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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
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und hörte mir an, wie meine Mutter sich meinen heutigen Marschplan vorstellte. Ich war der kleine Schütze, und sie kommandierte mich herum wie ein Generalstabsoffizier. Ich würde also zunächst das Gulasch anbraten, das meine Mutter auf dem Heimweg von der Schule beim Metzger gekauft hatte. Zu würzen hatte ich das Fleisch mit Salz, Pfeffer und Paprika, und anzubraten hatte ich das Ganze in einem Topf, nicht in der Pfanne. Dann möglichst viele Zwiebeln hinzutun, den Speck würfeln und die Kartoffeln schälen. Im Lädchen sollte ich dann ein Päckchen Pudding zum Kochen besorgen und einen Kopfsalat. Und bitte schnell, ich hätte nur noch vierzig Minuten Zeit. Wenn Jürgen dann seine Ruhe bräuchte, könnte ich mit dem Fahrrad zum Supermarkt fahren und die Einkäufe erledigen. Der Zettel und das Geld lägen auf dem Wohnzimmertisch schon bereit. Auf dem Hinweg müsste ich dann die Hose von Jürgen zur Reinigung bringen und, ach ja, da drüben sei der Abholzettel für die andere Hose, die bei der Schneiderin wäre. Im Übrigen sähen die Fenster katastrophal aus und müssten dringend mal wieder geputzt werden. Jürgen hätte das auch schon bemerkt. Und ob mir noch nicht aufgefallen sei, dass auf dem schönen lindgrünen Teppichboden im Esstischbereich überall Flecken zu sehen seien. Das sei ja ekelig, und am besten bekäme ich diese Flecken mit einem Schwamm und Rei-in-der-Tube wieder raus. Außerdem sei es nun an der Zeit, dass ich mich um meine Wäsche alleine kümmern solle, alt genug wäre ich ja jetzt. Ich solle aber auch höllisch aufpassen, dass keine Buntsachen in der Weißwäsche seien. Wie die Waschmaschine funktioniere, wüsste ich ja bereits. Und ich möge doch bitte an das Bad denken, das sei jetzt jeden Tag an der Reihe, weil wir ja nun zu dritt seien.
    Ich schluckte. Mir kam das alles ungeheuerlich viel vor, und ich fragte mich, ob meine Mutter diese Aufzählungen für den heutigen Tag wirklich ernst meinen konnte.
    »Und was machst du?«, fragte ich schnippisch.
    Meine Mutter legte ihr Strickzeug auf das Sofa, erhob sich und baute sich drohend vor mir auf. Giftig und mit Verachtung in den Augen schaute sie mich an.
    »Ich habe mit DIR wahrlich genug zu tun«, zischte sie mir entgegen.
    »Und ich?«, schrie ich. »Was kann ich dafür? GAR nichts mache ich mehr! Mach deinen Scheiß doch alleine!«
    Meine Mutter holte zu einem kräftigen Schlag aus und schmetterte mir ihre rechte Hand mit roher Gewalt auf die Wange.
    »Ich wusste es«, tobte sie los, »ich wusste es schon immer! Du bist genau so eine faule Drecksau wie dein Alter! Dein Gesicht ist zum Reinschlagen, und ich sag dir was: DICH krieg ich klein! Und wenn ich dich windelweich schlage!«
    Sie spuckte mich angewidert an, und ich spürte, wie ihr Speichel in meinen Wimpern hängen blieb. Wie eine Furie schlug sie immer wieder mit ihren Händen gezielt in mein Gesicht. Ich flüchtete in mein Zimmer. Ich schlug die Tür zu und hockte mich in eine Ecke meines Betts. Die Tür flog auf, und meine Mutter stürzte sich auf mich.
    »Du sollst antworten, habe ich gesagt! Antworte mir gefälligst«, keifte sie hysterisch.
    Ich hatte keine Ahnung, worum es ging, denn eine Frage hatte ich nun wirklich nicht gehört. Wütend beschloss ich, gar nichts mehr zu sagen, nicht ein einziges Sterbenswörtchen. Ich wusste, dass meine Mutter dann vollends durchdrehen würde, aber es war mir mehr als egal. Ich verachtete sie zutiefst, wenn sie sich dermaßen vergaß. Sie war keinen Deut besser als mein Vater!
    »Raus aus dem Bett«, schrie sie, »raus! Sofort raus, habe ich gesagt!«
    Ich schlang meine Arme um meine angewinkelten Beine und sah sie böse an. Ich hasste diese Frau, weil sie mich hasste. Ich war nicht wie mein Vater, und ich hatte auch nicht danach gefragt, auf diese Welt zu kommen. Und schon gar nicht in diese Familie. Hasserfüllt starrte ich sie weiter an und sagte kein Wort.
    Plötzlich griff sie in meine Haare und riss mit unglaublicher Kraft daran. Vornüber kippte ich aus meinem Bett und schlug mit der Stirn auf dem Boden auf. Meine Mutter hatte ein dickes Haarbüschel in der Hand. Dann packte sie mein Bein und zog mich ins Wohnzimmer. Weil ich liegen blieb, wo ich lag, trat sie auf mich ein und schrie hysterisch weiter: »Ich schlag dich krankenhausreif! Du Miststück! Ich mach dich fertig! Ich zeig dir, wer hier das Sagen hat!« Meine Mutter flippte total aus und schlug und prügelte mit ihren Händen endlose Minuten lang wahllos auf mich

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