Ein Fall von Liebe
lassen? Nein, es ist jetzt legal. Wir können warten.« Daran gewöhnt, daß auf Umarmungen ein Liebesspiel folgte, war er nicht darauf vorbereitet, daß sie sich von ihm löste und ihren Drink ins Wohnzimmer trug. Er war erregt und wütend. Er würde sie schon lehren, auf seine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Er folgte ihr und sah sie nachdenklich in den Alkoven spähen. »Wo soll ich bloß meine ganzen Sachen hintun? Ich habe einen Blick in die Schränke geworfen und bin fast ohnmächtig geworden. Woher habe ich nur so viel Zeug?«
»C. B. meint, wir sollten eine größere Wohnung suchen«, sagte er in einem vorwurfsvoll klingenden Ton.
»O nein. Sie wird mich nicht in eine Hausfrau verwandeln. Diese genügt vollkommen. Ich werde schon alles irgendwie hineinquetschen. «
Wider Willen lächelte er. Es war nicht zu leugnen, sie war komisch. »Wie war es? Sprechen deine Eltern noch mit dir?«
»Sie versuchten eine mißbilligende Miene aufzusetzen, aber ich hatte recht. Sie hätten nie geglaubt, daß ihre verrückte Tochter einen so präsentablen Mann heiraten würde. Du kannst dich auf allerlei gefaßt machen. Wir werden in den nächsten Wochen uns vor der Familie kaum retten können. Jetzt, da es geschehen ist, tun sie so, als hätten sie es so geplant. Sie waren natürlich sicher, ich sei schwanger, aber nachdem ich sie überzeugt hatte, daß ich’s nicht bin, lächelten sie tatsächlich.«
»Wieso weißt du, daß du’s nicht bist?«
»Wofür, denkst du, habe ich mein Pessar? Wenn das mal nicht funktionieren sollte, dann kann sich Margaret Sanger auf was gefaßt machen. Mindenstes zehn Jahre will ich kein Baby bekommen. Und wer weiß, ob dann. Wie war C. B.?«
»Wunderbar. Wirklich wunderbar. Sie nahm es auf, als sei es das Natürlichste von der Welt, fast, als hätte sie es erwartet. Du sollst morgen zu ihr zum Lunch kommen. Auch sie hat Partys vor. Natürlich bekomme ich keinen Zuschuß mehr von ihr.«
»Die Hexe.« Die Augen traten ihr vor Empörung aus den Höhlen. »Was meinst du mit ›natürlich?‹ Ach, ich habe es ja gewußt. Ich habe es ja gewußt, daß sie ihren kostbaren Charlie nicht gehen lassen würde, ohne ihm eins auszuwischen. Meine Familie ist mir völlig schnuppe, aber ich habe gewußt, daß C. B. es uns heimzahlen würde, wenn sie konnte. Dir den Zuschuß streichen! Als ob ihr das genügte. Ich kann es kaum noch abwarten, zu sehen, was sie als nächstes versucht.«
»Mach dich nicht lächerlich.« Dies war ein legitimer Grund für einen Angriff. Er würde ihr von Anfang an klar machen, daß er solche dummen Äußerungen nicht dulden würde. »Der Zuschuß war nur dazu bestimmt, mir zu einem Start zu verhelfen. Sie hat selber gesagt, es wäre nicht gut für mich, wenn ich in irgendeiner Weise von ihr abhinge.«
»Ha, ha, ha! Hast du ihr gesagt, daß du diesen lausigen Job aufgeben wirst?«
»Nein. Ich brauche ihr nicht alles zu sagen, was ich tue.«
»Zum Beispiel, daß du vorhast, Schauspieler zu werden. Das würdest du ihr nicht sagen, nicht wahr?«
»Sie weiß, daß die Möglichkeit besteht.«
»Und sie wartet nur darauf, dir all die Hilfe und Ermutigung zu geben, die du brauchst?«
»Ich brauche ihre Hilfe nicht. In nichts. Sie weiß das ebenso gut wie ich. Ich weiß nicht, warum alle glauben, sie lenke mein Leben.«
»Wer ist alle?«
»Nun, du zum Beispiel. Du mußt sich damit abfinden, daß ich sie sehr liebe und nicht zulasse, daß du sie heruntermachst.«
»Ach, jetzt wird uns gesagt, was wir dürfen und was nicht.«
»Allerdings.« Er blickte sie an, sah die großen Augen, die komische Nase, das eigensinnige kleine Kinn und fragte sich, warum er sie so anschrie. Sie hatte einen eisernen Willen, aber das konnte ihm gleich sein. Was sie auch tat, sie konnte ihn nicht verletzen. Er zuckte die Schultern. »Hast du etwas dagegen einzuwenden?« fügte er mit einem Lächeln hinzu.
»Ohhh.« Ihre Stimme klang gereizt. »Vielleicht sollten wir doch ins Bett gehen. Wenn wir das tun, dann redest du wenigstens nicht.«
Er sah ihr an, daß das mehr als ein bedeutungsloser Vorschlag war. »Nein. Du hast gesagt später. Es ist besser, du schlägst dir den Gedanken aus dem Kopf, daß ich so etwas wie eine Maschine bin, die du an- und abstellen kannst, wann du willst. Wie ist es mit dem prächtigen Essen, das du uns bereiten wolltest?«
Er merkte zu seiner Genugtuung, daß er ein Scharmützel gewonnen hatte. Sie war plötzlich ganz die fürsorgliche Ehefrau, buhlte
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