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Ein Fall für Nummer 28

Ein Fall für Nummer 28

Titel: Ein Fall für Nummer 28 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Klages
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Da fiel ihr plötzlich siedend heiß ein, dass Otto ja genau an dem Tag verschwundenwar, an dem Radomski in das Haus in der Brunnenstraße gezogen war. So, wie es aussah, wusste Radomski gar nicht, dass Otto
     Honig ebenfalls in der Nummer 28 wohnte!
    »Ganz schön dunkel hier«, flüsterte Poli-Kala mit dünner Stimme. »Kannst du nicht mal die Taschenlampe einschalten, Gogo?«
    »Psst!«, machte Nadeshda. Sie wollte unbedingt mitbekommen, was weiter vor der Tür geredet wurde. Die Hände vor sich ausgestreckt,
     tastete sie sich an der Wand entlang in die Richtung, in der sie die Tür vermutete. Vorsichtig setzte sie einen Schritt vor
     den anderen.
    »Müssen wir jetzt für immer hierbleiben?«, flüsterte Poli-Kala hinter ihr mit kläglicher Stimme.
    »Nein, bestimmt nicht«, flüsterte Gogo beruhigend zurück. »Bestimmt kommt Otto gleich und lässt uns raus!«
    In diesem Moment wurde tatsächlich der Riegel zurückgeschoben und die Tür geöffnet.
    »Schau, Poli, da ist Otto schon!«, rief Gogo.
    »Das Handy bleibt hier!«, hörten sie Radomski rufen. Im Schein des schwachen Lichtstrahls, der von außen in den Raum fiel,
     sahen sie, wie Radomski Otto in den Raum stieß. Kaum war Otto drinnen, wurde die Tür wieder zugeworfen und verriegelt. Sofort
     war alles wieder finster.
    Otto bollerte wild gegen die Tür. »Aufmachen!«, rief er. »Sofort aufmachen!«
    Sie lauschten. Draußen blieb es still. Vom langen Radomski war nichts zu hören. Nadeshda schluckte. Und was jetzt?
    Otto warf sich immer wieder gegen die Holztür, in der Hoffnung, der große Riegel würde nachgeben. Doch ohne Erfolg.
    »O nein!«, stöhnte er schließlich verzweifelt auf. Es hörte sich an, als wäre er zusammengesunken wie ein Häufchen Elend.
    »Oh, Mann, Otto! Und wie sollen wir hier jetzt wieder herauskommen?«, schnauzte Nadeshda wütend in die Richtung, in der sie
     Otto vermutete. »Das hätte ich nie von dir gedacht, dass du auch so ein Verbrecher bist wie dieser Radomski.«
    »Ach, Nadeshda. In Wirklichkeit ist alles ganz anders!«, sagte Otto mit müder Stimme. »So glaub mir doch!«
    »Dir glaube ich gar nichts mehr«, schrie Nadeshda in die Dunkelheit. »Was war denn mit der Superüberraschung zu meinem Geburtstag?
     Nicht mal ein klitzekleines Geschenk habe ich von dir bekommen!!!« Nadeshda wusste selbst, dass das jetzt im Moment eigentlich
     überhaupt nicht wichtig war.
    »Nadeshda, ich kann dir alles erklären!«, versuchte Otto es noch einmal. »Ich musste doch   ...«
    Nadeshda wollte gar nichts hören. »Ach, lass mich in Ruhe!«, schnauzte sie und schluckte ihre Tränen hinunter.
    Otto verstummte.
    Nadeshda wollte jetzt nur noch zu den anderen zurück. »Gogo, wo seid ihr?«
    Poli-Kala antwortete mit piepsiger Stimme. Nadeshda tastete sich an der Mauer entlang zurück zu den beiden. Sie hockte sich
     zu ihnen auf den Boden und starrte angestrengt in die Dunkelheit.
    Gogo ließ sich hören: »Herr Honig, weiß außer Ihnen und diesem Radomski noch jemand von dem geheimen Gang?« Er klang plötzlich
     wie ein Kommissar im Fernsehen.
    »Nein, niemand«, sagte Otto mit gepresster Stimme. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, im Büro davon zu berichten. Heute Morgen
     wollte ich dort noch eine kurze Notiz hinlegen. Aber dann habe ich es in der Eile vergessen.«
    Nadeshda verstand gar nichts mehr. Was redete Otto da von einem Büro? Ein Einbrecherbüro? Nadeshda beschloss, einfach nicht
     mehr zu beachten, was Otto erzählte. Ihre letzte Hoffnung war Poli-Kala. Sie beugte sich zu ihr hinüber: »Poli, du hast doch
     bestimmt irgendjemandem von dem Gang hier erzählt, nicht wahr?«
    »Nein, hab ich nicht!«, protestierte Poli-Kala empört. »Das habe ich doch versprochen! Piratenehrenwort!«
    »Und Fiede? Hast du Fiede auch nichts gesagt? Auch nicht vielleicht ein klitzekleines bisschen?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht!«, sagte Poli-Kala. »Das habt ihr mir doch verboten!«
    Das hatten sie nun davon! Niemand wusste, wo sie waren. Wer sollte darauf kommen, dass sie in einem Raum am Ende eines geheimen
     unterirdischen Ganges unter dem Donnerschloss eingesperrt waren? Nie im Leben würde hier unten jemand nach ihnen suchen.
    Nadeshda dachte an ihre Mutter und versuchte, nicht zu weinen. Die Stille rauschte in ihren Ohren. Sie blinzelte. Aber egal
     ob sie die Augen offen hatte oder schloss: Alles war schwarz. Es machte keinen Unterschied.
    Sie konnte und konnte sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen. Sie musste an Fiede

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