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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bekommen, über ihre gescheiterte Ehe mit dem Zahnarzt, der jetzt in Tidewater lebte. Ich zog die Röntgenaufnahmen aus den braunen Umschlägen heraus und hielt sie hoch, eine nach der anderen, gegen das Licht meiner Schreibtischlampe. Cecile hatte keine Verletzungen an den Knochen, außer einer verheilten Fraktur am linken Ellenbogen. Man konnte nicht sagen, wie lange dieser Bruch zurücklag, aber ich wußte, daß er nicht frisch war. Er konnte viele Jahre alt sein. Wieder fiel mir diese Verbindung zur Universitätsklinik auf. Sowohl Lori als auch Brenda Steppe waren vor kurzem in der Notaufnahme des Krankenhauses gewesen. Lori war dort, weil sie durch den Schichtdienst in der Traumatologie arbeiten mußte. Brenda wurde nach ihrem Autounfall dort behandelt. Vielleicht war es zu weit hergeholt, zu glauben, daß Ceciles gebr ochener Ellenbogen auch dort be handelt worden sein könnte. Mittlerweile war ich soweit, allem nachzugehen.
    Ich wählte die Nummer von Ceciles Schwester, die in Marinos Bericht stand.
    Es läutete fünfmal, bevor jemand abhob.
    "Hallo?"
    Es war eine schlechte Verbindung, ich hatte mich sicher verwählt. "Es tut mir leid, ich muß die falsche Nummer gewählt haben", sagte ich schnell.
    "Pardon?"
    Ich wiederholte es etwas lauter.
    "Welche Nummer haben Sie gewählt?" Die Stimme war kultiviert und mit einem Akzent aus Virginia, und sie schien zu einer Frau in den Zwanzigern zu gehören. Ich sagte die Nummer.
    "Das ist diese Nummer. Mit wem wollen Sie sprechen?"
    "Frau O'Connor", las ich von dem Bericht.
    Die junge Stimme antwortete: "Das bin ich."
    Ich stellte mich vor und hörte einen schwachen Seufzer.
    "Wenn ich es richtig verstehe, dann sind Sie Cecile Tylers Schwester."
    "Ja. Großer Gott. Ich will nicht darüber reden. Bitte."
    "Mrs. O'Connor, es tut mir wahnsinnig leid, was mit Cecile geschehen ist. Ich bin der Medical Examiner, der an diesem Fall arbeitet, und ich rufe an, um herauszufinden, ob Sie wissen, wie sich Ihre Schwester den linken Ellenbogen gebrochen hat. Sie hat eine verheilte Fraktur an ihrem linken Ellenbogen. Ich sehe mir gerade ihre Röntgenbilder an."
    Ein Zögern. Ich konnte hören, wie sie überlegte.
    "Es war ein Jogging-Unfall. Sie lief auf einem Gehweg, stolperte und fiel auf ihre Hände. Einer ihrer Ellenbo gen war durch den Aufprall gebrochen. Ich erinnere mich daran, weil sie drei Monate lang einen Gips trug in einem der heißesten Sommer, die es je gegeben hat." "Jener Sommer? War das in Oregon?"
    "Nein, Cecile hat nie in Oregon gelebt. Es war in Fredericksburg, wo wir aufgewachsen sind."
    "Wie lange ist dieser Unfall her?"
    Wieder eine Pause. "Neun, vielleicht zehn Jahre."
    "Wo wurde sie behandelt?"
    "Das weiß ich nicht. Irgendein Krankenhaus in Fredericksburg. Ich erinnere mich nicht an den Namen."
    Ceciles Stauchungsbruch war nicht hier in der Universitätsklinik behandelt worden, und die Verletzung war viel zu lange her, um eine Bedeutung zu haben.
    Ich hatte Cecile Tyler nie lebend gesehen. Ich hatte nie mit ihr gesprochen. Ich hatte einfach angenommen, daß sie "schwarz" klingen würde.
    "Mrs. O'Connor, sind Sie schwarz?"
    "Natürlich bin ich schwarz." Sie klang verärgert.
    "Hat Ihre Schwester wie Sie gesprochen?"
    "Wie ich gesprochen?" fragte sie, ihre Stimme hob sich.
    "Ich weiß, daß es eine komische Frage ist..."
    "Sie meinen, ob sie >weiß< geredet hat wie ich?" fuhr sie zornig fort. "Ja! Das hat sie! Ist es nicht das, was die Erziehung erreichen will? Daß schwarze Leute weiß reden können?"
    "Bitte", sagte ich mitfühlend. "Ich wollte Sie nicht beleidigen. Aber es ist wichtig ... "
    Ich entschuldigte mich bei dem Freizeichen.
    Lucy wußte von dem fünften Mord. Sie wußte von allen ermordeten Frauen. Sie wußte auch, daß sich eine 38er-Pistole in meinem Schlafzimmer befand und hatte mich seit dem Abendessen bereits zweimal danach gefragt.
    "Lucy", sagte ich, als ich das Geschirr in die Spülmaschine räumte, "ich möchte nicht, daß du dir Gedanken über Waffen machst. Ich würde keine haben, wenn ich nicht allein leben würde." Ich hatte daran gedacht, die Pistole an einem Ort zu verstecken, wo sie sie nie suchen würde. Aber nach der Geschichte mit dem Modem, das ich vor einigen Tagen schuldbewußt wieder an meinen Computer angeschlossen habe, hatte ich versprochen, ehrlich mit ihr zu sein. Die 38er blieb oben in meinem Schrankfach, in einer Schuhschachtel, solange Lucy bei mir war. Die Pistole war nicht geladen. In diesen Tagen entfernte ich

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