Ein Fall für Nummer 28
ausrichten. Mit dem habe ich nämlich vorhin telefoniert«, sagte er. »Und
ich soll Ihnen sagen, dass jemand von einem Detektivbüro in der Villa Grünberg angerufen hat, um sich zu erkundigen, ob Sie
zufällig dort sind. Die vermissen Sie nämlich.«
»Oh«, sagte Otto nur.
Nadeshda runzelte die Stirn. Detektivbüro? Was erzählte Fiede da?
»Fiede, warum hast
du
denn mit Herrn Grünberg telefoniert?«, fragte sie irritiert.
»Na, ganz einfach: Ich wollte wissen, wie der Gärtner hieß, der vor Otto bei den Grünbergs gearbeitet hat«, antwortete Fiede
gelassen. »Und dreimal dürft ihr raten, wie!«
Nadeshda stutzte. »Doch nicht etwa Radomski?«, fragte sie ungläubig.
»Doch, Radomski! Genau so! Und ratet, wer ihn überführt hat!«, sagte Fiede.
»Keine Ahnung«, sagte Nadeshda.
»Otto Honig!«
»Wie? Überführt? Das ... das ... das heißt, Otto ist gar kein Einbrecher?«, stotterte Nadeshda ungläubig.
»Nein, natürlich bin ich kein Einbrecher«, erklärte Otto entrüstet. »Ich bin Detektiv. Ich arbeite seit Neuestem in einem
Detektivbüro. Und mein erster Fall war der Fall Radomski!«
Bevor Nadeshda noch nachfragen konnte, wie Otto an diese Stelle gekommen war, unterbrach Poli-Kala das Gespräch. »Können wir
jetzt hier rausgehen?«, quengelte sie und zog ungeduldig an Nadeshdas T-Shirt . »Ich will endlich nach Hause!«
Und das wollten die anderen auch. Schon viel zu lange standen sie hier in diesem muffigen Gang im Dunkeln herum.
»Wenn wir uns beeilen, bekommen wir vielleicht noch mit, wie der lange Radomski verhaftet wird«, sagte Otto. »Ich habe nämlich
der Polizei Bescheid gesagt, dass sie zu seinem Lieferwagen am Fischerspark kommen soll.«
Nichts wie raus!
Gogo, Poli-Kala, Nadeshda und Otto fassten sich an den Händen. Fiede ging voran, Gogo legte ihm von hinten seine Hand auf
die Schulter. In einer langen Schlange machten sie sich auf den Weg in Richtung Ausgang. Bummbrett raste voraus. Mit seinem
Stock ertastete Fiede sich den Weg durch den finsteren Gang.
Otto, der hinter Nadeshda ging, flüsterte: »Hat dir denn das Detektivbuch nicht gefallen?«
»Was, das war von dir?!«, fragte Nadeshda und fiel aus allen Wolken. »Der Super-Detektivgeburtstag etwa auch ...?«
»Ja«, gab Otto mit Stolz in der Stimme zu. »Die Idee dazu hatte ich, als ich die neue Stelle im Detektivbüro bekommen hatte.
Glücklicherweise hatte ich für den Geburtstag schon alles organisiert, bevor ich verschwinden musste.«
»Aber warum bist du denn überhaupt so plötzlich abgetaucht?«, fragte Nadeshda.
»Na, um euch nicht zu gefährden. Als ich den Auftrag bekommen habe, konnte ja niemand ahnen, dass der lange Radomski ausgerechnet
in die Brunnenstraße Nummer 28 einziehen würde. Aber als ich bemerkt habe, was los ist, bin ich eben für ein paar Nächte ins
Detektivbüro gezogen! Und, was ist mit dem Geburtstags-Fall? Habt ihr ihn gelöst?«
»Na ja, nicht ganz«, erklärte Nadeshda. »Das kleine freche Mädchen, das vor mir geht, hat uns den Schatz vor der Nase weggeschnappt.«
»Aber ich habe mit euch geteilt!«, rief Poli-Kala von vorn.
Als sie endlich glücklich aus dem Gang herausgestolpert waren, wurden sie von blendender Sonne empfangen. Es dauerte etwas,
bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Aber dann wollten sie alle nur eins: so schnell wie möglich zum Fischerspark.
Diesmal nahmen sie nicht den Weg über den Todeshügel, sondern kletterten schräg den Hang zur Elbchaussee hoch. So wie Fiede
sie eben durch den finsteren Gang geführt hatte, so führten sie ihn nun durch das Gestrüppdickicht des Elbhangs.
Atemlos erreichten sie kurz darauf den Fischerspark. Sie sahen gerade noch, wie Radomski, sich mit Händen und Füßen wehrend,
von Polizisten in einen Polizeiwagenverfrachtet wurde. Mit Blaulicht rasten sie mit ihm davon. Ein zweiter Polizeiwagen stand neben einem Lieferwagen, in dem
die Kartons aus dem unterirdischen Gang gestapelt waren. Zwei Polizisten überprüften den Inhalt der Kartons.
»Wenn etwas fehlt«, sagte Nadeshda zu den Polizisten, »dann hat der Radomski es auf seinem Dachboden in der Brunnenstraße
Nummer 28. Da hat er nämlich an meinem Geburtstag einen ganzen Stapel Kartons hochgeschleppt. Und das«, sie deutete voller Stolz auf
Otto, »das ist Otto Honig. Der hat den Fall gelöst!«
»Sind Sie der Herr vom Detektivbüro, der uns benachrichtigt hat?«, wurde Otto gefragt.
Otto nickte und wurde ein
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