Ein Fall von Liebe (Baccara) (German Edition)
aus ihrem Gesicht und berührte zart ihren Wangenknochen. Rosebud zitterte. Er lächelte, und sie erkannte, dass er dieses Zittern spürte.
Er wollte sie küssen. Sie sollte stolz darauf sein, doch dann fragte er in schneidendem Ton: „Haben Sie vor, noch einmal auf mich zu schießen?“
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“ Sie schaffte es nicht, beleidigt zu klingen, brachte nur irgendetwas zwischen Krächzen und Flüstern heraus. Die Atmosphäre knisterte noch immer.
Seine Hand schloss sich um ihr Haar. Er würde sie nicht so leicht davonkommen lassen. „Ich dachte, Anwälte seien bessere Lügner.“
Küss mich. Der Gedanke ließ sie erröten. Er hatte mit Tante Emilys Wünschen rein gar nichts zu tun. Wie lang war es her, dass sie richtig geküsst worden war? Wie lange war es her, dass sie einem Mann, der so gut aussah und so gut roch, so nahe gewesen war? Zu lange. Sie scherte sich nicht mehr darum, dass er der Feind war, den sie fast erschossen hätte. Es kam nur darauf an, dass ein richtiger Mann vor ihr stand, der ihr Haar berührte und sich nicht von ihrem Anwältinnengehabe blenden ließ.
Küss mich endlich.
Er tat es nicht. Er ließ ihr Haar los und trat einen Schritt zurück. Rosebud fühlte sich zurückgewiesen und ein bisschen traurig.
Es war noch nicht vorbei, denn er musterte sie immer noch. Sie begann sich daran zu gewöhnen. Sie konnte die Situation überstehen. „Ich bin nicht gern eine Zielscheibe“, sagte er schließlich.
„Das tun wahrscheinlich die wenigsten Menschen.“ Sie schaute ihn an, während sie sich das Haar nach hinten strich. Er folgte dieser Bewegung mit den Augen. Warum hatte er sie nicht geküsst? „Wenn ich etwas herausfinde, werde ich es Ihnen sagen.“
Er fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. Ja, eine schöne Frau konnte einen Mann verwirren. Kopfschüttelnd zog er seine Brieftasche aus der Hose und entnahm ihr eine Visitenkarte. „Wenn Sie etwas in Erfahrung bringen“, sagte er sarkastisch, „rufen Sie mich an. Ich will Anzeige erstatten. Die Adresse stimmt nicht, aber die Mobilnummer ist meine.“
Armstrong Holdings, stand auf der Karte. Wichita Falls, Texas. Daniel Armstrong. Leitender Geschäftsführer. Verdammt. Er war nicht irgendein Botenjunge. Er leitete die Firma. Hatte er mit dem Staudammprojekt zu tun? „Natürlich“, sagte sie und steckte die Karte weg. Eine Anzeige war die geringste ihrer Sorgen. Die Mobilnummer war ihr zu wenig. Sie brauchte mehr. „Wo wohnen Sie?“
Jetzt schaute er ein wenig freundlicher drein. „Im Haus meines Onkels.“ Er schlenderte zum Wagen zurück, einen Daumen in den Gürtel gehakt, in der andern Hand hielt er den zerlöcherten Hut. „Sie können ja mal zum Essen vorbeischauen.“
„Wie bitte?“ Sie glaubte, sich verhört zu haben.
„Sehen Sie“, er zuckte mit den Schultern, „ich kann Sie nicht dazu bringen, meinen Onkel zu mögen. Aber er ist kein schlechter Kerl. Sie können sich selbst davon überzeugen.“
Satans Ausgeburt war kein schlechter Kerl? Dan klang nicht so, als glaube er, was er da eben gesagt hatte. Sie schaffte es, keinen verächtlichen Laut auszustoßen. Andererseits war eine Einladung zum Abendessen doch genau das, was sie sich vorgestellt hatte. Tante Emily würde begeistert sein, wenn sie hörte, dass Rosebud in das grässliche Ranchhaus eingeladen worden war. Wer weiß, vielleicht fand sie eine Leiche im Keller.
Er ging ihr in die Falle – oder sie in seine. Wer weiß, was dabei herauskam.
Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Sie setzte ein schüchternes Lächeln auf, während sie so tat, als denke sie über seinen Vorschlag nach. „Sie sind ein richtiger Friedensstifter, nicht wahr, Mr Armstrong?“
„Die Anrede bleibt meinem Onkel vorbehalten.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Nennen Sie mich Dan, Miss Donnelly.“
Vielleicht würde ihr dieses Spielchen sogar Spaß machen. Vielleicht konnte sie ihn mit ein bisschen Flirten und einem Kuss um den Finger wickeln, ohne sich groß zu engagieren. Hauptsache, sie war diejenige, die die Initiative ergriff, und nicht er. „Rosebud“, verbesserte sie ihn.
Sein Lächeln wurde herzlicher. „Samstagabend? So um sieben herum?“
Übermorgen. Er schien es eilig zu haben. Sie würde keine Möglichkeit haben, in der Zwischenzeit etwas über ihn herauszufinden. Sie würde in die Hölle gehen mit nichts anderem bewaffnet als ihrem Verstand und ihrer Schönheit. Vielleicht brauchte eine Frau aber auch nicht mehr. „In
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