Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)
zugeben möchte, dass man in finanzieller Not ist.
»Wann hören Sie eigentlich auf, mir diesen Quatsch zu erzählen. Das ist doch purer Blödsinn!« Wieder ein schelmisches Althoff-Grinsen.
Richard Hinrichs hatte mir eingeschärft, unter gar keinen Umständen meine finanzielle Situation preiszugeben.
»Ich bin vollkommen pleite«, sprudelte es jetzt dennoch aus mir heraus, und ich erzählte, dass ich mich von Alfons getrennt hatte und so unvernünftig gewesen war, mir aus spontaner Zuneigung und Bewunderung heraus einen schwarzen Lipizzaner zu kaufen. Dass ich mit Kasper absolut nicht klarkam, weil der eben alles andere als kooperativ war. Ich seufzte und unterdrückte nur mühsam die Tränen. »Ich weiß einfach nicht mehr weiter«, resümierte ich. »Und den Lipizzaner, den gebe ich auf keinen Fall ab. Der ist ein Skorpion, so wie ich, und dankt mir jede Zuwendung. Auf Dauer kann ich mir nur ein Pferd leisten, und selbst dann muss ich noch jeden Pfennig umdrehen.«
»Ich mag Menschen, die einfach ehrlich sind«, antwortete Althoff, »ich komme nächste Woche wieder, und dann rechne ich Ihnen exakt vor, was Sie das Pferd in den letzten drei Jahren gekostet hat. Das ist der Preis, den ich Ihnen bezahlen werde, und nicht einen Pfennig mehr.«
Als ich endlich zu Hause war, fiel eine große Anspannung von mir ab. Ich war verwirrt und fragte mich, warum ich von diesem Mann derartig beeindruckt war. Mir ging das Gespräch noch einmal durch den Kopf. »Vor einem solchen Mann kann man gar nicht lügen«, dachte ich nur, »der Kerl ist alles andere als oberflächlich und wittert Unehrlichkeit wahrscheinlich auf Kilometer Entfernung hinweg.« Ich hatte das Gefühl, einem Menschen begegnet zu sein, bei dem es sich lohnen würde, Schwächen offenzulegen und sein Innerstes zu offenbaren. Ich verliebte mich Hals über Kopf, ohne dass der Mann auch nur die leiseste Ahnung hatte. Dachte ich zumindest.
Zwei Wochen später saßen wir wieder in dem gleichen italienischen Restaurant wie bei der ersten Begegnung. Althoff war überrascht, dass ich einen schriftlichen Kaufvertrag abschließen wollte, und gab mir einen Quittungsblock vom Kellner. Ich kritzelte was von dann und dann verkauft, Risiken übertragen und so weiter, und mit einem schmunzelnd-amüsierten Gesicht unterzeichnete Althoff das Papier.
»Bist du jetzt zufrieden?«, fragte er mich und grinste belustigt. Heute verstehe ich das nur zu gut. Auf einen mündlichen Vertrag mit Franz Althoff kann man Häuser bauen, und das Wort dieses Mannes hat mehr Gewicht als ein Stück Papier.
»Ich lasse Kasper dann abholen, wenn wir im Winterquartier in Aachen sind. Bis dahin übernehme ich natürlich die Kosten. Wir gastieren nächste Woche in Hannover. Kommt ruhig alle vorbei. Ihr seid herzlich eingeladen, euch die Show anzuschauen.«
Natürlich interessierte mich die Show. Gar keine Frage. Zwischenzeitlich aber hatte ich herausgehört, dass Althoff schon seit Jahren mit seiner Freundin zusammen war, was mich natürlich mächtig wurmte. Es interessierte mich brennend, wie diese Frau aussah.
Als wir mit unserer kleinen Truppe zum Zirkus Althoff fuhren, war ich gespannt. Althoff begrüßte uns im Vorzelt und lud uns auf einen Sekt ein. Eine mondän aussehende Blondine rief herzlich: »Ja, dann übernehme ich doch gleich mal den Service! Was darfʼs denn sein?«
Mit meinem Sektglas in der Hand starrte ich die Frau an. Das musste sie sein. Die Frau an Franz Althoffs Seite. Ich merkte, wie mein Selbstbewusstsein mal wieder auf Erbsengröße zusammenschrumpfte. Diese Frau spielte in einer völlig anderen Liga als ich. Sie war souverän, sie war bildhübsch, sie war super gekleidet und perfekt geschminkt. Und ich sah aus wie ein einzigartiger Haufen Gestrüpp. Oh Gott, dachte ich nur. So nett sie auch war und sosehr sie sich auch bemühte, mit mir ins Gespräch zu kommen, es war umsonst. Ich wollte sie einfach nicht sympathisch finden und sträubte mich mit aller Macht dagegen.
»Du bist also die Christine vom Kasper«, begann sie das Gespräch. »Hallo! Ich bin die Tina. Kannst ruhig Du zu mir sagen. Zum Franzi übrigens auch.«
Sie himmelte ihn an, das war unübersehbar.
»Was meinst du, was ich mich gefreut habe, dass der Franzi mir den Kasper geschenkt hat. Schon seit Jahren wünsche ich mir ein Pferd.« Tina strahlte.
Mir fiel die Kinnlade herunter. Franz Althoff hatte meinen Kasper seiner Freundin geschenkt?
Tina erzählte und schwärmte, und die Freude war ihr wirklich
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