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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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genau beschrieben.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, erwiderte Pielkötter. »Ich bin wirklich neugierig auf das Gesicht des Toten. Ach ja, in meiner Tasche befindet sich das Phantombild. Schauen Sie es sich bitte an. Es hat heute früh auf meinem Schreibtisch gelegen. Wir wären also sowieso damit hier hausieren gegangen. Nun hat uns dieser vermeintliche oder echte Selbstmord hierhergetrieben.«
    Inzwischen hatten sie das Labor erreicht, vor dem einer ihrer Kollegen von der Streife aufpasste, dass niemand unbefugt den Tatort betrat. Nach einer förmlichen Begrüßung gingen sie hinein. Barnowski nahm etliche Versuchsgeräte wahr und natürlich einige Teammitglieder der Spurensicherung. Jochen Drenck war anscheinend hoch beschäftigt und nickte ihnen nur kurz zu. Nun gut, sie würden später mit ihm sprechen. Von dem Toten war noch nichts zu sehen. Als er und Pielkötter hinter einen Labortisch mit Waschbecken und Wasserhahn traten, entdeckten sie Karl-Heinz Tiefenbach, der sich über die Leiche beugte. Pielkötters Anspannung war deutlich zu spüren. Vielleicht war es auch nur seine eigene. Jedenfalls hing von dem nächsten Moment einiges ab, das stand außer Frage.
    Wahrscheinlich hatte Tiefenbach etwas hinter seinem Rücken wahrgenommen. Jedenfalls erhob sich der Rechtsmediziner ruckartig. Obwohl er die Leiche mit seinem Körper abzuschirmen schien, erhaschten sie einen kurzen Blick. Eine Sekunde genügte um zu erkennen, dass der Zeichner des Phantombildes hervorragende Arbeit geleistet hatte.
    »Habe ich es mir doch gedacht«, verkündete Pielkötter mit einer gewissen Befriedigung in der Stimme, ehe Barnowski einen Kommentar abgeben konnte.
    Tiefenbachs Augen lugten über einem Mundschutz hervor und musterten sie verständnislos. »Gibt es irgendeine Information, die bisher nur Insider kennen?«
    Pielkötter räusperte sich. »Das ist eindeutig der Mann, der Jennifer Langenfeld am Dienstagabend überfallen hat.«
    Tiefenbach entfernte seinen Mundschutz. »Dann kommt ja jetzt Bewegung in die Sache.« Er strahlte, als ob er soeben von einem Lottogewinn informiert worden wäre. »Endlich mal ein Resultat, das man den Chefs und der Öffentlichkeit gut verkaufen kann. Toter als Messerstecher enttarnt. Oder so was Ähnliches.«
    Pielkötter verzog das Gesicht.
    »Nun ja, vielleicht habe ich das falsch ausgedrückt«, erklärte der Rechtsmediziner. »Ich wollte eigentlich nur damit sagen, dass es mich freut. Endlich habt ihr was Konkretes in der Hand.«
    »Schon gut«, winkte Pielkötter ab, »aber in der letzten Zeit bin ich nicht gerade zum Scherzen aufgelegt.«
    »Aus meiner kurzen Phase als Allgemeinmediziner rate ich da dringend zu etwas mehr Muße. Und natürlich zu einer wohldosierten Ration Köpi. Vor allem in netter ärztlicher Gesellschaft.«
    »Sobald die Fälle abgeschlossen sind. Aber jetzt hätte ich doch gerne genauere Informationen über unseren Toten. Liege ich richtig mit einer Vergiftung durch Zyankali?«
    »Ja, davon kann man wohl ausgehen«, antwortete Tiefenbach leicht erstaunt. »Ich gehöre zu den Glücklichen, die dafür sogar das passende Riechorgan haben. Abgesehen von dem typischen Geruch nach Bittermandel deutet auch sonst alles auf Zyankali hin. Da braucht man sich nur die Schleimhäute anzusehen. Aber wahrscheinlich haben Sie es an den hellroten Nagelbetten erkannt oder an der Färbung der Leichenflecken.«
    »Nein, ich habe es aus Ihrem Mundschutz geschlossen«, entgegnete Pielkötter. »Normalerweise gehören Sie ja nicht gerade zu der vorsichtigen Sorte.«
    Tiefenbach lachte erneut.
    »Wie lange ist Doktor Böhmer schon tot?«, fragte Barnowski.
    »Der Tod ist vor sechs bis zwölf Stunden eingetreten. Jedenfalls ist die Leichenstarre vollständig ausgeprägt.«
    »Gibt es irgendwelche Hinweise auf Fremdeinwirkung? Winzige Spuren, die auf eine Gegenwehr hindeuten könnten?«
    Der Rechtsmediziner schüttelte den Kopf. »Alle äußeren Verletzungen sind auf den Sturz zurückzuführen. Es sieht wirklich nicht danach aus, als ob eine weitere Person dabei nachgeholfen hätte.«
    Plötzlich tippte jemand von hinten auf Barnowskis Schulter. Er drehte sich um. Jochen Drenck stand nun direkt vor ihm und hielt eine Hülle in der linken Hand.
    »Meine Arbeit ist zwar noch nicht vollständig abgeschlossen, aber hier habe ich schon einmal etwas für Sie«, erklärte der Leiter der Spusi, während sich Pielkötter weiter mit Tiefenbach unterhielt. »Der Abschiedsbrief hat auf dem

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