Ein Fall für MM und die 4V: Die Monstermotte beißt sich durch (German Edition)
mein Mann kann ja das mit der Rechnung erledigen.“
„Aber natürlich, Frau Weber, kein Problem.“ Dann legte Frau Lieblich die Scheine auf den Tresen. „Einhundert, zweihundert, dreihundert …“
Herr Weber zählte alles nach und steckte das viele Geld in die Kasse. Er brachte Frau Lieblich zur Tür und bedankte sich noch beinahe hundert Mal bei ihr. Kurz darauf ging auch der Fremde.
„Ein Glück, endlich ist wieder Geld in der Kasse“, freute sich Frau Weber und nähte lächelnd den letzten Knopf an das Kostüm. „So, das wäre auch geschafft. Leider ist an der Arbeit nicht viel verdient, nachdem die Ratten den ersten Ballen Stoff gefressen haben.“
Sie hängte das Kostüm auf, dann wandte sie sich an Emil. „Nun, Junger Mann, dann zieh mal deine Hose aus.“
Emil wurde rot wie eine Tomate. Er konnte doch nicht hier vor Frau Weber und allen Leuten in seiner Unterhose herumstehen.
Felix half ihm aus der Patsche. „Das machen wir am besten in meinem Zimmer, ich kann ihm eine Hose leihen. Und Johann wartet übrigens noch auf seinen Mantel.“
„Ach herrje, der Mantel“, stöhnte Frau Weber. Dann flüsterte sie Felix zu: „Den hab ich auf die Terrasse gehängt. Ich will ja keine Motten im Haus.“
Felix musste grinsen. Zum Glück wusste Frau Weber nichts von MM, der Monstermotte.
Die schlief wie üblich auf dem Schrank, als Felix mit seinem Freund ins Zimmer kam. Sie schien nichts angeknabbert zu haben, weder die Bettdecke noch die Vorhänge, auch nicht Felix’ Sweatshirt, das er über den Stuhl gehängt hatte.
Der Riss in Emils Hose war kaum noch zu sehen, nachdem Felix’ Mutter ihn geflickt hatte. „Vielen Dank! Was macht das?“, fragte Emil.
„Das kostet nichts“, beruhigte Frau Weber den Freund ihres Sohnes.
„Super!“ Da war Emil beruhigt, er hatte sein mickriges Taschengeld nämlich bis auf den letzten Cent verbraucht. „Vielleicht kann ich Ihnen im Gegenzug mal wieder helfen, wenn Sie Probleme mit dem Computer haben.“
Als Emil gegangen war, plumpste Frau Weber erschöpft auf den Stuhl. „Puh, das war ein anstrengender Tag.“
„Ja, aber immerhin einer mit Geldsegen“, antwortete ihr Mann. Nach einem Blick auf die Uhr stellte er fest: „Die Bank hat schon geschlossen, heute kann ich das Geld nicht mehr einzahlen. Na ja, dann werde ich es eben bis morgen früh in der Kasse lassen.“
Er löschte das Licht und ließ das Geld wo es war. Nie hätte Herr Weber geahnt, dass dies ein riesengroßer Fehler war, den er bald sehr bereuen sollte.
8. Wie gewonnen, so zerronnen
Felix schmierte sich gerade Schokocreme auf sein Brot, Lara löffelte ihre Cornflakes. Da hallte ein markerschütternder Schrei durchs Haus. Wahrscheinlich war er bis zum Mond zu hören.
„Hilfe! Nein! Das kann doch nicht wahr sein!“ Herr Weber war eigentlich eher ein ruhiger Mensch, aber im Moment schien er sehr aufgebracht.
Laura verschluckte sich an ihren Cornflakes. „Oh je, heute ist wohl schon wieder ‚Tag des Schreiens’“, murrte sie nach einem kurzen Hustenanfall.
Felix hatte sich gerade ein großes Stück Brot in den Mund gestopft und eilte nun in den Flur. Krümelspuckend rief nach unten: „Waf’n lof`?“
„Oh nein!“, hörte man kurz darauf entsetztes Gezeter von Frau Weber. „Hilfe! Diebe! Das gibt’s doch nicht! Alles ist weg!“
„Was? Diebe?“ Nun eilte auch Laura herbei. Zusammen mit ihrem Bruder polterte sie die Treppe hinunter.
Ihre Eltern starrten verzweifelt in die leere Ladenkasse. Die Mutter weinte, der Vater schüttelte den Kopf und murmelte: „Ich versteh das nicht. Nein, ich versteh das nicht.“
„Was gibt’s da zu verstehen?“, keifte Frau Weber ihn an und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. „Es wurde eingebrochen. Ein Dieb hat das ganze Geld gestohlen.“ Dann fing sie wieder an zu schluchzen. „Wie soll es nur weitergehen. Das viele Geld. Und wir müssen doch dringend unsere Rechnungen bezahlen.“
Felix wusste gleich, was zu tun ist. „Ihr müsst die Polizei anrufen. Und die Spurensicherung. Die müssen Fingerabdrücke nehmen. Und dann müssen sie die Straßen absperren. Und dann braucht man einen Hubschraubereinsatz. Und beim Fernsehen sollen sie eine Suchmeldung bringen, bei ‚Aktenzeichen xy ungelöst’. Und vielleicht kann der Bello von Frau Maier die Spur des Verbrechers verfolgen.“
„Ja, du hast recht“, sagte Herr Weber und griff zum Telefon. „Ich muss gleich die Polizei anrufen.“ Den Fernsehleuten gab er jedoch nicht
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