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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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verstehen, trotz deiner dreißigjährigen Ehe?«
    »Es ist halt passiert«, erwidert er. »Ohne Vorsatz. Und ich habe es unendlich genossen.« Er stockte. »Unmittelbar darauf habe ich die Konsequenzen gezogen und Marianne alles erzählt. Was willst du mehr? Auch wenn es dir so erscheint, als würde ich untätig abwarten, denke ich pausenlos über dich und unsere Situation nach. Sogar mein Beruf leidet darunter. Und den habe ich bisher immer vorangestellt. Sicher der Hauptstreitpunkt in meiner Ehe.«
    »Lass gut sein«, erwiderte sie und legte beschwichtigend ihre Hand auf seinen Arm. Ihre Berührung erregte ihn, als hätte sie ihn wer weiß wo angefasst. »Katharina, du bist mir so wichtig«, brachte er mit einer Stimme hervor, die nicht wie seine eigene klang. »Auch deshalb dürfen wir nichts überstürzen. Wenn wir das nächste Mal miteinander schlafen, möchte ich wissen, dass es von Dauer ist.«
    Sie lachte unerwartet. »Und du bist wirklich ein ganz besonderer Fang, Willibald Pielkötter.«
    Irritiert starrte er ihr ins Gesicht. Wie sollte er das verstehen? Etwa als Kompliment? Oder war er für sie nichts als ein konservativer Depp?
    »Am besten verschwinde ich jetzt«, fuhr sie fort. »Schließlich wollen wir beide nicht, dass etwas Unvorhersehbares geschieht.« Sie küsste ihn auf den Mund ohne ihre Lippen zu öffnen, dann löste sie sich von ihm und eilte den Leinpfad zurück.
    Er seufzte. Warum war das Leben nur so kompliziert? Für eine Weile starrte er auf die unruhige Oberfläche des Wassers und fühlte sich grenzenlos einsam. Normalerweise liebte er es, in gewissen Zeitabständen allein zu sein, nur in diesem Moment war dieser Zustand kaum zu ertragen. Er hatte das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu kennen Zweifellos war er nicht mehr derselbe wie noch vor wenigen Wochen. Vielleicht war es sinnvoll, mit einer anderen Person darüber zu reden. Aber mit wem? Auf jeden Fall musste es ein Außenstehender sein. Am besten ein guter Freund. Leider hatte er seine ehemaligen Kollegen aus der Studienzeit schon lange nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hatten die ohnehin genug eigene Sorgen. Plötzlich fiel ihm Mark Milton ein. Ja, der Psychologe war in diesem Moment genau der Richtige für ein Vieraugengespräch unter Männern, und zwar nicht nur wegen seines Berufs. Mittlerweile hatte sich zwischen ihnen doch so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Zudem hatte Milton selbst erfahren, wie eine Ehe dem Ende zuging.
    Pielkötter ließ ein letztes Mal seinen Blick über das unruhige, dunkle Wasser gleiten, dann wandte er sich ruckartig ab und lief zum Parkplatz zurück.

32. Kapitel
    Barnowski traf Pielkötter auf dem Gang. Nach seiner Miene zu urteilen hatte man ihm die Pension gestrichen, oder Marianne war mit einem Italiener durchgebrannt.
    »Schon wieder ein Toter«, sagte sein Chef statt einer Begrüßung. »Diesmal sieht es eher nach Selbstmord aus. Ich hasse dieses Aussehen auf den ersten Blick. Besonders wenn noch drei ungeklärte Fälle auf meinem Schreibtisch liegen.«
    »Im Moment kommt es wirklich geballt«, stimmte er ihm in gewisser Weise zu.
    »Allerdings gibt es zum ersten Mal eine Gemeinsamkeit mit einem unserer anderen Fälle.« Barnowski horchte auf. »Der Tote wurde in einem Labor an der Uni gefunden. Damit haben wir zwei zumindest fast identische Tatorte. Wenn das kein sonderbarer Zufall ist.«
    »An einen Zufall kann ich auch nicht glauben«, stellte Barnowski klar. »Ist die Mannschaft eigentlich schon vor Ort?«
    »Ja, deshalb beeilen wir uns besser.«
    Barnowski hastete noch einmal kurz in sein Büro, dann zu seinem Chef, der mit ungeduldiger Miene bereits hinter dem Steuer saß. Die Fahrt verlief fast schweigend. Pielkötter mussten enorme Probleme plagen, so viel war klar. Aber die hingen höchstwahrscheinlich nicht nur mit der Arbeit zusammen, erst recht nicht mit ihm. Vielleicht war Marianne tatsächlich durchgebrannt, wenn auch nicht unbedingt mit einem Italiener.
    Kaum eine Viertelstunde später hatten sie das Gebäude der Universität erreicht, in dem der Tote von einem seiner Kollegen gefunden worden war. So viel hatte ihm Pielkötter immerhin während der Fahrt mitgeteilt. Und natürlich, dass der sechsunddreißigjährige Mann Dr. Christoph Böhmer hieß.
    »Das Alter passt auf die Beschreibung, die Jennifer Langenfeld abgegeben hat«, erklärte Barnowski, während er seinem Vorgesetzten durch einen Gang folgte. Offensichtlich hatte man ihm die Lage des Labors

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