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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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Labortisch neben dem Toten gelegen. Wahrscheinlich hat er dort das Gift eingenommen und ist dann umgekippt. Würde jedenfalls Sinn machen.«
    Neugierig gesellte sich Pielkötter zu ihnen und nahm den Brief an sich, der wegen der Fingerabdrücke in einer durchsichtigen Hülle steckte. Sein Chef hielt ihn so, dass auch Barnowski den Text lesen konnte.

    Es tut mir leid, aber ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben. Mein Schritt ist wohlüberlegt und gründet ausschließlich in meiner Person. Niemand soll sich deshalb schuldig fühlen. Wenn einer Schuld auf sich geladen hat, dann bin ich das. Ich kann mir nicht weiter in die Augen schauen, seit ich zwei junge Frauen überfallen habe. Ehe ein weiteres Unglück passiert, muss ich mich von dieser Welt verabschieden. Ich hoffe, mir wird vergeben.
    Christoph Böhmer

    »Sieht ganz danach aus, als hätten ihn die Schuldgefühle in den Selbstmord getrieben«, bemerkte Barnowski. »Womöglich auch die Angst vor der Aufdeckung. Immerhin hat Jennifer Langenfeld ihn ja gesehen. Und Doktor Böhmer war sicher bewusst, dass wir ein Phantombild anfertigen und es an der Universität herumzeigen würden.«
    »Wieso spricht der gleich von zwei Frauen?«
    »Ja, das ist seltsam«, entgegnete Barnowski. »Anscheinend ist bei dem zweiten Überfall nicht viel passiert, sonst hätte sich doch jemand bei uns gemeldet.«
    Pielkötter runzelte die Stirn. »Vielleicht hat das Opfer aber auch schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Sie wissen doch, dass nicht jede Straftat zur Anzeige gebracht wird.«
    »Für meinen Geschmack ist der Abschiedsbrief aber etwas pathetisch. Womöglich steckt nicht viel hinter dem anderen Überfall, und der Böhmer hat damit einfach auf die Sahne gehauen.«
    »Auf jeden Fall interessiert mich brennend, was den dazu veranlasst hat, die Frau zu verletzen. Offensichtlich hat er überhaupt kein Motiv gehabt. Das ist es, was mich stutzig macht. In gewisser Weise erinnert mich das an Erwin Lützow. Der hat auch keinen Grund gehabt, sich umzubringen.«
    Barnowski rollte mit den Augen. »Dieser Zusammenhang ist aber doch etwas weit hergeholt.«
    Pielkötter ging nicht darauf ein. »Am besten wir unterhalten uns erst einmal mit seinen Arbeitskollegen. Ich denke, hier kommt man ohne uns aus.«Barnowski folgte seinem Chef zur Tür.
    »Falls Sie den Zeugen suchen, der den Toten gefunden hat, gehen Sie bitte dort entlang«, äußerte der Streifenpolizist unaufgefordert. »Der Mann wartet zwei Türen weiter in seinem Büro.«
    Pielkötter brummte, was mit etwas Wohlwollen nach einer Anerkennung klang. Nun ja, offensichtlich dachte der Kollege mit. Nach einem kurzen »Danke«, setzten sie sich in Bewegung und klopften nach wenigen Schritten an die angegebene Tür. Einem Schild nach zu urteilen lag dahinter das Büro von Dr. A. B. Voss. Kaum eine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen.
    »Ich habe Sie schon erwartet«, sagte ein gut aussehender Mann Anfang vierzig. »Sie sind doch von der Kriminalpolizei? Ich bin übrigens Armin Tender.«
    »Doktor oder Professor?«, fragte Barnowski.
    »Doktor, für den Professor hat es noch nicht gereicht.«
    »Doktor Tender also.« Pielkötter warf einen Blick auf das Namensschild neben der Tür.
    »Das hier ist übrigens nicht mein Büro«, beeilte Tender sich, das klarzustellen. »Meines liegt auf dem Campus in Essen.«
    Pielkötter hielt ihm seinen Dienstausweis hin.
    »Am liebsten würde ich die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann nach Hause verschwinden«, fuhr Dr. Tender aufgeregt fort. »Heute noch arbeiten zu wollen, hätte sowieso keinen Zweck. Dazu hat mich Doktor Böhmers Selbstmord einfach zu sehr mitgenommen.«
    »Sie haben Ihren Kollegen also nicht geduzt?« Pielkötter zog seine Augenbrauen leicht in die Höhe.
    »Ist das bei Ihnen denn so üblich?«, fragte Tender zurück.
    Sein Chef wirkte etwas irritiert, und Barnowski musste innerlich Grinsen.
    »Ich denke, es ist an mir, die Fragen zu stellen«, äußerte Pielkötter mit ärgerlicher Stimme.
    »Selbstverständlich gibt es hier Kollegen, die sich duzen«, antwortete Tender ungerührt. »Aber bitte nehmen Sie doch Platz.« Seine Hand wies auf einen kleinen Tisch mit drei gepolsterten Stühlen, der in einer Ecke neben einem Fenster stand. »Doktor Böhmer war ein Einzelgänger. Ein Sonderling. Schauen Sie, allein das Labor in Duisburg.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Pielkötter.
    »Nun ja, die gesamte Chemie ist nach Essen verlegt worden. Nur

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