Ein Fall für Kay Scarpetta
Konzertpianist hin, der gleich zu spielen beginnt. Sein Konzertflügel war die neue Inputeinheit, unter anderem bestehend aus einer Tastatur, einem Monitor, einem Bildscanner und einem Bildprozessor für Fingerabdrücke. Der Bildscanner war in der Lage, sowohl Fingerabdruckblätter als auch Abdruckspuren zu lesen. Dieser FIP, wie Vander ihn nannte, las automatisch die Merkmale der Fingerabdrücke.
Ich sah zu, wie er mehrere Befehle eingab. Dann drückte er auf die Druckertaste, und die Auflistung möglicher Verdächtiger ratterte über das grün gestreifte Papier.
Ich zog einen Stuhl heran, als Vander den Ausdruck abtrennte, das Papier in zehn Teile riß und seine Fälle von den anderen trennte. Wir interessieren uns für 88-01651, die Identifikationsnummer für die latenten Abdruckspuren, die wir auf Lori Petersens Leiche gefunden hatten. Ein Abdruckvergleich aus dem Computer ist wie eine politische Wahl. Mögliche Entsprechungen werden Kandidaten genannt und nach der Punktzahl geordnet. Je höher die Punktzahl, um so mehr Vergleichspunkte hat ein Kandidat mit den unbekannten Abdrücken gemeinsam, die in den Computer eingegeben worden waren. Im Fall 88-01651 gab es einen Kandidaten, der mit weit über tausend Punkten vorn lag. Das konnte nur bedeuten: ein Volltreffer. Oder wie Vander es leichthin ausdrückte, ein "Heißer". Der Gewinner war unpersönlich aufgeführt als NIC 112. Ich hatte das tatsächlich nicht erwartet.
"Also hat derjenige, der die Abdrücke auf ihr hinterlassen hat, eine Abdruckdatei in der Datenbank?" fragte ich.
"Richtig."
"Das heißt, es ist möglich, daß er vorbestraft ist?"
"Möglich, aber nicht sicher." Vander stand auf und ging zu dem Terminal für die Überprüfung. Er legte seine Finger leicht auf die Tastatur und starrte auf das CRT-Display.
Er fügte hinzu: "Es ist möglich, daß seine Abdrücke aus einem anderen Grund gemacht wurden. Wenn er für das Gericht tätig ist oder vielleicht einmal eine Taxilizenz beantragt hat."
Er begann, Fingerabdruckbögen aus den Tiefen des Bildspeichers abzurufen. Sofort wurde das gesuchte Abdruckbild, eine Vergrößerung von Schlingen und Wirbeln in Türkis, neben das Abdruckbild des Kandidaten plaziert. Auf der rechten Seite war eine Sparte, in der Geschlecht, Rasse, Geburtsdatum und andere Informationen bezüglich der Person des Kandidaten standen. Er ließ eine Kopie der Abdrücke ausdrucken und gab sie mir.
Ich studierte sie, las und las immer wieder die Identität . Marino würde entzückt sein. Dem Computer zufolge, und es konnte kein Zweifel darüber bestehen, wurden die latenten Abdrücke, die der Laser auf Lori Petersens Schulter entdeckte, von Matt Petersen hinterlassen, von ihrem Ehemann.
Ich war nicht übermäßig überrascht, daß Matt Petersen ihren Körper berührt hatte. Es ist oft ein Reflex, jemanden zu berühren, der tot ist, um nach dem Puls zu tasten oder an eine Schulter zu fassen, wie man es tut, um einen Menschen aufzuwecken. Was mich erschreckte, waren zwei Dinge. Erstens, die latenten Fingerabdrücke wurden entdeckt, weil derjenige, der sie hinterlassen hatte, Rückstände von diesem seltsamen Glitzerzeug an den Fingern hatte - ein Merkmal, das auch in den vorangegangenen Fällen gefunden worden war. Zweitens, Matt Petersens Fingerabdruckblatt war noch nicht ins Labor gebracht worden. Der einzige Grund, warum der Computer etwas finden konnte, war, daß es bereits eine Datei mit seinen Abdrücken in der Datenbank gab. Ich sagte Vander gerade, daß wir herausfinden mußten, warum und wann Petersens Abdrücke gemacht worden waren und ob er vorbestraft war, als Marino hereinkam.
"Ihre Sekretärin sagte, daß Sie hier oben wären", verkündete er anstelle eines Grußes.
Er aß ein Doughnut, das offensichtlich aus der Schachtel neben der Kaffeemaschine stammte. Rose brachte Montag morgens immer Doughnuts mit. Er sah sich zwischen den Computern um und schob wie beiläufig einen braunen Umschlag in meine Richtung.
"Sorry, Neils", murmelte er. "Aber die Doktorin hier sagt, sie hat das Vorrecht."
Vander sah mich neugierig an, als ich den Umschlag öffnete. In ihm steckte ein Plastikbeutel, in dem Petersens Fingerabdruckblatt war. Marino hatte mich in Verlegenheit gebracht, und ich mochte das nicht. Das Blatt hätte unter normalen Umständen direkt zum Labor gebracht werden müssen - nicht zu mir. Diese Art von Dingen ist es, die Animositäten zwischen den Kollegen fördert. Sie nehmen an, man verletze ihr Territorium, man
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