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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Johnson. Jedenfalls hab ich mir auf dem Beton ziemlich übel die Haut aufgeschürft. Und ich hab mir den Schädel angeschlagen. Wenn ich aufrecht gesessen hätte, hätte mir der Lastwagen den Kopf abgerissen. Ich bin einfach irgendwie drunter durchgeschlittert, und er ist über mich drübergefahren, genau wie das Auto über Nub.«
    »Mir saß mal ein Pfeil in der Hüfte. Hab ihn selber gemacht, mit meinem Taschenmesser geschnitzt, und dann bin ich beim Laufen gestolpert und draufgefallen. Hat sich mir genau durchs Hüftfleisch gebohrt. Tat höllisch weh, aber ich hatte bloß ein Loch in der Hüfte und ein bisschen Blut auf den Klamotten. Hab mich schnell erholt. Musste ich auch. Daddy hat mich aufs Feld geschickt, Getreide mit der Sense mähen. Für kleine Wehwehchen hat er nicht viel übrig.«
    »Ich wünschte, ich hätte auch einen Pfeil in der Hüfte. Immer noch besser als das hier.«
    Richard beendete seine Schreibübung, schleuderte seine fettigen Strähnen nach hinten und warf den Bleistift auf mein Nachttischchen, auf einen Stapel Comics.
    »Soll ich dir noch ein paar Comics vorbeibringen? Ich will sie wiederhaben, kann sie dir aber gern leihen.«
    »Hast du noch mehr Batman ?«
    »Nee, nur die hier. Aber ich hab ein paar Superman . Die neuen kann ich mir nicht leisten, die kosten ganze zehn Cent. Aber hinterm Laden von Mr und Mrs Greene kriegt man welche, bei denen das Cover halb weggeschnitten ist. Vielleicht haben sie da noch Batman . Die kosten bloß einen Fünfer.«
    »Warum zerschneiden sie die denn?«
    »Wenn sich die Hefte nach einer Weile nicht mehr verkaufen, schneiden sie die eine Hälfte vom Cover ab, schicken sie zurück und kriegen ihr Geld wieder. Und dann verkaufen sie das Heft trotzdem, für ’nen Fünfer. Dürfen sie eigentlich nicht, aber sie machen’s trotzdem. Ich muss meine alle verstecken, sonst zerreißt Daddy sie. Er nimmt sie sogar mit raus aufs Klo und wischt sich damit den Arsch ab. Er sagt, das wär Teufelszeug. Ich hab mal drüber nachgedacht, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass der Teufel Batman -Comics liest.«
    »Du darfst keine Comics lesen?«
    »Er findet, man soll nichts lesen außer der Bibel. Alles andere nennt er Menschenwerk und Bücherwissen. Er will, dass ich die Schule schmeiß, wenn ich älter bin, und arbeiten geh. Aus mir soll ein Mann werden. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
    »Wundert mich ja, dass dein Dad nicht möchte, dass du Prediger wirst.«
    »Er will nicht, dass irgendjemand sonst predigt außer ihm selber. Was sollst du denn mal werden?«
    »Was ich will. Daddy meint, dass ich was finden soll, was ich auch ohne Lohn gern mache, und dann soll ich einen Weg finden, davon zu leben. Aber ich weiß noch gar nicht, was das sein könnte. Mama will, dass ich Lehrer werde.«
    »Das lässt dein Daddy ihr durchgehen? Erst sagt er dir, du kannst es dir aussuchen, und dann sagt sie dir, was du werden sollst?«
    Ich war ein bisschen verblüfft. »Klar. Das ist ihm egal.«
    »Bei uns zu Hause sagt mein Daddy, wo’s langgeht, und fertig.«
    »Bei uns ist es eher Mama.«
    »Deine Mama?«
    »Daddy glaubt vielleicht, dass er es wär, aber eigentlich ist es Mama.«
    »Meine Mama ist gar nichts. Daddy haut ihr eine runter, wenn sie widerspricht. Er hat mir mal gesagt, eine Frau muss man ab und zu behandeln wie ’n Nigger.«
    »Find ich nicht richtig«, antwortete ich. »Niemand muss man so behandeln.«
    »Tja, ich erzähl dir ja bloß, was er gesagt hat. Mama liest die ganze Zeit in der Bibel, und das ist das Einzige, wofür er sie lobt. Hey, kennst du Elvin Turner?«
    »Nein.«
    »Er hat ’nen Nigger mit ’nem Stock verprügelt. War nur ’n kleiner Nigger, aber Elvin hat ihn trotzdem verprügelt. Er hat gesagt, der Nigger hätt ihn komisch angeguckt.«
    »Da ist Elvin bestimmt stolz drauf«, sagte ich.
    »Und wie. Aber ich glaub, ohne ’nen Stock könnte Elvin niemand groß verprügeln. Und sogar so hat sich der Nigger ziemlich tapfer gehalten ... Ich muss los. Wenn ich nicht pünktlich zur Hausarbeit zurückkomme, schlägt mein Alter mich grün und blau – entweder mit dem Streichriemen oder mit seinem verdammten Gürtel.«
    »Danke, dass du mir die Comics leihst, Richard.«
    »Schon gut.«
    »Du, Richard. Sag nicht ›Nigger‹, wenn du bei uns bist. Rosy Mae könnte dich hören, und vielleicht kränkt es sie.«
    »Oh. Alles klar.«
    »Und noch was. Hast du jemals was von einem Geist in dem Haus auf dem Hügel gehört?«
    »Nö.«
    »Oder

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