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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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hindeutet, beantrage ich beim Ermittlungsrichter keinen Durchsuchungsbeschluss.« Gefolgt war ein ausgiebiger Vortrag über den verantwortungsbewussten Umgang mit öffentlichen Geldern, sein absolutes Lieblingsthema. Pielkötter schwoll der Hals an, wenn er nur an das Geschwafel dachte. Schlug Lochhausner eigentlich nie die Zeitungen auf, sah er keine Nachrichten? Da ging es um Steuersünden in horrender Höhe, Geld, das dem Staat entging. Dagegen wären eventuell unnötige Kosten für eine Hausdurchsuchung etwas für die Portokasse.
    Mitten in seine Gedanken hinein schneite Barnowski in Pielkötters Büro. Wie immer ohne anzuklopfen. »Gute Nachrichten, Chef«, sagte sein Mitarbeiter statt einer Begrüßung.
    Pielkötter stutzte. Hatte er sich da etwa verhört?
    »Lochhausner hat unterschrieben«, erklärte sein Mitarbeiter mit diesem strahlenden Lächeln, das die Frauenherzen höher schlagen ließ. Dabei wedelte er mit einigen Blättern Papier einen halben Meter vor Pielkötters ein wenig schiefer Nase herum. »Die Durchsuchung ist übrigens für heute Morgen elf Uhr angesetzt, sofern Sie keine Einwände haben.«
    »Wie haben Sie das denn so schnell geschafft?«, fragte Pielkötter erstaunt. Oder fährt der Lochhausner jetzt auch auf Ihr Lächeln ab?, fügte er in Gedanken hinzu.
    Barnowskis Grinsen wurde noch breiter. »Leider liegt das nicht an mir. Bedanken Sie sich bei unserer neuen Praktikantin.«
    »Nadine Schönling?«, fragte Pielkötter, als wäre sie nicht die einzige seit längerer Zeit.
    »Kaum zu glauben, aber zwei Augenaufschläge genügen, und der alte Sparfuchs Lochhausner ruft sofort den Ermittlungsrichter an. Ruck zuck hatte er den Durchsuchungsbeschluss durch. Und das Beste: ganz ohne Vortrag über Sparmoral.«
    »Dann hat die Dame bei uns was gut.« Pielkötter schnaufte. Einerseits freute es ihn, ein erstes Ziel erreicht zu haben, aber der Staatsanwalt war ihm jetzt noch mehr zuwider. Automatisch musste er an dessen Vorgänger denken. Mit dem hatte er immer sehr konstruktiv zusammengearbeitet. Leider war der seiner Frau nach Saarbrücken gefolgt, wo sie einen lukrativen Job in der Wirtschaft angenommen hatte.
    »Da müssen Sie sich aber beeilen«, unterbrach Barnowski seine Erinnerungen.
    »Inwiefern?«
    »Nadine Schönling wechselt doch nächste Woche in ein neues Dezernat.«
    »Ach ja.«
    »Aber jetzt etwas ganz anderes. Das Alibi von Ahmet Yildiz ist wasserdicht. Lützows Schwiegersohn ist tatsächlich auf Tour und zur Tatzeit ist er in Italien gewesen. Seine Firma hat das bestätigt.«
    »Könnte er nicht einen Fahrer angeheuert haben? Der hat dann das Steuer übernommen, während Yildiz im Landschaftspark seinem Schwiegervater aufgelauert hat.«
    »Chef, so schlau bin ich auch.«
    Pielkötter zog die Augenbrauen ein wenig höher. Er mochte weder den Ton noch die Aussage. »Wegen der Fahrzeiten sind die zu zweit auf Tour. Ich habe beim Telefonat mit der Firma ausdrücklich danach gefragt. Darauf haben sie mit Yildiz und seinem Kollegen gesprochen. Der hatte den Ahmet aus Jux sogar mit dem Handy im Fahrerhaus fotografiert.«
    »Gut«, gab sich Pielkötter geschlagen. »Haben Sie außerdem noch was in Erfahrung gebracht?«
    »Jede Menge. Gerkes Nachbarin hat seine Aussage bestätigt. Sie hat ihn gegen zwanzig Uhr dreißig im Treppenhaus gesehen. Somit kommt er auf keinen Fall als Täter infrage. Übrigens hat er Lützows finanzielle Situation ganz richtig eingeschätzt. Der hat tatsächlich nicht viel zu vererben. Bis auf einen klapprigen Wagen und genau zweitausendsiebenhundertsiebzehn Euro auf der Bank. Es sei denn, er hat das Geld in einen Sparstrumpf gesteckt. Und den würden unsere Jungs von der Spusi bald finden.« Barnowski wandte sich zur Tür, drehte sich dann aber noch einmal um und legte Pielkötter einen Zettel auf den Tisch. »Ach ja, Nadine Schönling hat die Adresse von Lützows Arzt schon rausgesucht. Seine Praxis ist übrigens in der Stadtmitte. Sie wollten doch nachfragen, ob der Doc uns einen Hinweis auf Selbstmord geben kann.«
    »Anscheinend zahlt es sich aus, die Dame mit ins Boot genommen zu haben«, bemerkte Pielkötter.
    »Und Sie mochten Frau Schönling zuerst nicht in unserer Abteilung haben.« Mit diesen Worten verschwand sein Mitarbeiter, noch ehe Pielkötter etwas erwidern konnte. Er schaute auf die Uhr. Wenn er sich etwas beeilte, konnte er dem Arzt noch vor der Durchsuchung von Lützows Wohnung einen Besuch abstatten. Barnowski sollte sich der Spurensicherung

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