiß nicht, ob

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