Ein Fall für Kay Scarpetta
er die Informationen zu Brenda Steppes Fall durchlas. Er änderte die Daten ab, indem er "Brauner Stoffgürtel" über "eine Nylonstrumpfhose" tippte.
Vielleicht versuchte er als letztes, bevor er wieder abschaltete, Lori Petersens Fall aufzurufen, wenn auch nur aus Neugier. Das würde erklären, warum Margaret diese Befehle auf dem Bildschirm gefunden hatte. Wurde meine Vernunft von meiner Paranoia erdrückt? Konnte es auch eine Verbindung geben zwischen dem Computereinbruch und den falsch ausgezeichneten PERKs ? Die Mappe war mit einem glitzernden Rückstand übersät. Was, wenn dieser gar nicht von meinen Händen stammte?
"Lucy", fragte ich, "gibt es irgendeine Möglichkeit, herauszubekommen, ob jemand Daten in meinem Bürocomputer abgeändert hat?"
Sie antwortete, ohne zu zögern: "Du sicherst die Daten, oder? Jemand speichert sie ab, nicht wahr?"
"Ja."
"Dann könntest du eine alte Sicherheitskopie nehmen und nachprüfen, ob die Daten geändert wurden." "Das Problem ist", meinte ich nachdenklich, "selbst wenn ich einen Unterschied feststellen sollte, dann kann ich nicht wissen, ob nicht einer meiner Angestellten die Daten auf den neuesten Stand gebracht hat. Die Unterlagen werden ständig ergänzt, da die Berichte noch Tage oder Wochen nach der ersten Eingabe eintrudeln."
"Ich schätze, du mußt sie fragen, Tante Kay. Frag sie, ob sie sie geändert haben. Wenn sie nein sagen und du eine alte Sicherheitskopie findest, die sich von dem Kram, der jetzt im Computer ist, unterscheidet, würde das dann weiterhelfen?"
"Das könnte es", gab ich zu.
Sie tauschte das Kennwort wieder mit dem ursprünglichen aus. Wir meldeten uns ab und schalteten den Bild schirm aus, damit niemand am nächsten Tag die Befehle auf dem OCME-Computer sehen würde.
Es war fast elf Uhr. Ich rief Margaret zu Hause an. Sie klang schläfrig, als ich sie über die Sicherheitsdisketten befragte und wissen wollte, ob sie möglicherweise irgend etwas hatte, was noch vor dem Computereinbruch erfaßt worden war. Sie lieferte mir die erwartete Enttäuschung. "Nein, Dr. Scarpetta. Das Büro hat nichts mehr, was so alt ist. Wir machen am Ende jedes Tages unsere Sicherheitskopien, und die vorherigen werden formatiert und dann neu beschrieben."
"Verdammt. Ich muß unbedingt auf irgendeine Art an eine Version der Datenbasis kommen, die in den letzten Wochen nicht abgeändert worden ist."
Stille.
"Warten Sie mal", murmelte sie. "Ich könnte noch eine Diskette haben ..."
"Wovon?"
"Ich weiß es nicht..." Sie zögerte. "Ich schätze, von den Daten der letzten sechs Monate oder so. Das Statistische Amt will Daten von uns haben, und vor ein paar Wochen habe ich ein bißchen herumprobiert; ich habe die Daten des Bezirks in eine Speicherzone umkopiert und dann alle Falldaten in eine Datei übertragen, um zu sehen, wie es aussieht. Möglicherweise kann ich sie über das Telefon übermitteln, direkt in ihren Großrechner -"
"Wie viele Wochen ist das her?" unterbrach ich sie. "Vor wie vielen Wochen haben Sie sie übertragen?"
"Am ersten des Monats ... mal nachsehen, ich glaube, ich habe es um den ersten Juni herum gemacht."
Meine Nerven vibrierten. Ich mußte es wissen. Zumindest konnte mein Büro nicht für die durchgesickerten Informationen verantwortlich gemacht werden, wenn ich be weisen könnte, daß die Daten abgeändert worden waren, nachdem die Berichte in der Zeitung erschienen sind.
"Ich brauche sofort einen Ausdruck von dieser Datei", sagte ich ihr.
Es war eine Weile still. Sie wirkte unsicher, als sie antwortete: "Ich hatte ein paar Probleme mit dem Vorgang." Wieder eine Pause.
"Aber ich kann Ihnen geben, was ich habe, gleich morgen früh."
Ich sah auf meine Uhr und wählte als nächstes Abbys Büronummer. Fünf Minuten später hatte ich sie an der Strippe.
"Abby, ich weiß, daß Ihre Informanten heilig sind, aber es gibt etwas, was ich wissen muß."
Sie antwortete nicht.
"In Ihrem Bericht über Brenda Steppes Mord haben Sie geschrieben, daß sie mit einem braunen Stoffgürtel erdrosselt worden ist. Woher hatten Sie dieses Detail?"
"Ich kann nicht -"
"Bitte. Es ist sehr wichtig. Ich muß einfach wissen, woher es kommt."
Nach einer langen Pause sagte sie: "Keine Namen. Ein Polizeibeamter. Es war ein Polizeibeamter, okay? Einer von den Männern, die sich am Tatort befanden. Ich kenne viele Polizeibeamte ... "
"Die Information kam in keiner Weise oder Form aus meinem Büro?"
"Absolut nicht", sagte sie bestimmt. "Sie machen sich
Weitere Kostenlose Bücher