Ein Fall von Liebe (Baccara) (German Edition)
dem alten Mann die alleinige Kontrolle über das Unternehmen. „Wird dabei wieder jemand auf mich schießen?“
Cecil überhörte den Kommentar. „Ich schicke dich zu einem Treffen mit den Indianern. Du bist besser im Reden.“
Das ist maßlos untertrieben, dachte Dan. Cecil redete nicht, Cecil befahl.
„Es ist eine Horde von Idioten. Sie glauben, sie bekommen eine gerichtliche Anordnung durch wegen des Damms und der Wasserrechte, die mir gehören.“
„Die uns gehören. Hast du keine Anwälte? Wozu brauchst du mich?“
„Die Anwältin des Stamms ist eine echte Granate. Rosebud Donnelly. Sie hat drei von meinen Anwälten zum Frühstück verspeist.“ Cecil spuckte die Worte verächtlich aus.
Rosebud? Wie in dem Film, den seine Mutter so sehr geliebt hatte? Das konnte nicht sein. Trotzdem empfand Dan ein wenig Bewunderung für sie. Wer in der Lage war, seinen Onkel festzunageln, den sollte man ernst nehmen. „Und?“
Cecil musterte Dan mit den Augen eines knallharten Geschäftsmanns. „Du bist attraktiv, Junge. Du kannst gut mit Frauen umgehen.“
Dan erstarrte. Junge. Er hasste es, wenn Cecil ihn so nannte. Er war ganz gewiss nicht Cecils Junge!
„Du bist auch mit diesen Verrückten von BdE in Texas klargekommen. Das hier ist dasselbe. Nur dass sie eine Frau ist.“
Dan räusperte sich. „Was soll ich tun? Sie so heiß machen, dass sie vergisst, uns zu verklagen?“ Jetzt erstarrte Cecil. Wir , dachte Dan. Das ist auch meine Firma.
„Ich will nur, dass du sie ein bisschen ablenkst. Falls du zufälligerweise ihre Akten in die Finger bekommst …“ Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber es war klar, was er wollte: Dan als männliches Flittchen benutzen.
Dan griff sich die Papiere. Je früher er hier herauskam, desto besser. Sogar die Luft in Cecils Nähe war vergiftet. „Wo?“
„Im Reservat. Morgen um zehn.“ Cecil winkte ihn hinaus.
Zum zweiten Mal an diesem Tag sah Dan rot. Cecil hatte billigend in Kauf genommen, dass da draußen jemand auf seinen Neffen wartete. Wenn Dan es nicht besser gewusst hätte, hätte er geglaubt, Cecil würde ihn gern tot sehen.
Er blickte auf die Papiere in seiner Hand. Es war ein Ausdruck, der den Hauptsitz des Stammes zeigte und ein paar Namen. Dan wollte einerseits, dass sein Onkel glaubte, dass er seine Anweisungen befolgen würde. Andererseits hatten die Indianer vielleicht etwas gegen Cecil in der Hand, das Dan nutzen konnte. Außerdem war das Reservat der beste Platz, nach einer indianischen Prinzessin Ausschau zu halten, die mit einem Revolver umgehen konnte.
Er würde mit Rosebud Donnelly anfangen.
2. KAPITEL
Rosebud Donnelly betrachtete ihre Rezeptionistin Judy über den Rand ihrer Brille hinweg. Judy stand in der Tür und schaute verwirrt drein.
„Er ist da.“
„Will Johnson noch eine Abreibung?“ In ihrem Büro erlaubte es sich Rosebud, den Kopf über diesen lächerlichen Anwalt zu schütteln. Das war wirklich ein erbärmlicher Kerl.
„Nein“, erwiderte Judy lächelnd.
„Es ist nicht Johnson?“ Rosebud konnte sich nicht vorstellen, dass sich Cecil Armstrong in der Öffentlichkeit zeigen würde. Sie war ihm nie begegnet, hielt ihn aber für eine Art Vampir. Statt Blut saugte er ihr Reservat aus, um es anschließend zu überschwemmen.
„Er hat gesagt, sein Name sei Dan Armstrong und er sei Cecils Neffe.“
Rosebud war sehr zufrieden. Sie würde diesen Kerl kriegen. Offenbar waren Cecil die teuren Anwälte ausgegangen, die Stammesrecht nicht von einem Loch im Boden unterscheiden konnten. Nun musste er wohl auf seine Familie zurückgreifen. „Eine kleine Ausgabe von Cecil, was?“
„Nein“, antwortete Judy. „Das ist er ganz und gar nicht. Sei vorsichtig, Rosebud.“
Judys Besorgnis war ungewöhnlich. „Ich bin immer vorsichtig.“ Das war richtig. Sie ging kein Risiko ein – weil sie sich das nicht leisten konnte. „Sag ihm, er soll sich setzen. Gib ihm Kaffee, viel Kaffee.“ Ihre Feinde sollten es so ungemütlich wie möglich haben. „Und gib mir Bescheid, wenn Joe und Emily kommen.“
Nachdem Judy gegangen war, um Kaffee aufzusetzen, nutzte Rosebud die Zeit, ihr jämmerliches Make-up-Täschchen hervorzukramen. Ihr gutes Aussehen war eine ihrer stärksten Waffen – oder auch ihre beste Verteidigung.
Nachdem sie den Stamm drei Jahre lang gegen Armstrong Holdings vertreten hatte, hatte Rosebud ihre Strategie perfektioniert. Johnson war ihr letztes Opfer gewesen. Drei Wochen lang hatte Rosebud das Dummerchen gespielt.
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