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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Mörders auf die Veröffentlichungen, auf seinen Modus operandi, ein wenig ungewöhnlich ist."
    Ich hörte zu.
    "Tatsächlich mögen es nicht alle Serienmörder, über sich zu lesen. Die Öffentlichkeit ist der Meinung, daß die große Mehrheit der Menschen, die Sensationsverbrechen begehen, Anerkennung sucht, wichtig sein will. Wie Hinckley. Erschieß den Präsidenten, und du bist ein Held. Eine unzulängliche, schlecht integrierte Persönlichkeit, die keinen Job und keine normale Beziehung zu irgend jemandem halten kann, ist plötzlich international bekannt. Diese Typen sind die Ausnahme. Sie sind das eine Extrem."
    "Das andere Extrem sind die Lucasse und Tooles. Sie tun, was sie tun, und bleiben oft nicht einmal lang genug in der Stadt, um über sich und ihre Taten zu lesen. Sie wollen nicht, daß irgend jemand etwas weiß. Sie verstecken die Leichen und verwischen ihre Spuren. Sie verbringen einen großen Teil ihrer Zeit auf den Straßen und fahren von Ort zu Ort, auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer. Seit ich den Modus operandi des Richmond-Mörders näher betrachtet habe, habe ich den Eindruck, daß er eine Mischung aus beiden Extremen ist: Er tut es, weil ihn etwas dazu treibt, aber er will auf keinen Fall gefaßt werden. Zur gleichen Zeit sucht er Beachtung, er will, daß jeder weiß, was er getan hat."
    "Ist es das, was du Amburgey gesagt hast?" fragte ich Fortosis.
    "Ich glaube nicht, daß es schon so klar in meinem Kopf war, als ich letzte Woche mit ihm gesprochen habe. Erst Henna Yarboroughs Mord hat mich zu dieser Überzeugung gebracht."
    "Wegen Abby Turnbull."
    "Ja."
    "Wenn sie das beabsichtigte Opfer war", fuhr ich fort, "was für eine bessere Möglichkeit gibt es, die Stadt zu schockieren und landesweit in die Nachrichten zu kommen, als die preisgekrönte Reporterin zu ermorden, die die Berichte geschrieben hat?"
    "Wenn Abby Turnbull das beabsichtigte Opfer war, dann kommt mir diese Auswahl doch sehr persönlich vor. Die ersten vier, so scheint es, waren unpersönliche Morde an Fremden. Die Frauen waren dem Täter nicht bekannt, er schlich sich an s ie heran. Es waren Zufälle."
    "Die Ergebnisse der DNS-Untersuchung werden bestätigen, ob es derselbe Mann war", sagte ich und kam den Schlußfolgerungen zuvor, auf die er meiner Meinung nach hinauswollte. "Aber ich bin mir dessen sicher. Ich habe nie daran geglaubt, daß Henna Yarborough von jemand anderem ermordet wurde, von jemandem, der hinter ihrer Schwester her gewesen sein könnte."
    Fortosis sagte: "Abby Turnbull ist eine Berühmtheit. Auf der einen Seite, so fragte ich mich selbst, wenn sie das beabsichtigte Opfer war, wie paßt es dann, daß der Mörder einen Fehler machte und statt dessen ihre Schwester ermordete? Auf der anderen Seite, wenn das beabsichtigte Opfer Henna Yarborough war, ist es dann kein Zufall, daß sie Abby's Schwester war?"
    "Es sind schon seltsame Dinge passiert."
    "Natürlich. Nichts ist sicher. Wir können unser ganzes Leben lang Mutmaßungen anstellen und nie auf einen grünen Zweig kommen. Warum dies oder warum das? Das Motiv zum Beispiel. Wurde er von seiner Mutter mißbraucht, wurde er mißhandelt und so weiter und so fort. Zahlt er es der Gesellschaft heim, will er der Welt seine Verachtung zeigen? Je länger ich in diesem Beruf arbeite, um so mehr glaube ich das, was die meisten Psychiater nicht hören wollen, nämlich daß diese Leute töten, weil es ihnen Spaß macht."
    "Ich bin schon lange zu dieser Überzeugung gekommen", sagte ich zornig.
    "Ich glaube, der Mörder in Richmond hat seinen Spaß", fuhr er ruhig fort. "Er ist sehr schlau, sehr besonnen. Er macht kaum Fehler. Wir haben es nicht mit einem geistig Gestörten zu tun, der einen Schaden an seinem rechten Frontallappen hat. Er ist auch nicht psychotisch, absolut nicht. Er ist ein psychopathischer, sexueller Sadist, der überdurchschnittlich intellig ent ist und gut genug in der Gesellschaft funktioniert, um in der Öffentlichkeit nicht aufzufallen. Ich nehme an, er ist in Richmond erwerbstätig. Es würde mich nicht überraschen, wenn er bei seiner Arbeit oder in seiner Freizeit mit behinderten oder verletzten Menschen zu tun hätte, oder mit Leuten, die er leicht unter Kontrolle halten kann."
    "Was genau für eine Arbeit meinst du?" fragte ich mit Unbehagen.
    "Es könnte so ziemlich alles sein. Ich könnte wetten, daß er schlau und kompetent genug ist, so ziemlich alles zu tun, was ihm Spaß macht."
    Arzt, Rechtsanwalt, Indianerhäuptling, hörte ich

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