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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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urteilen, hat der Fahrer die zulässige Geschwindigkeit nicht überschritten. Die Aussagen der Zeugen decken sich. Keinerlei Widersprüche. Der Fahrer, er heißt Friedhelm Schröder, steht übrigens dort drüben. Nach dem Alkoholtest hat der 0,0 Promille. Weniger geht nicht. Außerdem haben wir noch ein Pärchen als Zeugen. Der Rest hat sich stickum verpieselt. Entweder keine Zeit, keine Lust oder nix gesehen.«
    »Dieses Verhalten ist uns ja leider bekannt«, entgegnete Barnowski und drehte sich um. Erst jetzt bemerkte er einen etwa fünfzigjährigen, recht korpulenten Mann, der seitlich neben einem Passat stand, offensichtlich das Unfallauto.
    »Sie, also, die Frau ist mir einfach in den Wagen gerannt«, erklärte Herr Schröder stockend, nachdem Barnowski einige Schritte auf ihn zugegangen war. »Die hat überhaupt nicht auf die Straße geguckt. Ist geradewegs losgerannt. Ich verstehe das nicht. Als ich sie bemerkt hab, bin ich sofort auf die Bremse. Aber es ist bereits zu spät gewesen.« Der Mann schlug kurz die Hände vor sein Gesicht.
    Der ist mit den Nerven fertig, dachte Barnowski. Kein Wunder, schließlich hatte er soeben den Alptraum wohl jeden Autofahrers erlebt.
    »Die Personalien habe ich bereits aufgenommen«, fuhr Olschewski in Barnowskis Gedanken. »Auch von den beiden weiteren Zeugen, Herrn und Frau Reitlinger. Die sitzen da hinten in dem roten BMW.«
    »Okay, dann werde ich die mal nicht länger warten lassen. Und Sie bestellen Herrn Schröder bitte für morgen um zehn Uhr aufs Präsidium.«
    Als Barnowski sich dem Wagen näherte, stieg ein schätzungsweise vierzigjähriger Mann aus dem Auto. Eine etwas jüngere Frau, die auf dem Fahrersitz gesessen hatte, folgte seinem Beispiel. Auf den ersten Blick fand er die beiden ziemlich herausgeputzt. Die kunstvoll hochgesteckte Frisur der Dame hatte mit Sicherheit ein Profi kreiert. Auch der modische Anzug ihres Begleiters wirkte nicht gerade billig, sofern Barnowski das bei dem Licht beurteilen konnte.
    »Ich bin Frank Reitlinger, und das ist meine Frau Linda«, erklärte der Zeuge, nachdem Barnowski sich vorgestellt hatte. »Wir sind auf dem Nachhauseweg von einer Geburtstagsfeier gewesen, und dann passiert so ein schrecklicher Unfall direkt vor unserer Nase.«
    »Dabei können wir noch von Glück sagen, dass die Frau nicht uns in den Wagen gelaufen ist«, fügte Linda leise hinzu. Nach dem Tonfall ihrer Stimme und ihrer Miene zu urteilen, schien auch sie ehrlich erschüttert zu sein.
    »Wie ist der Unfall denn genau passiert?«, fragte Barnowski und zückte einen kleinen Block und einen Kugelschreiber.
    »Also, die Frau hat zunächst am Straßenrand gestanden«, antwortete Reitlinger. »Sofern ich mich korrekt erinnere, hat sie kurz nach rechts und nach links gesehen. Plötzlich ist sie einfach losgerannt.«
    »Dabei sind wir schon so nah dran gewesen«, ergänzte Linda aufgeregt. »Sie hätte doch abschätzen können, dass das nicht gut gehen würde.«
    »Tatsächlich ist sie aber schnell genug gewesen. Zumindest was Ihren Wagen betrifft.«
    »Ja, ich denke auch, sie hat den Passat auf der anderen Spur übersehen«, bemerkte Reitlinger. »Den Fahrer des Unfallwagens trifft sicher nicht die geringste Schuld. Das können wir beide bezeugen.« Seine Frau nickte bestätigend.
    »Dann sind Sie für heute entlassen«, erklärte Barnowski. »Aber leider muss ich Sie noch einmal aufs Präsidium bitten. Passt es Ihnen morgen früh um zehn?«
    Das Ehepaar wechselte kurz einen Blick. »Ich rufe meine Vertretung an«, sagte er zu seiner Frau, dann wandte er sich an Barnowski. »Okay, das müsste gehen. Nur eine Frage noch. Das Präsidium liegt doch an der Düsseldorfer Straße, nicht wahr?«
    »Richtig. Zur Sicherheit haben Sie hier meine Visitenkarte. Falls etwas dazwischenkommen sollte, rufen Sie mich bitte an.«
    Nachdem die beiden wieder in ihren Wagen gestiegen waren, lief Barnowski zu dem Unfallwagen zurück.
    Inzwischen war auch Karl-Heinz Tiefenbach von der Rechtsmedizin vor Ort. Er nahm sich nicht die Zeit, sie zu begrüßen. »Genickbruch«, verkündete er. »Mit der Bestimmung des Todeszeitpunkts brauche ich mir ja ausnahmsweise keine Mühe zu machen. Olschewski hat alles schon notiert. Der Unfall ist ziemlich exakt um zweiundzwanzig Uhr fünfundvierzig passiert.« Tiefenbach rückte seine Brille zurecht. »Sofern man den Zeugen glauben darf.«
    In Pielkötters Augen wäre das sicher ein schwerer Patzer gewesen, die Zeugen nicht nach der genauen Zeit zu

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