Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Birkhoff
Vom Netzwerk:
vergeblich.
    In puncto Alter hatte ich mich maßlos getäuscht. Als leidenschaftlicher Tennisspieler feierte Alfons seinen Geburtstag mit der kompletten Seniorenmannschaft in einem Restaurant eines Bekannten in Sachsenhausen. Zum ersten Mal lernte ich seine Freunde kennen und staunte nicht schlecht, als ihm alle zum Fünfzigsten gratulierten. Ein verschmitzter Blick von der Seite signalisierte mir, dass Alfons sehr genau wusste, dass mich zehn Jahre Altersunterschied mehr oder weniger zumindest nachdenklich stimmten.
    »Herzelein? Du wirst mich aber doch jetzt nicht im Regen stehen lassen, oder?«, fragte er mich in einem günstigen Augenblick während der Party.
    »Wie könnte ich das jetzt noch?«, fragte ich zurück.
    Im Leben nicht hätte ich geglaubt, eines Tages mit einem fast achtundzwanzig Jahre älteren Mann zusammenzuleben und noch dazu so glücklich zu sein.
    Alfons war ein Unternehmertyp durch und durch: immer agil, immer voller Ideen und Tatendrang und hilfsbereit bis in die letzte Faser. Putzen und Kochen fand er langweilig, und er erwartete auch nicht, dass seine Partnerin diese Arbeit für ihn erledigte.
    »Ich bin absolut nicht bereit, das Bad zu putzen oder zu wischen, geschweige denn zu bügeln oder zu kochen. Wie sollte ich das dann von dir erwarten, Herzelein?«
    Eine Putzfrau erledigte zwei Mal pro Woche den gesamten Haushalt, und gegessen wurde im italienischen Restaurant nebenan, im Tennisclub, im Reitverein oder in irgendeinem anderen Lokal.
    Weihnachten und Silvester verbrachten wir in Lech am Arlberg, und vorher kleidete mich Alfons komplett ein. Als ich das erste Mal in meinem Leben eine Skipiste betrat, sah ich aus wie Rosi Mittermaier in ihren besten Jahren, war von Kopf bis Fuß mit der Edelweiß-Marke gestylt, aber völlig untalentiert, was das Skifahren anbelangte! Erst wenn ich so vier bis fünf Jagertee getrunken hatte und leicht beduselt in meinem Liegestuhl lag, dann fand ich Skiurlaub das Genialste auf der Welt. Ich brutzelte gern in der Sonne, und auch die Wodka-Feige schmeckte mir. Außerdem fuhr ich völlig unbeschwert die blauen Pisten herunter, wenn ich beschwipst war.
    Irgendwann erzählte ich Alfons von meiner Oma. Sofort schwang er sich auf und fuhr mit mir die vielen Kilometer zu ihrem Grab. Während der Fahrt erzählte ich, wie Oma gestorben und wie mein Verhältnis zu ihr gewesen war. Immer wieder kamen mir dabei die Tränen.
    Als wir schließlich an ihrem Grab standen, nahm mich Alfons in den Arm. »Ich verspreche dir hier am Grab deiner Großmutter, dass ich herausfinden werde, was es mit ihrem Testament auf sich hat!«
    Ein Anwalt klemmte sich hinter die Angelegenheit, und wenige Wochen später klärte er uns auf.
    »Das ursprüngliche Testament«, erläuterte er, »war beim Amtsgericht Waldstadt hinterlegt. 1981 wurde es dann geändert.«
    Das musste stimmen, denn 1981 war meine Urgroßmutter gestorben. »Nach dieser Testamentsänderung im Jahr 1981 wurde das Testament noch mal geändert, und zwar im Jahr 1985. Bedauerlicherweise wurde es dann nicht mehr beim Amtsgericht zur Aufbewahrung hinterlegt. Es muss also in der Wohnung Ihrer Großmutter gewesen sein.« Der Anwalt schaute mich fragend an.
    »1985 ... Da ging ich gerade nach Afrika ...«
    »Tja«, sagte der Anwalt, »dann scheint Ihre Großmutter das Testament zu diesem Zeitpunkt noch mal geändert zu haben. Hat Sie Ihnen denn irgendetwas gesagt?«
    »Ja sicher. Kurz vor ihrem Tod hat sie mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, sie hätte für mich gesorgt! Niemals hätte mich meine Großmutter angelogen.«
    Ich begann zu weinen.
    Die beiden Männer schauten mich betreten an. Alfons ergriff das Wort. »Herr Albern, ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen. Wir telefonieren die Tage noch mal. Ich denke, ich kenne den Rest dieser Geschichte. Herzelein, komm. Lass uns irgendwo einen Kaffee trinken.«
    Als ich mit Alfons sprach und alles noch einmal Revue passieren ließ, wusste ich, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt getäuscht hatte. Mein Gefühl hatte mir immer signalisiert, dass Jürgen die Person war, die unmittelbar nach dem Ableben meiner Großmutter das Testament hatte verschwinden lassen. Meine Mutter konnte es nicht gewesen sein, denn die saß ja bei der toten Oma am Bett. Jürgen wusste, dass es kaum einen Weg für mich gab, nachzuweisen, dass Oma etwas anderes als die gesetzliche Erbfolge hinterlassen hatte. Da ich nach Frankfurt zurückmusste und viel zu jung und unerfahren war, als dass ich

Weitere Kostenlose Bücher