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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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haben? Unsere Gespräche und deine Ratschläge waren das schönste Geburtstagsgeschenk!«
    Gerd grinste breit und ein wenig verlegen. Er freute sich aufrichtig und war ein Gönner aus vollem Herzen.
     
    Ich war zu einem Klassentreffen in der mir verhassten Stadt gefahren. Sieben Jahre waren vergangen, seit ich das letzte Mal mit meiner Mutter gesprochen hatte. Die Sehnsucht nach Akzeptanz und Anerkennung machte sich wieder breit in mir. Mit Gitta, Dana und Carla war ich am Morgen nach dem fröhlichen Treffen bei Ankas Mutter zu Gast. In den letzten Jahren war ich vollkommen familienlos durch das Leben gewandert und hatte zur größten Skepsis meiner Freundinnen beschlossen, noch einmal einen Versuch zu unternehmen, das zu ändern.
    »Es wäre zu schön«, sagte ich, als ich die Nummer meiner Mutter wählte, »wenn ich endlich mal wieder eine Mama hätte. Vielleicht ist sie ja auch ein bisschen stolz auf mich?«
    »Al-Farziz!«, meldete sich meine Mutter mit ihrer mir bestens bekannten Eiskellerstimme.
    »Hallo. Ich binʼs. Christine«, meldete ich mich.
    »Ja und?«, schrie meine Mutter durch den Hörer. »Soll ich mich jetzt darüber freuen, du Arschloch? Du lässt mich hier in dieser Stadt versauern und vögelst dich durch dein Leben ...«
    »Klick!« Gitta hatte auf die Gabel gedrückt und das Gespräch gekappt. »Nicht ein einziges Wort mehr wirst du dir anhören. Es hat einfach keinen Zweck mit dieser Frau. Es war ein Fehler, sie anzurufen! Wir haben sie genau richtig eingeschätzt.« Gitta nahm mich in den Arm, und die anderen streichelten mir betreten über den Rücken.
    Es war schiefgegangen. Es war so richtig schiefgegangen. Betretenheit machte die Runde. Immer wieder schüttelte eine von uns den Kopf.
    »Da hätte ich im Leben nicht mit gerechnet«, sinnierte Dana vor sich hin.
    »Drei von uns haben Kinder«, sagte Anka, »und gerade deshalb können wir deine Mutter überhaupt nicht verstehen.«
    Ich heulte. »Jetzt stürz bloß nicht ab, Christine«, merkte Gitta besorgt an. »Du hast dein Leben bislang alleine gemanagt, und jetzt lass dich durch dieses bescheuerte Telefonat nicht runterziehen. Deine Mutter hat dich einfach nicht verdient, und DU hast eine solche Bestie nicht verdient. Klar?«
    »Sie ist krank! Ich habʼs schon immer gewusst. Du kannst nichts dafür!« Dana drückte mich noch einmal, und meine Freundinnen verabschiedeten sich von mir.
    Das Klassentreffen war lustig gewesen, und wir hatten eine feuchtfröhliche Nacht hinter uns. Ich fuhr zurück in die Lüneburger Heide und bemühte mich redlich, nur an meine herzensguten Vermieter zu denken und mir vorzustellen, dass Martha vermutlich wieder meine Fenster geputzt hatte und ein Schälchen selbstgemachte rote Grütze auf dem Treppenabsatz stehen würde.
    Otto würde mich mit strahlendem Lächeln empfangen und fragen: »Na, Christine! Warʼs denn eine schöne Feier für Sie?«
    Don würde wie wild um mich herumtoben, und ich müsste wieder aufpassen, dass der ungestüme Schäferhund mich nicht umwarf. Capriola würde sein leises Brummeln von sich geben und mit dem Huf vor die Boxentür klopfen, damit ich mich beeilte, ihn aus seiner Box zu holen. Jule hätte bestimmt wieder Butterstreuselkuchen für mich und würde gespannt meinen Erzählungen lauschen. Sosehr ich mich auch bemühte, mir die behagliche Umgebung, in der ich lebte und arbeitete, vor Augen zu führen: Der Schmerz saß tief und bohrte sich unmerklich weiter in mein Herz hinein.
    Ein Darmverschluss mit Notoperation unterbrach meinen Alltag. Meine Vermieter und Jule kümmerten sich rührend um mich und um meine Tiere. Innerhalb der nächsten acht Wochen folgten zwei weitere Darmverschlüsse. Die Mediziner standen vor einem Rätsel. Der Chefarzt riet mir im Abschlussgespräch eindringlich, mir über Stress und Stresssymptome Informationen zu beschaffen. Er war sich nach allen Untersuchungen sicher, dass körperliche Ursachen für meine Darmverschlüsse nicht in Frage kamen. Ich wusste, dass er richtig lag. Ich spürte, dass ich gesundheitlich irgendwann ernsthaften Schaden nehmen würde, und ich spürte, dass die Gründe in meiner Vergangenheit zu finden waren.
    Ich bekam Heimweh und wollte zurück ins Ruhrgebiet. In der Heide war es schwierig, einen netten Mann kennen zu lernen, und Gerd riet mir, meinem Herzen zu folgen. Die jahrelangen existentiellen Ängste, mich und meine Tiere über die Runden zu bringen, hatten Spuren hinterlassen. Ich ging auf die dreißig zu und

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