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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Haus an und dann fahr ich zurück. Hab noch ein paar Sachen zu tun.«
    Drew streckte mir die Hand entgegen, und ich schüttelte sie. Dann sagte er: »Hat mich gefreut. Grüß deine Schwester von mir. Und vergiss diese Schwachköpfe. Die glauben noch, Koteletten wären was zum Grillen. Und das Haus ... steht genau ganz oben auf dem Hügel.«
    Ich nickte und schob mein Fahrrad die Straße hinauf. Nub trottete neben mir her; die Zunge hing ihm sabbernd aus dem Maul.
    Wir waren noch nicht besonders weit gekommen, da wurde es plötzlich düster, und der Wind wurde stärker. Als ich zum Himmel hochschaute, sah ich eine riesige Regenwolke, die wie ein schwarzer Schirm über uns hing. Doch der Wind tat ganz gut. Er war kühl und roch nach Regen, und in der Luft lag ein Knistern, das die Haare an meinen Armen zu Berge stehen ließ.
    Als wir die Kuppe des Hügels erreichten, machte die Straße eine leichte Kurve. Ich schob mein Fahrrad um die Biegung, und siehe da, genau vor uns, wie Drew gesagt hatte, stand das Haus der Stilwinds. Ein »Zu verkaufen«-Schild mit dem Namen eines Immobilienmaklers ragte im Vorgarten auf.
    Von Weitem sah es eigentlich genauso aus wie die anderen Häuser in dieser Gegend, aber als ich näher kam, stellte ich fest, dass es dringend einen Anstrich benötigte. Die Fenster waren verdreckt von blindwütigen Insekten und Wasserflecken, und die Haustür war aufgequollen wie ein Bierbauch. Die Hecken wucherten wild in jede Richtung, und über den Betonpfad, der um das Haus herumführte, liefen lauter feine Risse. Die Eichen neben dem Haus schwankten im Wind und fegten mit den Ästen über das Dach, dass es sich anhörte wie Katzen, die in ihrem Katzenklo scharren. Man konnte sehen, wo die vom Wind aufgescheuchten Zweige Dachschindeln heruntergerissen und in den Garten geschleudert hatten, wie bei einem alten Mann, der sich die Hornhaut von den Füßen hobelt.
    Dennoch war das Haus mit dem bewaldeten Anwesen so prächtig, dass ich tatsächlich nach Luft schnappte. Ich klappte den Fahrradständer aus, stellte mich neben meinen Drahtesel und schaute einfach nur das Haus an.
    Nub saß auf der Straße und betrachtete mit mir zusammen das Gebäude, wobei er den Kopf von einer Seite auf die andere legte.
    »Was meinst du, alter Junge?«
    Nub schien keine Meinung zu haben.
    Ich ging die Einfahrt entlang, stieg die Stufen hoch und klopfte an die sich wölbende Tür, natürlich ohne zu erwarten, dass jemand öffnete. Nub saß auf den Hinterpfoten, beobachtete mich und versuchte mit seinem kleinen Hundehirn zu verstehen, was ich tat.
    Niemand öffnete.
    Ich und Nub gingen um das Haus herum und entdeckten im Garten einen enormen Swimmingpool in Form eines Herzens, mit einem ziemlich hohen Sprungbrett am Rand. Als wir uns näherten, brauste eine Schar Krähen auf, die wie Fetzen schwarzer Nacht in die Luft stoben. Sie stiegen hoch, verharrten dort für einen Moment, flatterten dann auseinander und flohen in alle Himmelsrichtungen. In einiger Entfernung sammelten sie sich wieder, als hätten sie das Ganze von langer Hand geplant, und verschwanden zwischen den Bäumen.
    Ein totes Gürteltier lag auf dem Grund des leeren Pools. Viel war nicht mehr davon übrig; die Krähen hatten sich bereits das meiste geholt, und die Witterung und die Zeit hatten ihm ebenfalls zugesetzt.
    Büsche säumten die Überreste eines Tennisplatzes, dessen Bodenbelag aufgebrochen war; Gelbkraut und Kletten wuchsen in den Ritzen. Dahinter gab es eine kleine Anpflanzung von Pekannussbäumen und einen riesigen Wald.
    Ich ging zur Rückseite des Hauses und stieß die Hintertür an. Sie öffnete sich einen Spalt breit, dann blieb sie stecken, weil sie an der Unterseite aufgequollen war. Ich drückte ein bisschen fester, bis der Spalt groß genug für mich war.
    Drinnen war es dunkel. Durch staubige Fenster fiel an einigen Stellen schmutziges Licht. Es stank. Der beißende Geruch von Ratten und Schimmel.
    Ich schlüpfte hinein. Nub folgte mir und hielt sich dicht bei meinen Beinen. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, aber der Gestank war erdrückend.
    Ich entdeckte Fußspuren im Staub. Einige der Spuren stammten von Tieren, Eichhörnchen oder vielleicht einem Waschbären, aber es gab auch menschliche Fußabdrücke. Kleine Füße in schmalen Schuhen. Als wir zu der breiten Treppe kamen, sah ich, dass die Fußabdrücke hinaufführten.
    Wir blieben an der untersten Stufe stehen. Ich schaute hoch und überlegte, dann entschied ich mich

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