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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Kuppel des Un iversitätsrundbaus leuchtete weiß, und lange Schatten breiteten sich über dem Rasen aus. Ich konnte den Duft von Gras und Bäumen riechen, die noch immer warm von den Sonnenstrahlen waren.
    Scharen von Studenten kamen vorbei, lachend und plaudernd, ohne Notiz von mir zu nehmen. Als ich unter den ausladenden Ästen einer Rieseneiche lief, blieb mein Herz fast stehen, weil ich plötzlich das Geräusch rennender Füße hinter mir hörte. Ich drehte mich ruckartig um, ein junger Jogger rannte vorbei, sein Mund stand offen vor Überraschung.

13
    Am nächsten Morgen war ich bereits gegen sechs Uhr im Büro. Außer mir war niemand da, die Telefone vorn in der Empfangshalle waren noch so geschaltet, daß Anrufe automatisch an die Hauptzentrale der Regierung weitergeleitet wurden. Während der Kaffee durchlief, ging ich in Margarets Büro. Der Computer stand immer noch im Answer-Mode und lud den Eindringling ein, es noch einmal zu versuchen. Er hatte es nicht getan.
    Es ergab keinen Sinn. Wußte er, daß wir den Einbruch entdeckt hatten, nachdem er letzte Woche versucht hatte, Lori Petersens Fall aufzurufen? Ahnte er, daß nichts mehr eingegeben worden war? Oder gab es einen anderen Grund? Ich starrte auf den dunklen Bildschirm. Wer bist du? Ich hätte es gern gewußt. Was willst du von mir?
    Vorn im Korridor klingelte es wieder. Es läutete dreimal, gefolgt von abrupter Stille, als die staatliche Ve rmittlung sich einschaltete.
    "Er ist sehr schlau, sehr besonnen ..."
    Fortosis mußte mir das nicht sagen.
    "Wir haben es nicht mit einem geistig Gestörten zu tun ..."
    Ich erwartete nicht, daß er ein Mensch war wie du und ich. Aber er konnte es sein.
    Vielleicht war er es.
    "... der gut genug in der Gesellschaft funktioniert, um nicht aufzufallen... "
    Er könnte kompetent genug sein, in jedem Beruf zu arbeiten. Er könnte bei seiner Arbeit einen Computer benutzen oder einen zu Hause haben.
    Er würde gern wissen, was in meinem Kopf vorging. Genauso gern, wie ich wissen wollte, was in seinem Kopf vorging. Ich war das einzige reale Bindeglied zwischen ihm und seinen Opfern. Ich war der einzige lebende Zeuge. Wenn ich die Prellungen, die gebrochenen Knochen und die tiefen Schnitte in dem Fleisch untersuchte, war ich die einzige, die erkannte, was für eine Kraft und Grausamkeit man benötigte, um jemandem solche Verletzungen zuzufügen. Die Rippen sind bei jungen, gesunden Menschen biegsam. Er brach Loris Rippen, indem er mit seinem ganzen Gewicht die Knie von oben gegen ihren Brustkorb rammte. Sie lag auf dem Rücken. Er hatte das getan, nachdem er die Telefonleitung aus der Wand gerissen hatte.
    Die Brüche an ihren Fingern waren Spiralbrüche, die Knochen gewaltsam aus den Gelenken gerissen. Er knebelte und fesselte sie, dann brach er ihre Finger, einen nach dem anderen. Er hatte keinen Grund dafür, außer ihr fürchterliche Schmerzen zu bereiten und ihr einen Vorgeschmack darauf zu geben, was noch folgen würde. Die ganze Zeit über war Lori vermutlich in Panik gewesen, weil sie keine Luft bekam. In Panik, da der eingeschränkte Blutfluß die kleinen Gefäße zum Platzen brachte wie kleine Ballons, und sie das Gefühl haben mußte, daß ihr Kopf zu explodieren drohte. Dann drang er gewaltsam in sie ein, in jede nur denkbare Öffnung ihres Körpers.
    Je mehr sie kämpfte, desto mehr zog sich das Kabel um ihren Hals zusammen, bis sie schließlich zum letzten Mal das Bewußtsein verlor und starb.
    Ich hatte es alles rekonstruiert. Ich hatte rekonstruiert, was er mit diesen Frauen getan hatte. Er wollte wissen, was ich wußte. Er war arrogant. Er war paranoid. Alles stand in dem Computer, alles, was er mit Patty, Brenda, Cecile gemacht hatte ... Die Beschreibung jeder Verletzung, von jedem Beweisstück, das wir gefunden hatten, und von jedem Labortest, den ich veranlaßt hatte.
    Las er die Worte, die ich diktierte? Las er meine Gedanken? Meine flachen Schuhe hallten hart in dem leeren Gang, als ich in mein Büro zurückrannte. In einem Anfall fiebriger Energie leerte ich den Inhalt meiner Brieftasche, bis ich die Visitenkarte fand, in gedecktem Weiß mit dem Impressum der Times in großen schwarzen Druckbuchstaben in der Mitte. Auf der Rückseite war die Kugelschreiberschrift einer zitternden Hand. Ich wählte Abby Turnbulls Nummer im Büro. Ich verabredete mich mit ihr für den Nachmittag, da die Leiche ihrer Schwester noch nicht freigegeben war, als wir telefonierten. Ich wollte nicht, daß Abby in dieses

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