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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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konnte in der Dunkelheit nicht genug sehen, um die Kabel durchzuschneiden und sein Opfer zu fesseln. Der Beamte wäre vielleicht aus dem Auto gestiegen und hätte etwas gehört. Zumindest hätte er sich die Zeit genommen, das Licht der Taschenlampe über die Rückwand ihres Hauses gleiten zu lassen, und er hätte das fehlende Gitter, die Parkbank, das offene Fenster bemerkt. Das Ritual des Mörders brauchte seine Zeit. Die Polizei hätte in dem Haus sein können, bevor er sie tötete!
    Mein Mund war so trocken, daß ich einige Schluck Kaffee nehmen mußte, bevor ich fragen konnt e: "Wie viele wissen davon?"
    Boltz antwortete: "Niemand redet darüber, Kay. Nicht einmal Sergeant Marino weiß es. Oder zumindest bezweifle ich, daß er es weiß. Er war nicht im Dienst, als der Anruf kam. Er wurde zu Hause benachrichtigt, nachdem bereits ein Streifenbeamter am Tatort angekommen war. Im Department wird nicht darüber geredet. Diejenigen, die wissen, was geschehen ist, dürfen mit keinem darüber sprechen."
    Ich wußte, was das hieß. Lockere Mundwerke würden den Mann zurück auf die Straße befördern oder ihn hinter einen Schreibtisch im Wachzimmer verbannen.
    "Der einzige Grund, warum wir Sie in dieser unglücklichen Sache unterrichten" - Amburgey wählte seine Worte vorsichtig -, "ist, weil Sie den Hintergrund brauchen, um die Schritte zu verstehen, zu denen wir uns gezwungen sehen."
    Ich saß angespannt da und sah ihn scharf an. Gleich würde ich erfahren, worum es eigentlich ging.
    "Ich hatte gestern abend eine Unterredung mit Dr. Spiro Fortosis, dem forensischen Psychiater, der so freundlich war, uns seine Ansichten mitzuteilen. Ich habe die Fälle mit dem FBI besprochen. Die Meinung der Leute, die Erfahrung mit der Typisierung solcher Mörder haben, ist, daß Publicity das Problem verschärft. Dieser Typ von Mörder fährt darauf ab. Es erregt ihn ganz außerordentlich, wenn er liest, was er getan hat. Es spornt ihn an."
    "Wir können die Pressefreiheit nicht einschränken", erinnerte ich ihn unverblümt. "Wir haben keine Kontrolle darüber, was die Reporter schreiben."
    "Die haben wir." Amburgey sah aus dem Fenster. "Sie können nicht viel schreiben, wenn wir ihnen nicht viel sagen. Unglücklicherweise haben wir ihnen bereits sehr viel gesagt." Eine Pause. "Oder zum indest jemand hat das getan."
    Ich wußte nicht genau, wohin Amburgey steuerte, aber die Schilder zeigten eindeutig in meine Richtung.
    Er fuhr fort: "Die sensationellen Details - die durchgesickerten Informationen -, über die wir schon geredet haben, sind zu plastischen, gruseligen Geschichten, zu Schlagzeilen geworden. Es ist die Expertenmeinung von Dr. Fortosis, daß es das sein könnte, was den Mörder dazu gebracht hat, so schnell wieder zuzuschlagen. Die Veröffentlichungen erregen ihn, setzen ihn unter unglaubliche Spannung. Das Verlangen erreicht wieder einen Höhepunkt, und er muß ein neues Opfer suchen, um Erleichterung zu finden. Wie Sie wissen, lag nur eine Woche zwischen den Morden an Cecile Tyler und Lori Petersen -"
    "Haben Sie mit Benton Wesley darüber gesprochen?" unterbrach ich ihn.
    "Das mußte ich nicht. Ich habe mit Susling, einem seiner Kollegen in der Fakultät für Verhaltensforschung in Quantico, geredet. Er ist ziemlich bekannt, hat einiges darüber veröffentlicht."
    Gott sei Dank! Der Gedanke, daß Wesley gerade vor ein paar Stunden in meinem Konferenzsaal gesessen und nichts von dem erwähnt hätte, was ich gerade erfuhr, wäre unerträglich gewesen. Er wäre genauso wütend, wie ich es war, dachte ich. Der Commissioner zwängte seinen Fuß in die Ermittlungsarbeiten. Er umkreiste mich, umkreiste Wesley, umkreiste Marino und nahm die Dinge selbst in die Hand.
    "Die Wahrscheinlichkeit, daß Sensationsberichte durch Gerede und durch undichte Stellen zustande gekommen sind", fuhr Amburgey fort, "die Tatsache, daß die Stadt sich durch dieses Mißgeschick mit dem 911er Notruf schuldig gemacht haben könnte, das alles bedeutet, daß wir ernsthafte Maßnahmen ergreifen müssen, Dr. Scarpetta. Alle Informationen, die an die Öffentlichkeit weitergegeben werden, werden von diesem Augenblick an über Norm oder Bill geleitet, soweit es die polizeilichen Meldungen betrifft. Und aus Ihrem Büro wird, außer durch mich, nichts mehr herausgegeben. Ist das klar?"
    Es hatte noch nie ein Problem mit meinem Büro gegeben, und er wußte das. Wir hatten nie um Publicity gebeten, und ich war immer sehr vorsichtig, wenn ich Informationen an

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