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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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entfuhr es ihr, dann hielt sie in einer theatralischen Geste die Hand vor den Mund.
    Schnell wechselten Pielkötter und Barnowski einen weiteren Blick. Der besagte, dass die Dame offensichtlich keinen Funken Trauer empfand. Das war noch untertrieben, vielleicht auch etwas viel verlangt. Möglicherweise hatte die Tote versucht, ihren Mann zurückzugewinnen und Tatjana Behringer das Leben schwer gemacht. Vielleicht hätte sie Christiane Altenkämper in Gedanken sogar am liebsten umgebracht. Aber schließlich war das nicht strafbar, und hier lag aller Voraussicht nach ein selbstverschuldeter Unfall vor. Vorsicht, ermahnte sich Pielkötter, was offensichtlich zu sein schien, musste lange nicht der Realität entsprechen. Für ihn war der Fall noch nicht gänzlich abgehakt.
    »Können Sie sich vorstellen, dass sich Ihre Frau das Leben nehmen wollte und deshalb absichtlich in das Fahrzeug gelaufen ist?«, fragte er nach.
    Lukas Altenkämper zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung«, antwortete er nach längerem Überlegen. »Christiane hat sich in der letzten Zeit ziemlich verändert. Seit sie unter dieser Arthrose leidet, ist sie manchmal schon etwas wehleidig und depressiv.« Hörbar zog er die Luft ein. »Das ist auch der Hauptgrund für die Trennung gewesen.«
    Unwillkürlich musste Pielkötter an sein letztes Gespräch mit dem Staatsanwalt Lochhausner denken, der ihn eindringlich zum Sparen angehalten hatte. In diesem Fall, das war klar, würde der ganz sicher keinen Durchsuchungsbeschluss unterschreiben, nur um eventuell einen Abschiedsbrief vorzufinden. Trotzdem verspürte Pielkötter den unwiderstehlichen Wunsch, der Sache auf den Grund zu gehen. Für ihn persönlich waren einfach die Motive wichtig, die Täter veranlassten, anderen Menschen oder auch sich selbst schreckliche Dinge anzutun.
    »Wem gehört eigentlich das Haus in Neudorf?«, fragte er ganz unvermittelt.
    Lukas Altenkämper stutzte, offensichtlich schien er sich über diese Frage zu wundern. »Das Haus in Neudorf?«, echote er. »Genau genommen gehört es uns beiden. Christiane und ich haben es gemeinsam erwirtschaftet. Mit unserer Arbeit bei einer Spedition. Ich bin immer noch dort, aber sie ist nach ihrer Erkrankung entlassen worden. Die vielen Fehlzeiten bei mieser Auftragslage, da muss man auch die Firma verstehen. Also, ich denke, die Arthrose ist gar nicht so ausschlaggebend gewesen, Christiane hat sich jedoch regelrecht in die Krankheit hineingesteigert. Wie gesagt, manchmal ist sie richtig depressiv gewesen. Nach der Entlassung ist es mit unserer Ehe noch rapider bergab gegangen. Schließlich habe ich mich von ihr getrennt.« Lukas Altenkämper sandte einen sehnsuchtsvollen Blick in Richtung seiner neuen Lebensgefährtin. »Tatjana hat übrigens nichts damit zu tun, falls Sie das denken.«
    »Ihr Privatleben steht hier nicht zur Debatte«, versicherte Pielkötter.
    »Wir sind keine Moralapostel«, pflichtete Barnowski mit einem eher Tatjana Behringer zugedachten Lächeln bei. »Aber wir müssen Sie schließlich über den tödlichen Unfall von Frau Altenkämper informieren.«
    »Trotzdem möchte ich klarstellen, dass ich meine Lebensgefährtin erst zwei Monate nach der Trennung kennengelernt habe.«
    »Nur noch eine kurze Sache, dann werden wir Sie nicht länger behelligen«, schaltete sich Pielkötter ein. »Falls Sie einen Abschiedsbrief Ihrer Frau finden, geben Sie uns bitte Bescheid.«
    Lukas Altenkämper stieß einen Laut aus, der irgendwie verächtlich klang. »Wie denn? Zunächst komme ich doch nicht einmal in mein eigenes Haus. Auf Christianes ausdrücklichen Wunsch habe ich meinen Schlüssel abgegeben. Wenn Sie glauben, irgendeine Information dort zu finden, müssen Sie sich schon an ihre Schwester wenden. Petra Ochtrup. Die wohnt in Oberhausen-Sterkarde, fast am St. Clemens Krankenhaus.«
    »Aber das Haus gehört doch nun Ihnen«, wandte Barnowski ein, während sich Pielkötter den Namen der Schwester in einem Notizbuch notierte.
    »Tja«, erwiderte Altenkämper mit einer seltsam klingenden Stimme. »Daran muss ich mich wohl erst wieder gewöhnen.«
    »Also, unser Beileid und auf Wiedersehen«, verabschiedete sich Pielkötter nun ziemlich abrupt. »Falls wir Ihre Hilfe noch einmal benötigen, melden wir uns.«
    Während sie sich anschickten, die Wohnung zu verlassen, war das Aufatmen von Tatjana Behringer und Lukas Altenkämper förmlich greifbar.

    »Was halten Sie von dem Pärchen?«, fragte Pielkötter, als sie wieder nebeneinander

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