Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
Vom Netzwerk:
setzten sie außer Gefecht. Hört sich bekannt an, denken Sie? Ich sage es immer wieder: Die Tiere sind ein Spiegelbild unserer Seele.
    Nach Kauf dieses letzten Sportpferdes war ich bankrott.
    Felix maulte ständig über meine Ausgaben. Fast dreißig Jahre lang konnte er sein Geld sparen. »Ich kann dir da nicht helfen, Christine. Wenn du den Führerschein machen möchtest, musst du deine Mutter fragen, ob sie dir vielleicht etwas dazu tut. Es wäre ihre Pflicht.« Omas Stimme zitterte. Omas Stimme zitterte immer dann, wenn ihr etwas durch den Kopf ging, das sie sehr aufregte, ds sie mir aber nicht sagen wollte.
    Ich witterte etwas. Ich witterte wieder Verrat. »Sei ehrlich zu mir, Oma!« Ich sprach laut und bestimmt. »WAS ist los, verdammt noch mal?« Ich wurde ungeduldig.
    Oma heulte schon wieder. Schnäuzte sich. »Ich finde, es ist die Pflicht deiner Mutter, dir den Führerschein zu bezahlen. Vor vielen Jahren hatten Uroma und ich ein Sparkonto für dich eingerichtet. Alles, was wir erübrigen konnten, haben wir aufs Sparbuch gebracht. Für dich. Für später. Für einen Moment wie diesen. Die Scheidung. Das viele Geld. Deine Mutter brauchte Geld. Und sie hatte versprochen, es wieder auf das Sparbuch zurückzuzahlen. Sie hatte es versprochen, Christine! Meinst du im Ernst, ich hätte ihr das Sparbuch gegeben, wenn ich geahnt hätte, dass sie ihr Versprechen nicht einhalten würde? Keinen Pfennig hat sie zurückbezahlt. Bis heute nicht. Und ich meine, dass dieser Jürgen genug Geld hat. Ihn hätte sie doch fragen können. Ihm hätte sie es dann doch zurückzahlen können. Es war doch dein Geld. Dein Geld, das Uroma und ich all die Jahre für dich gespart haben. Jetzt weißt du, wie ich über deine Mutter denke. Jetzt weißt du es. Es tut mir so leid, Christine.« Oma heulte schon wieder.
    Ich hasste meine Mutter. Ich hasste Jürgen. Oma hatte so viel Geld für mich gespart und selbst kaum genug zum Leben. »Ich schaffe das schon, Omi. Wein bitte nicht mehr. Du kennst mich doch. Ich schaffe das auch allein. Und Mama werde ich nicht fragen. Das werde ich nicht. Und du tust es auch nicht, verstanden?« Omi nickte. Sie hatte verstanden. Ihre Enkeltochter war fleißig. Arbeitete immer. Eigentlich zu viel für ein Kind.
    Felix hatte viel Geld sparen können. So viel Geld, dass wir nun davon profitierten, weil wir denkbar niedrige Monatsraten hatten, um die Restsumme unserer Wohnung zu begleichen. Mich regte bei Felixʼ Knauserigkeit auf, dass er jedes Mal ungläubig den Kopf schüttelte, dass ich keine Rücklagen gebildet hatte. Alles, was ich besaß, war durch den Verkauf von Capriola entstanden. Und alles, was ich vorher besaß, waren die Restbestände von Kasper. Althoff war ja mächtig großzügig gewesen. Das Geld von Kasper klebte an den Wänden und den Böden unserer alten Wohnung. Die Zeiten, in denen man ordentlich »Abstand« verlangen konnte, waren lange vorbei. Es gab leerstehenden Wohnraum zuhauf. Keinen Cent erhielt ich von dem investierten Geld zurück und akzeptierte es einfach. Sich darüber aufzuregen, hätte eh nichts genutzt.
    Die Küche hatte ich auch noch selbst bezahlen können. Die Elektrogeräte. Und all das, was Felix so selbstverständlich jeden Tag benutzte: Handtücher und Haushaltswäsche, Oberbetten und Kopfkissen, Geschirr, Töpfe, Pfannen, Besteck, Kerzenhalter, Fernseher und Stereoanlage. Eben alles das, was man täglich benutzt und was man nicht umsonst bekommt. Es wurmte mich, dass ich zu der Eigentumswohnung lediglich das Inventar beisteuern konnte. Und es wurmte mich noch mehr, dass das blöde, reparierte Sofa, das Jürgen bezahlt hatte, nicht auf den Sperrmüll wandern durfte. Und dass ich das Bett, das mittlerweile dreizehn Jahre alt war, nicht kurz und klein schlagen durfte. All das wurmte mich. Ich hasste dieses Bett. Warum war mir eigentlich egal. Ich wollte es nicht mehr. Hunderte von Malen hatte ich Felix erklärt, wie teuer es war, wenn man von Grund auf jedes Fitzelchen neu anschaffte und selbst bezahlte. Kamen dann noch Pferd und Auto dazu, dann musste man mit Mitte zwanzig schon mächtig viel Geld verdienen, wollte man da noch »Rücklagen« bilden. Dieses Wort konnte ich nicht mehr hören. Ich reagierte allergisch darauf. Ich konnte Felixʼ Geschwafel von Eigentum und Rücklagen, seine Verständnislosigkeit und sein mangelndes Vorstellungsvermögen für MEIN Leben nicht mehr ertragen.
    Felix und das liebe Geld. Nach Alfons wirkte Felix auf mich wie Dagobert Duck. Das

Weitere Kostenlose Bücher