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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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überlegte, wie es weitergehen sollte. Ein Beamtenjob wäre in jedem Fall etwas, das hinsichtlich meiner Existenzängste Sicherheit in mein Leben bringen würde. In einem Gespräch mit Gitta erläuterte ich ihr meine Gedanken.
    »Wieso bewirbst du dich eigentlich nicht bei der Polizei?«, fragte sie mich. »Ich mache den Job nun seit sechs Jahren, und langweilig wird dir dabei bestimmt nicht!«
    Gitta hatte Recht. Ich kämpfte ständig mit dem Problem, dass mich die Arbeit schon nach wenigen Monaten langweilte. Verglich ich die Jahre im Büro mit den Jahren bei der Lufthansa, so war das berufliche Leben als Stewardess wesentlich spannender gewesen als die sitzende Tätigkeit im Büro. Es nervte mich maßlos, dass mein Leben mehr und mehr einem Eremitendasein glich. Bei der Lufthansa hatte ich es immer genossen, im Pulk vieler Kollegen zu sein, andererseits aber autark und eigenverantwortlich in meinem Arbeitsbereich agieren zu können. Die Arbeit im Büro war geistig wesentlich anspruchsvoller als die Arbeit im Flieger. »Saftschubsen« hatten wir uns selbst lachend genannt, wenn wir nicht im Dienst waren. Und trotzdem war ich glücklicher dabei gewesen.
    Ich bewarb mich bei der Polizei und war gespannt, ob ich zu einem Vorstellungsgespräch und Eignungstest eingeladen werden würde.
    Wenige Wochen später erhielt ich ein Schreiben von der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Man teilte mir den Termin für den Eignungstest mit und forderte mich gleichzeitig auf, beglaubigte Fotokopien des Familienstammbuches und andere wichtige Dokumente nachzureichen.
    Diese ganzen Unterlagen konnte ich nur von einem einzigen Menschen erhalten: meiner Mutter. Ich rief an und hoffte, dass dieses Gespräch nicht schieflaufen würde. Kaum hatte ich jedoch meinen Namen ausgesprochen, knallte am anderen Ende schon der Hörer zurück auf die Gabel.
    »Diese blöde Kuh!«, schimpfte ich laut in meiner Wohnung. Ich benötigte diese Papiere dringend und wollte auf keinen Fall die berufliche Chance, Polizeibeamtin zu werden, verstreichen lassen.
    Ich musste Jürgen anrufen. Mir blieb keine Wahl.
    »Kein Problem. Natürlich schicken wir dir diese Unterlagen sofort zu. Wo wohnst du denn jetzt?« Jürgen war zuckersüß am Telefon. Ich nannte ihm meine Wohnanschrift, und er versicherte mir, sich umgehend bei mir zu melden, wenn die Sache geklärt sei.
    Am nächsten Tag rief er an. »Ich habe mit der Mami geschimpft, dass sie dir den Hörer aufgelegt hat. So etwas tut man nicht. Die Dokumente sind unterwegs zu dir, dann kannst du sie gleich zur Polizei schicken.«
    »Danke«, entgegnete ich erleichtert. Zugleich ärgerte ich mich darüber, dass ich es als wohltuend empfand, dass Jürgen mir half und sich um diese Sache gekümmert hatte. Es ärgerte mich, weil ich dieses vom Prinzip her schöne Gefühl eigentlich nicht mehr an mich heranlassen wollte. Und es ärgerte mich, weil ich feststellte, wie sehr ich mich danach verzehrte.
    »Ich finde das toll, dass du bei Polizei anfangen willst. Dann kommt endlich mal Sicherheit in dein Leben, oder?«
    Ich protestierte: »Wenn du meinst, Jürgen, dass ich hier im Dreck hause, dann hast du dich gewaltig getäuscht. Ich wohne hier wunderschön, habe einen großen Schäferhund, ein tolles Pferd und einen sehr netten Freundeskreis. Und beruflich habe ich auch nichts zu verbergen und werde sehr gut bezahlt. Also komm mir nicht damit, dass ich erst jetzt, mit meiner Bewerbung bei der Polizei, Ordnung in mein Leben bringe. Das möchte ich mal gleich klarstellen.«
    Ich triumphierte innerlich. SO ungefähr musste sich eine erwachsene Frau anhören. Sollte er gleich mal merken, dass er sich mit seinen üblen Prophezeiungen von mir und einem Leben in der Gosse gewaltig getäuscht hatte.
    »Das hört sich wirklich gut an, Christine. Da kann man wohl stolz sein auf dich, ne?«
    »Wenn du meinst«, antwortete ich betont leger und versuchte gleichzeitig, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Warum zum Teufel noch mal sollte ich ausgerechnet JETZT heulen? Mir ging die ewige Heulerei wirklich auf die Nerven. Jetzt stell dich bloß nicht an, Christine, räsonierte ich.
    »Es soll wunderschön sein in der Lüneburger Heide, aber bislang hatte ich noch keine Gelegenheit, mich selber davon zu überzeugen. Bei dieser Jahreszeit ist es bestimmt trostlos da oben, oder?«
    Wieder protestierte ich heftig. Wir gingen auf den März zu, und die Luft war schon früh in diesem Jahr mild geworden. Die Schneeglöckchen und Krokusse

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