Ein Fall für Kay Scarpetta
ich unweigerlich lachen mußte.
"So bin ich am Anfang auch in SQL gekommen", gab sie zu. "Da du mir kein Kennwort oder sonst etwas gesagt hast. Ich wollte in SQL kommen, damit ich ein paar von den Befehlen aus dem Buch ausprobieren konnte. Ich gab dem DBA-Benutzernamen einfach ein anderes Kennwort, das ich mir ausgedacht habe, damit ich hineinkonnte."
"Warte mal", bremste ich sie. "Warte mal! Was meinst du damit, du hast meinem DBA-Benutzernamen ein Kennwort gegeben, das du dir ausgedacht hast? Woher wußtest du, welches der Benutzername ist? Ich habe es dir nicht gesagt." Sie erklärte: "Es steht in deiner Autorisations-Datei. Ich habe es in dem Inhaltsverzeichnis unter Home gefunden, wo du alle Daten für die Tabellen hast, die für dich angelegt sind. Du hast eine Datei namens >Grants.SQL<, wo du alle allgemeinen Synonyme für deine Tabellen zusammengestellt hast."
Ich hatte diese Tabellen nicht selbst erstellt. Margaret hatte es letztes Jahr gemacht, und ich habe die Sicherheitskopien, die sie mir gab, zu mir genommen und meinen Heimcomputer damit gefüttert. War es möglich, daß es eine ähnliche "Grants"-Datei im OCME-Computer gab?
Ich nahm Lucy bei der Hand, und wir standen von der Couch auf. Eifrig folgte sie mir in das Arbeitszimmer. Ich setzte sie in den Stuhl vor dem Computer und zog den Polstersessel für mich heran. Wir kamen in das Datenübertragungsprogramm hinein, tippten die Nummer von Margarets Büro in der Stadt ein und starrten auf die laufenden Ziffern am unteren Bildschirmrand, während der Computer wählte. Fast sofort zeigte er uns an, daß wir verbunden waren, und nach einigen Befehlen war der Bildschirm schwarz, und das grüne C blinkte. Mein Computer war zu einem Fernglas zu den Geheimnissen meines Büros geworden, das sich zwanzig Kilometer entfernt von hier befand. Es gab mir ein etwas unbehagliches Gefühl, zu wissen, daß der Anruf noch während wir arbeiteten zurückverfolgt wurde. Ich durfte nicht vergessen, Wesley zu informieren, damit er nicht seine Zeit damit verschwendete, herauszufinden, daß der Eindringling in diesem Fall ich war. "Gib mal >find file< ein", s agte ich, "und versuche eine Datei zu finden, die irgend etwas mit >Grants< in ihrem Namen hat."
Lucy tat es. Das C-prompt kam wieder mit der Nachricht: "Keine Datei gefunden". Wir probierten es noch einmal. Wir versuchten, eine Datei namens "Synonyms" zu finden und hatten wieder kein Glück. Dann kam ihr die Idee, alle Dateien mit der Zusatzbezeichnung "SQL" zu suchen, da dies normalerweise der Anhang von den Dateien war, die SQL-Befehle enthielten. Befehle, die benutzt wurden, um allgemeine Synonyme, Public Synonyms, für die Tabellen unserer Bürodaten zu erstellen. Reihen von Dateinamen erschienen auf dem Bildschirm. Eine erregte unsere Aufmerksamkeit. Sie hieß "Public.SQL".
Lucy öffnete die Datei, und wir beobachteten, wie sie durchlief. Meine Erregung war genauso groß wie meine Bestürzung. Die Datei enthielt die Befehle, die Margaret vor langem geschrieben und abgespeichert hatte, nachdem sie diese in der Datenbasis unseres Büros angelegt hatte - Befehle wie CREATE PUBLIC SYNONYM GASE FOR DEEP.CASE.
Ich konnte nicht programmieren. Ich hatte von Public Synonyms gehört, aber ich wußte nicht genau, was sie bedeuteten.
Lucy blätterte in einem Handbuch. Sie kam zu dem Kapitel über Public Synonyms und verkündete selbstsicher: "Schau mal, das ist schlau. Wenn du eine Tabelle anlegst, dann mußt du sie unter einem Benutzernamen und einem Kennwort anlegen." Sie sah zu mir hoch, ihre Augen leuchteten hinter den dicken Brillengläsern.
"Okay", sagte ich. "Das ergibt einen Sinn."
"Wenn dein Benutzername also >Tante< und dein Kennwort >Kay< ist, dann gibt der Computer einer Tabelle, die du >Spiele< oder so nennst, in Wirklichkeit den Namen >Tante.Spiele<. Er hängt den Tabellennamen an den Benut zernamen an. Falls du nicht jedesmal, wenn du die Tabelle aufrufst, >Tante.Spiele< eintippen willst, dann erstellst du ein Public Synonym. Du tippst den Befehl CREATE PUBLIC SYNONYM SPIELE FOR TANTE.SPIELE. Es benennt praktisch deine Tabelle um, so daß sie nur noch >Spiele< heißt." Ich starrte auf die lange Liste von Befehlen auf dem Bildschirm, eine Liste, die jede einzelne Tabelle des OCME-Computers und jeden DBA-Benutzernamen, unter dem die Tabellen erstellt worden waren, preisgab.
Ich überlegte: "Aber selbst wenn jemand diese Datei gesehen hat, Lucy, dann wüßte er immer noch nicht das Kennwort. Nur der
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