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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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anschließen, später würde er sich dann mit ihm in der Wohnung des Opfers treffen. Verflixt, warum war der Bursche so schnell verschwunden, das hätte doch abgesprochen werden müssen? Ärgerlich griff er zum Telefon.

7. Kapitel
    Wurde das Verkehrschaos in Duisburg immer schlimmer, oder bildete er sich das nur ein? Erwin Lützows Arzt praktizierte in der Nähe des Dellplatzes, in Laufweite zum Präsidium. Wahrscheinlich wäre Pielkötter zu Fuß fast genauso schnell gewesen und hätte obendrein seine schon genug strapazierten Nerven geschont. Allerdings hätte er dann keine Chance gehabt, pünktlich bei der Durchsuchung von Lützows Wohnung in Ruhrort zu sein. Auch wenn der Bericht der Spurensicherung im Anschluss sowieso auf seinem Schreibtisch landen würde, er machte sich gern vor Ort ein persönliches Bild.
    Einige Verwünschungen später stellte er den Wagen endlich nah am Bordstein ab. Die Benutzung einer Parkuhr war hier angezeigt, aber dazu hatte er keine Zeit. Eilig überquerte er die Straße mit schönen alten und hohen Häusern. Die Praxis von Dr. Paul-Martin Gerstenschneider lag in der untersten Etage eines dieser stuckverzierten Gebäude und war offensichtlich kürzlich frisch gestrichen worden. Der Farbton gefiel Pielkötter. Obwohl sich die Praxis im Erdgeschoss befand, musste er im Inneren einige Stufen hochlaufen. Nachdem er eine angelehnte Tür passiert hatte, stand er vor einem hypermodernen Tresen mit einem aufwendigen künstlichen Blumengesteck. Hinter der Anmeldung lächelte ihm eine freundliche Sprechstundenhilfe entgegen. Ein Schild auf der Brust wies sie als Sandra Sölle aus.
    »Sie waren noch nicht bei uns, nicht wahr?« Ihre Stimme klang angenehm.
    »Ganz recht«, antwortete er. »Ich bin Hauptkommissar Pielkötter von der Duisburger Kriminalpolizei.«
    »Oh«, entfuhr es ihr. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Erwin Lützow, einer Ihrer Patienten hat gestern einen tödlichen Unfall erlitten. Wir können einen Selbstmord nicht ausschließen.«
    »Oh, wie schrecklich.« Sandra Sölle wirkte sichtlich bestürzt. »Dabei ist er vorgestern noch hier in der Praxis gewesen.«
    »Hat er da einen depressiven Eindruck auf Sie gemacht? Möglicherweise war er auch euphorischer als sonst. Also, hat er sich irgendwie anders verhalten?«
    »Nein, bestimmt nicht.« Sie schüttelte energisch mit dem Kopf. »Er hat noch mit mir gescherzt. Ich würde eher nach Hollywood passen als hier in diese Praxis, hat er gesagt. Aber das war ganz normal. Solche übertriebenen Sprüche hatte er immer drauf.« Erst jetzt registrierte Pielkötter bewusst, dass sie tatsächlich eine kleine Schönheit mit großen, mandelförmigen Augen war.
    »Das ist so furchtbar«, stammelte sie, offensichtlich den Tränen nah. »Erwin Lützow hatte etwas Väterliches. Dem hätte ich auch so schnell nichts übel nehmen können. Bei anderen Patienten hätte ich mir sicher einige seiner Sprüche verbeten.« Sie seufzte laut.
    Plötzlich kam eine ältere Frau mit verhärmten Gesichtszügen aus dem Wartezimmer. »Geht dat denn heute überhaupt nich vorwärts«, schimpfte sie. »Vielleicht hab ich noch wat Besseret zu tun, als mir hier dat Gequatsche von die Leute anzuhörn.«
    »Alles in Ordnung, Frau Kraschnitz, Sie sind als Nächste dran«, reagierte Sandra Sölle in bewundernswert ruhigem Ton.
    Als Übernächste, dachte Pielkötter im Stillen.
    »Dat will ich meinen«, verkündete die alte Dame so laut, dass man es bis ins Wartezimmer hören musste. Während sie langsam wieder dorthin verschwand, sah die Sprechstundenhilfe ihr kopfschüttelnd hinterher.
    »Ich habe äußerst wenig Zeit«, erklärte Pielkötter leise.
    »Kein Problem, schließlich werden Sie ja nicht behandelt«, erwiderte Sandra Sölle hinter vorgehaltener Hand. »Am besten folgen Sie mir gleich unauffällig. In der jetzigen Situation habe ich wirklich keine Lust, mich mit Frau Kraschnitz zu streiten. Der plötzliche Tod von Erwin Lützow lässt mich schließlich nicht kalt. Natürlich versterben immer wieder Patienten. Die sind dann allerdings vorher meist sehr krank gewesen.«
    »Bei Herrn Lützow war das also nicht abzusehen?«
    »Ich bin kein Arzt und ich will auch nicht vorgreifen, aber bis auf seine Arthrose war er meiner bescheidenen Meinung nach recht gesund. Und selbst die hatte sich zuletzt ganz enorm gebessert.«
    Pielkötter musste nicht lange warten, bis sich eine Tür gegenüber dem Wartezimmer öffnete, offensichtlich das Sprechzimmer, das eine junge

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