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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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Geborgenheit, nach Harmonie, nach Wurzeln.
    Und es musste einfach klappen mit der Polizei. Es musste!
    Am Tag, als ich definitiv wusste, dass meiner Ausbildung bei der Polizei nichts mehr im Wege stehen würde, rief ich von einer Telefonzelle aus Jürgen im Büro an. Ich war so stolz darauf, mit dieser frohen Botschaft auftrumpfen zu können.
    Jürgen freute sich mit mir. »Jetzt suchst du dir ganz in Ruhe eine schöne Wohnung, und dann telefonieren wir wieder. Mit der Mami, das läuft. Ich arbeite daran. Sie ist etwas stur, meint es aber nicht böse. Mach dir keine Sorgen.«
    Einige Wochen später wurde mir über einen Makler eine Wohnung angeboten. Es würde äußerst knapp mit dem Geld, stellte ich fest, aber in derselben Straße, in der ich wohnen würde, war auch ein hübscher kleiner Reitstall, den ein Bauer bewirtschaftete. Zum ersten September sollte dort eine Box für Capriola frei werden, und die Wohnung konnte ich ebenfalls zum ersten September anmieten. Meine neue Ausbildung würde am ersten Oktober beginnen, und ich fand, dass die Dinge einfach perfekt liefen. Ein ganz neues Leben würde für mich anfangen, und vielleicht würde das Wunder doch noch wahr werden, und meine Mutter und ich würden feststellen, dass wir zwei erwachsene Frauen waren, die sich nicht zu verstecken brauchten. Sie war doch schließlich nur achtzehn Jahre älter als ich, und ich hoffte inständig, dass Jürgen es schon richten würde. Zum Glück hatte ich meine kompletten Ersparnisse unberührt gelassen und würde meine magere Ausbildungsvergütung hier und da aufstocken können. Wenn nicht, musste ich mir für das Wochenende einen Kellnerjob besorgen, aber auch das stellte kein wirkliches Problem für mich dar.
    »Wir treffen uns dann in Ruhrstadt, im Parkhotel, okay?« Jürgen schien es eilig zu haben. Er hätte Neuigkeiten für mich, und da ich ohnehin Anka besuchen wollte und nach Ruhrstadt fuhr, machten wir diesen Treffpunkt aus.
    »Es geht nicht anders, verdammt noch mal, Christine, jetzt stell dich doch bloß nicht so an«, raunzte Jürgen mich später ungehalten an.
    Wir saßen im Restaurant des Hotels, und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    »Hör zu! Ich weiß genau, dass sie dir als Allererstes diese Frage stellen wird. Und was und wem nutzt denn bitteschön die Wahrheit? Außer, dass du deine Mutter so viele Jahre später sehr verletzt und dich damit vielleicht an mir rächen kannst. Aber davon hast du doch gar nichts.«
    Ich geriet ins Grübeln.
    »Was wirst du ihr antworten, wenn sie dich fragt, ob an dem Gerücht etwas dran ist, wir beide hätten was miteinander gehabt?«, hatte Jürgen mich urplötzlich gefragt.
    »Die Wahrheit!«, hatte ich spontan geantwortet.
    Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.
    »Kannst du ihr nicht ihren Frieden lassen?«, fragte Jürgen mich mit eindringlichem Blick. »Ich dachte, du wolltest einen Neuanfang? Stattdessen willst du nun nichts als Zerstörung.« Sein Blick wurde vorwurfsvoll.
    Und die Wahrheit? Was war mit der Wahrheit? Ich schüttelte den Kopf.
    »Pass auf, Christine. Überleg dir das in Ruhe. Ich werde das erste Treffen zwischen euch beiden organisieren, deine Mutter ist jetzt bald so weit. Und wenn sie dir diese Frage stellt, dann liegt es an dir, ob du gleich wieder alles kaputtmachen willst oder ob du nicht um des lieben Friedens willen deiner Mutter die Sorgen nimmst. Ihr wollt doch beide einen Neuanfang. Soll das denn gleich mit so einem Theater beginnen? Du hast nichts davon. Und sie hat auch nichts davon. Alles, was passiert, ist, dass alte Kamellen wieder aufgewühlt werden. Damit kann man bestimmt keinen Neuanfang starten, oder?«
    Jürgen drückte meine Hand zum Abschied. »Wenn alles gut läuft, dann sollst du dir um deine Ausbildung und dein Pferd keine Sorgen machen müssen. Deine Mutter und ich sind übereingekommen, dass du im Monat tausend Mark erhältst, damit du dich in Ruhe um deine Polizeiausbildung kümmern kannst. Immerhin haben wir dir noch nie eine Unterstützung gewährt, und es wird allerhöchste Zeit damit. Das hast du dir verdient. Und wenn ihr euch getroffen habt, dann macht erst mal gemeinsam ein paar Tage Urlaub an der Ostsee. Ich habe da direkt am Strand Ferienwohnungen. Freundet euch wieder an. Und dann geht mal zusammen einkaufen. Du brauchst doch auch noch so viel für die Wohnung, damit du dich wohlfühlen kannst. Und die Mami geht so gern einkaufen. Sie ist ganz verrückt nach diesem Deko-Kram.«
    Ich erinnerte mich.

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