Ein Fall für Perry Clifton
sich.
Lachhaft zu glauben, man könne ihm erzählen, es gäbe Hühner, die rechteckige Eier legen.
Zur gleichen Zeit, als Orville die Angaben des Chauffeurs zu Protokoll nimmt und ebenso ein Protokoll über seinen Besuch bei Kandarskys anfertigt, trifft zweiunddreißig Kilometer entfernt Perry Clifton wieder in seiner Wohnung in Norwood ein.
Es ist inzwischen 22.30 Uhr geworden. Perry ist mit sich im höchsten Grade unzufrieden.
Mürrisch reißt er sich die Sachen herunter und schlüpft in seinen Hausmantel. Er läßt sich in einen Sessel fallen und geht im Geiste noch einmal Punkt für Punkt seines abendlichen Abenteuers durch.
Warum haben die Baronin und später auch der Baron so entsetzt auf seine Beine gestarrt? Warum?
Er fischt den Würfel aus der Jackentasche und stellt sich vor den Spiegel — da, nichts zu sehen. Noch einmal dasselbe — wieder nichts. Nicht die kleinste Ecke seines Hausmantels ist zu sehen. Warum also nur die erschrockenen Blicke?
Er findet keine Antwort auf diese Frage.
Dagegen kehrt etwas anderes in sein Gedächtnis zurück. Teile einer Unterhaltung, die er aufgeschnappt hat, bevor sich das Unglück ereignete. Und je länger Perry über diesen Worten brütet, um so mehr formt sich in ihm ein gewisser Verdacht.
Wer ist zum Beispiel diese Kathrin, von der Baron Kandarsky behauptete, sie läge im Krankenhaus und sei völlig ahnungslos. Wer ist diese Frau? Und was ist das für eine Uhr, die sowieso nicht gehen soll?
Perry Clifton grübelt und grübelt. Er studiert seine bisherigen Aufzeichnungen und setzt diesen neue hinzu.
Es schlägt bereits ein Uhr, als Perry endlich ins Bett schlüpft. Unentwegt dabei an die mysteriösen Worte denkend und nicht ahnend, daß es bereits zwei Polizeiakten mit dem Titel „Ein Herr in grauer Hose“ gibt.
Der nächste Tag ist ein Sonntag. Perry ist noch im Morgenrock und gerade beim Rasieren, als sein Freund Dicki auftaucht. Noch nach frischen Brötchen duftend und mit ordentlich gezogenem Scheitel.
„Guten Morgen, Mister Clifton...“
„Guten Morgen, Dicki!“ brummt Perry mit verzerrtem Mund, denn er kratzt gerade am Hals herum.
Daß Dicki kein Freund von langen Vorreden ist, beweist er sofort.
„Hm... Mister Clifton — waren Sie gestern eigentlich bei dem Baron?“
„Ja, Dicki, war ich.“
Dicki runzelt die Stirn. Wenn er sich nur nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen lassen würde, denkt er vorlaut.
„Als Unsichtbarer?“
„Ja, als Unsichtbarer... das heißt“, setzt Perry zögernd hinzu, „so ganz bin ich mir darüber nicht im klaren.“
„Das versteh’ ich nicht.“
Perry geht auf Dicki zu.
„Hör zu, Dicki. Irgendwas hat gestern mit meiner Unsichtbarkeit nicht gestimmt...“ Und plötzlich kommt Clifton ein Gedanke. Wieder holt er den Würfel und baut sich vor Dicki auf.
„Ich werde jetzt den Würfel nehmen... so — jetzt... Siehst du was, Dicki?“
Dicki weicht erschaudernd einen Schritt zurück.
„Nein, Mister Clifton — Sie sind weg!“
„Sieh auf meine Beine!“
„Ich sehe keine Beine. Ich sehe gar nichts!“
Perrys Stimme ist dringend. „Sieh genau hin, Dicki. Siehst du wirklich nichts?“
„Nein, Mister Clifton, Ehrenwort.“
Perry legt den Würfel auf den Tisch. Nachdenklich sagt er dann: „Dem guten genialen Lester Mac Dunnagan muß etwas entgangen sein... Und wenn es nur eine Kleinigkeit ist..
Da Dicki mit Perrys Gerede nichts anzufangen weiß, geht er zur nächsten Frage über.
„Haben Sie etwas über die Diamanten erfahren?“
„Du erwartest eine ganze Menge von mir, Dicki... aber leider kann ich nicht hexen.“
„Wo Sie doch jetzt den Zauberwürfel haben?!“ kontert Dicki naseweis.
„So — und du glaubst, ich brauche das Ding nur in die Höhe heben, und schon kommen die Diebe gerannt, hm?“
„Ganz so nicht..
„Aber ähnlich, was? — Zuerst muß ich herausfinden, in welchem Zusammenhang eine gewisse Kathrin zu den Kandarskys steht.“
„Von einer Kathrin haben Sie noch nie gesprochen“, stellt Dicki verwundert fest.
„Konnte ich auch nicht. Von ihrer Existenz habe ich selbst erst gestern erfahren.“
Ja, und da spricht Dicki ein großes Wort, und er ist erstaunt, welche Reaktion dieses Wort bei Perry auslöst.
„Fragen Sie doch mal den Chauffeur, der den Wagen des Barons beim Überfall gefahren hat.“
Zuerst stutzt Perry. Dann aber geht ein breites Grinsen über sein Gesicht, und voller Begeisterung knallt er Dicki seine Rechte auf die Schulter.
„Du bist
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