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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Brosche?“
    „Einhundertfünfundsechzig Pfund, Mylady“, antwortet die Verkäuferin und kann kaum ihre Verwunderung darüber verbergen, daß die Kundin nicht einmal zur Begutachtung den Gesichtsschleier zurückschlägt.
    In diesem Augenblick nimmt die Lady das Schmuckstück von der Platte und hält es gegen das Licht. Einige Atemzüge lang scheint sie sich an dem Feuer des Steines zu erfreuen... Und dann geschieht es... Mit einem „Oh, wie ungeschickt!“ tritt sie einen halben Schritt zurück, während ihre Augen den Boden abzusuchen scheinen...
    „Bitte, treten Sie nicht darauf, Mylady!“ ruft die Verkäuferin erschrocken und ängstlich zugleich. Mit hastigen Schritten eilt sie dann um den Verkaufstisch herum.
    „Das ist aber sonderbar“, vernimmt sie die Stimme der Kundin und weiß zuerst nicht, was diese damit meint.
    „Haben Sie sie schon?“ fragt Miß Carner.
    „Nein, ich kann sie nicht finden. Die Brosche kann doch nicht verschwunden sein...“ Die Stimme der Kundin klingt erregt und fassungslos.
    Miß Carner, die Verkäuferin, ist kreidebleich. Sie spürt, wie ein Zittern in ihren Beinen hochzukrauchen beginnt. Und wie ihr Mund plötzlich ausgetrocknet ist.

    Blitzschnell läßt sie sich auf die Knie nieder. Keine Ecke, kein Vorsprung und keine Nische entgehen ihren Nachforschungen. Als sie sich vor Aufregung keuchend und voller Angst wieder aufrichtet, steht ein schrecklicher Verdacht in ihren Augen.
    Die Brosche ist verschwunden; daran kann nicht gezweifelt werden. Eine Brosche für einhundertfünfundsechzig Pfund Sterling. Und für einhundertfünfundsechzig Pfund muß Miß Carner über vier Monate arbeiten. Bei dieser Überlegung angekommen, werden ihre Augen schmal.
    Ein Schmuckstück kann sich schließlich nicht in Luft auflösen.
    „Was sehen Sie mich so an?“ fragt die schwarzgekleidete Lady aggressiv, als sie den scharfen Blick der Verkäuferin auf sich ruhen sieht. „Glauben Sie, ich habe die Brosche verschluckt?“
    „Diese Bemerkung paßt nicht zu einer vornehmen Dame“, durchfährt es Miß Carner blitzschnell, bevor sie laut nach Mister Sounders, dem Abteilungsleiter, ruft.

    Fünfundvierzig Minuten nach sechzehn Uhr verläßt die Schwarzgekleidete tief beleidigt die Verkaufsräume von Cook & Small. Zurück bleiben eine völlig aufgelöste Verkäuferin, ein verzweifelter Abteilungsleiter und zwei händeringende Hausdetektive. Zu acht hatten sie die gesamte Schmuckabteilung auf den Kopf gestellt. Nicht den kleinsten Winkel hatte man vergessen.
    Auch Lady Matcroft, als die sich die schwarze Dame auswies, mußte sich eine Leibesvisitation gefallen lassen. Vergeblich... Die Brosche blieb verschwunden.

Nebel.

    Drei Tage später.
    Um zehn Uhr zwanzig unterbricht Studio London der BBC sein Musikprogramm.
    „Liebe Zuhörer“, meldet sich die Stimme von Daniel Kilg, dem Nachrichtensprecher. „Wir unterbrechen für einen Augenblick unser Musikprogramm für eine wichtige Durchsage:
    Der Nebel in den Straßen unserer Stadt hat in den letzten beiden Stunden so stark zugenommen, daß er eine akute Gefahr für Verkehr und Gesundheit darstellt. Verlassen Sie Ihre Häuser nur noch, wenn Sie Unaufschiebbares Vorhaben. Eine besondere Warnung den Kraftfahrern: Wie uns die Polizei soeben meldet, beträgt die Sichtweite in der Innenstadt nur mehr drei Meter.“

    Diese Durchsage erfolgte um zehn Uhr zwanzig. Genau acht Minuten später betritt eine schon ältere Krankenschwester die Verkaufsräume des renommierten Waren- und Versandhauses „Exquisit“ in der Tanton-Street.
    Trotz des gefährlichen Nebels ist die untere Verkaufsetage gut besucht.
    Knappe dreißig Meter neben dem Hauptportal aus Glas und Messing befindet sich die Schmuckabteilung.
    Billy Higgins ist nicht nur Chefverkäufer in der Schmuckabteilung, sondern auch ein eitler Geck.
    Immer nach der letzten Mode gekleidet und immer mit pomadeglänzendem Haar wird er im Haus nur „Mister Mannequin“ genannt. Seine Eitelkeit ist legendär. Dazu kommt, daß er sich für Englands begabtesten Verkäufer hält.
    Billy Higgins ist gerade dabei, sich ein nicht vorhandenes Stäubchen vom Revers seines eleganten Sakkos zu blasen, als sein Blick auf eine ältliche Krankenschwester fällt, die schüchtern, als würde sie selten in die große Stadt kommen, dem Verkaufstisch zustrebt.
    Billy stellt sich in Positur, fährt sich schnell noch einmal über den Scheitel und flötet in seiner freundlichsten Tonart:
    „Na, Schwester, haben Sie sich

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