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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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bei mir.
    »In Ordnung«, schloss Jürgen das Gespräch ab, »heute Abend bringe ich Bobby mit, okay?«
    Ich flog Jürgen um den Hals, und er drückte mich fest. Es tat so gut, in den Arm genommen zu werden, und mir wurde richtig warm ums Herz. Ich lehnte meinen Kopf an Jürgens weichen Kaschmirpulli und genoss das Gefühl von Wärme und Liebe. »Danke«, hauchte ich voller Glückseligkeit in Jürgens Ohr.
    Jürgen bezahlte die Rechnung und setzte uns vor der Haustür ab. »Und keinen Zoff, verstanden?«, ermahnte er meine Mutter und mich. Wir gingen in die Wohnung, und meine Mutter drückte mir sogleich den Einkaufszettel und das Geld in die Hand. Ich radelte ohne Widerworte Richtung Supermarkt und schob das Fahrrad auf dem Rückweg mit vier schweren Einkaufstüten, zwei an jedem Lenker, zurück durch den strömenden Regen nach Hause. Ohne Aufforderung räumte ich wie selbstverständlich alles an seinen Platz, legte den Abholzettel für die Reinigung zusammen mit der Hose von der Schneiderin und dem Restgeld auf den Esszimmertisch. Als ich das Bad geputzt hatte, brachte ich meine Wäsche in die Waschküche und startete die erste Maschine. Als ich meine Kleidungsstücke später auf der Wäscheleine drapierte, war der Teppichboden im Esszimmerbereich bereits geschrubbt. Auf Knien hatte ich auf dem Boden gehockt und mit der warmen Rei-in-der-Tube-Lauge jeden Millimeter bearbeitet und erst aufgehört, als ich mir sicher war, auch wirklich kein einziges Fleckchen vergessen zu haben. Zum Glück regnete es immer noch, sodass die Fenster warten konnten. Ich würde sie mir am nächsten Tag vornehmen, denn ich hatte Jürgen versprochen, keinen Anlass zu Streitigkeiten mit meiner Mutter zu geben. Also schaute ich mich mit suchenden Augen in der Wohnung um, um meiner Mutter zuvorzukommen und vielleicht auf diese Weise meine Ruhe zu haben. Zumindest, so war ich mir sicher, konnte sie sich dann nicht mehr bei Jürgen beklagen.
    Meine Mutter war in der Zwischenzeit in die Stadt gefahren, um von den zwölf Pullovern sieben zurückzubringen und die anderen fünf Pullis zu bezahlen. Als sie zurückkehrte, setzte sie sich stumm vor den Fernseher und tat so, als gäbe es mich gar nicht. Ich hatte ihr eigentlich zeigen wollen, dass ich Arbeit nicht scheute. Während der Schufterei stellte ich mir innerlich vor, wie sie die Küche, das Bad, die Wäsche und die Einkäufe begutachtete und mich dann anlächelte. Aber es war nur eine Fantasie, ein Traum, ein Wunschdenken ... Meine Mutter würde mich nicht anlächeln. Sie würde mir nicht die Hand zur Versöhnung reichen. Sie würde mich nicht in den Arm nehmen. Es gab keine Gemeinsamkeit. Es würde alles nur eine Fassade bleiben, und es war nur eine Frage der Zeit, wann diese Fassade wieder zu bröckeln begann.
    Als ich auf die Uhr schaute, war es Viertel nach sechs, ich war fix und fertig, und ich stellte fest, dass meine Verabredung mit den Mädels wieder einmal geplatzt war. Für Hausaufgaben war ich nun wirklich zu müde. Ich würde sie morgen in der ersten Stunde bei Doro oder Anka abschreiben. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, schrieb noch einige Zeilen in mein Tagebuch und wartete dann auf Jürgen und unser neues Familienmitglied Bobby.
    Als Jürgen abends nach Hause kam, war es bereits nach acht. Er hielt eine kleine blaue Plastikhalbkugel in der Hand, und in dieser Halbkugel, die sich später als eine Art Hundehöhle entpuppte, hockte ein klitzekleines schwarzes Wollknäuel mit dunkelbraunen Knopfaugen. Bobby!

 
     
    ________________KAPITEL 5________________
 
    Die Schlinge zieht sich zu
     

    B
obby war ein außergewöhnlich niedlicher Hund. Er sollte bei mir im Zimmer schlafen, und daher hatte ich vor der Heizung eine flauschige Decke bereitgelegt. In der ersten Nacht jammerte der kleine Kerl so laut, dass ich vom Bett aus mit meiner Hand nach unten griff und ihn kurz entschlossen zu mir unter die Bettdecke steckte. Nun fühlten wir uns beide nicht mehr einsam, und Bobby und ich konnten endlich einschlafen.
    Am nächsten Morgen war mein Teppichboden mit lauter kleinen Pfützen eingeweicht, und um ein Haar wäre ich in ein Häufchen getreten. Da ich so sehr damit beschäftigt war, den Fußboden wieder sauber zu machen, war der Frühstückstisch natürlich nicht gedeckt, als Jürgen und meine Mutter im Bad fertig waren.
    »Noch kein Kaffee fertig?«, murmelte Jürgen, als er in das Wohnzimmer kam.
    Bobby pinkelte gerade vor den Esstisch.
    »Nein, tut mir leid«, antwortete

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