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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf jeden Fall Kollegen haben. Jemand könnte sich melden."
    Wesley bemerkte: "Eines ist auf jeden Fall sicher, es wird ihn noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen. Es müßte ihn absolut paranoid machen."
    "Es sei denn, er hat gar keinen ungewöhnlichen Körpergeruch", sagte Abby.
    "Woher soll er das wissen?" fragte ich.

14
    Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Mein Kopf hörte nicht auf zu arbeiten, und ich wälzte mich hin und her, gequält von bedrückenden Wahrheiten und grausamen Träumen. Ich erschoß jemanden, und Bill war der Medical Examiner, der zum Tatort gerufen wurde. Als er mit seiner schwarzen Tasche ankam, war er in Begleitung einer wunderschönen Frau, die ich nicht kannte ... Ich riß meine Augen in der Dunkelheit auf und fühlte mich, als würde mein Herz von einer kalten Hand zusammengedrückt werden. Ich stand lange vor dem Klingeln meines Weckers auf und fuhr zur Arbeit.
    Ich weiß nicht, ob ich mich in meinem bisherigen Leben jemals so einsam und erschöpft gefühlt habe. Ich sprach mit kaum jemandem im Büro, und meine Leute fingen an, mir prüfende Blicke zuzuwerfen.
    Ich war einige Male nahe daran, Bill anzurufen, konnte mich dann aber doch nicht dazu entschließen. Kurz vor Mittag tat ich es schließlich. Seine Sekretärin erzählte mir freundlich, daß "Mr. Boltz" im Urlaub sei und nicht vor Anfang Juli zurück sein werde.
    Ich hinterließ keine Nachricht. Der Urlaub war nicht geplant gewesen, das wußte ich. Ich wußte auch, warum er mir nichts davon gesagt hatte. Früher hätte er es mir erzählt. Das war Vergangenheit. Es würde keine Erklärungen oder Entschuldigungen oder Lügen mehr geben. Er hatte mich für immer aus seinem Leben gestrichen. Nach dem Mittagessen ging ich hinauf in das Serologielabor und war überrascht, als ich sah, wie Betty und Wingo mit dem Rücken zur Tür standen und die Köpfe zusammensteckten. Sie blickten auf etwas Weißes in einer kleinen Plastiktüte, Ich sagte: "Hallo" und trat ein.
    Wingo stopfte die Plastiktüte nervös in eine Tasche von Bettys Kittel, als ob er ihr Geld zustecken würde.
    "Sind Sie unten fertig?" Ich tat, als wäre ich zu beschäftigt, um diese seltsame Transaktion bemerkt zu haben.
    "Äh, ja. Klar, Dr. Scarpetta", antwort ete er schnell und ging hinaus. "McFee, der Typ, der letzte Nacht erschossen wurde - ich hab' ihn vor kurzem rausgegeben. Und die Brandopfer aus Albemarle werden nicht vor vier Uhr hier eintreffen."
    "Schön. Wir obduzieren sie dann morgen früh."
    "Dachte ich mir auch", hörte ich ihn vom Korridor her sagen. Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers lag der Grund für meinen Besuch ausgebreitet. Der blaue Overall. Er war matt und schlicht, sauber geglättet und der Reißverschluß bis zum Hals geschlossen. Er hätte jedem gehören können. Es gab zahlreiche Taschen, und ich glaube, ich habe jede einzelne ein halbes Dutzend Mal durchsucht, in der Hoffnung, irgend etwas zu finden, was einen Hinweis darauf geben könnte, wer der Mörder war, aber sie waren leer. In den Beinen und Ärmeln waren große Löcher, wo Betty Teile von blutbeflecktem St off herausgeschnitten hatte.
    "Irgend etwas gefunden bei der Blutgruppenbestimmung?" fragte ich sie und versuchte, die Plastiktüte nicht anzustarren, die aus ihrer Tasche ragte.
    "Einiges habe ich schon." Wir gingen in ihr Büro. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Block, auf dem einige Notizen und Zahlen standen, die einem Nichteingeweihten wie Hieroglyphen erscheinen mußten.
    "Henna Yarboroughs Blutgruppe ist B", fing sie an. "Das ist ein Glück, denn diese Gruppe ist nicht sehr verbreitet. In Virginia haben nur etwa zwölf Prozent der Bevölkerung die Blutgruppe B. Ihre Enzymsysteme haben wir auch bestimmt. Die Untergruppen sind unglücklicherweise weit verbreitet, um die neunundachtzig Prozent und mehr bei der Bevölkerung von Virginia."
    "Wie verbreitet ist diese Konstellation?" Die Plastiktüte, die aus ihrer Tasche ragte, machte mich nervös.
    Sie fing an, Zahlen in einen Rechner einzugeben, prozentuale Anteile zu multiplizieren und durch die Anzahl der Untergruppen zu teilen. "Um die siebzehn Prozent. Siebzehn von hundert Leuten könnten diese Konstellation haben."
    "Nicht gerade selten", murmelte ich.
    "Es sei denn, man würde Spatzen als selten bezeichnen."
    "Was ist mit den Blutflecken auf dem Overall?"
    "Wir haben Glück. Der Overall muß schon getrocknet gewesen sein, als der Obdachlose ihn gefunden hat. Er ist in erstaunlich gutem Zustand. Ich habe bis auf eine

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