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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Vater immer noch da in dem Hotel?«
    »Vermutlich. Du bist ganz schön neugierig, was diese Leute angeht, kann das sein?«
    »Haben Sie ein Mädchen namens Margret gekannt?«
    »Margret? Wer soll das sein, Junge?«
    Ich erzählte ihm von der Kiste, den Briefen, dem Geist, die ganze Geschichte. Nachdem ich erst einmal angefangen hatte, konnte ich einfach den Mund nicht mehr halten. Als wäre auch ich ein bisschen betrunken gewesen.
    »An das Mädel kann ich mich erinnern. Bloß den Namen hab ich nicht mehr gewusst. Das gab ’n ziemlichen Terz, als diese beiden Sachen in ein und derselben Nacht passiert sind. Ein Brand und ein Mord. Margret, na ja, sie war die Tochter von ’ner Frau, die Männerbesuch hatte, verstehst du?«
    Ich verstand, schließlich war ich vor Kurzem aufgeklärt worden. »Ja, Sir.«
    »Ich kenn die Mutter von dem Mädchen ganz gut. Wir hatten miteinander zu tun, geschäftlich. Sie wohnt immer noch im selben Haus. Bei den Farbigen ist sie ziemlich beliebt, wegen ihrer helleren Haut. Halb Weiße, halb Mexikanerin, oder so. Junge, das ist schon traurig, wenn ein Schwarzer sich besser fühlt, nur weil er bei ’ner hellerhäutigen Frau im Bett liegt. Irgendwie ganz schön armselig.«
    »Waren Sie deswegen bei ihr?«
    »Dafür bist du noch zu jung. Aber ich sag dir, ich hab sie seit Jahren nicht mehr gesehn. Und warum ich zu ihr gegangen bin – sie war halt billig. Bei Gott, das ist die Wahrheit, so furchtbar einfach ist das. Eigentlich mag ich Frauen lieber schwarz wie die Nacht. Aber noch lieber mag ich ’n guten Deal. Du musst immer versuchen, das Beste rauszuhandeln. Nimm nie einfach das erste Angebot an ... Winnie Wood, so hieß sie. Jetzt fällt’s mir wieder ein.«
    »Dann hieß ihre Tochter also Margret Wood?«
    »Ja, ich glaub, so hat sie geheißen. Bist ja ’n richtiger kleiner Detektiv, was, Junge? Gut so. Vielleicht wirst du mal Polizist, wenn du groß bist.«
    »Daran hab ich noch nie gedacht.«
    »Du ermittelst doch grad in einem Fall, oder etwa nicht?«
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Genau die richtige Voraussetzung, um Bulle zu werden. Und Spaß macht’s dann, wenn sich alle Teile zu ’ner Antwort zusammenfügen, klick, klick, klick – wie die Bolzen in ’ner Tresortür ... Ich war auch mal ’n Bulle.«
    »Wirklich? Ein Texas Ranger?«
    »Es gibt keine farbigen Ranger, Sohn. Aber ich war ’n Bulle.
    Mein Großvater trug den Namen Deadwood Dick, wie ein paar andere Männer auch. Aber er hat behauptet, er wär der Echte, hat mir zumindest mein Daddy erzählt. Hat gesagt, er wär der Deadwood Dick aus den Groschenromanen. Du weißt nicht, was ’n Groschenroman ist, oder? Das ist so ’ne Art Buch oder Heft. Abenteuergeschichten aus dem Wilden Westen. Daddy hat als Fährtensucher für die US-Army gearbeitet. Hat ihnen geholfen, den Indianerhäuptling Geronimo aufzuspüren. Mein Vater war selber halb Indianer, und zwar Seminole. Aber er sah ganz anders aus als ich. Er war schwarz wie ein Rabe und ist auf ’nem großen weißen Pferd mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif geritten. Das weiß ich noch. Er hatte ’n weißen Sombrero, bei dem er vorn die Krempe hochgebogen hat, und er hat Lederhosen und feine mexikanische Stiefel mit Sporen getragen. Hat ziemlich was hergemacht. Angeblich war er nicht nur mit Farbigen und Indianerfrauen zusammen, sondern auch mit Mexikanerinnen und Weißen. Außerdem konnte er verdammt gut schießen. Dann hat er was mit ’ner jungen Frau angefangen, die so halb Seminolin, halb Afrikanerin und Cajun war – und das war dann meine Mutter. Hab also einiges an Indianerblut in den Adern, aber auch ’n paar Tropfen von Cajun und Farbigen. Bin unter Fährtensuchern groß geworden, und schließlich hab ich mit meiner Mutter im Indianergebiet gelebt, im Oklahoma-Territorium. Irgendwann hat mein Vater ’ne Fährte verfolgt, und niemand hat je wieder was von ihm gehört. Wahrscheinlich hat irgendein Indianer ihn erwischt. Wahrscheinlich eher ’ne Indianerin, hat meine Mutter immer gesagt.
    Mit sechzehn bin ich ein seminolischer Lighthorse geworden. Das Lighthorse hab ich später mit in meinen Namen aufgenommen. Ein Lighthorse ist so was wie ’n Sheriff bei den Seminolen, ein kleines Volk, das zu den Fünf zivilisierten Stämmen gehört hat. Schon mal was von denen gehört?«
    »Nein, Sir.«
    »Fünf Indianerstämme. Die Creek, die Cherokee, die Choctaw, die Seminolen und die Chickasaw. Zusammen waren sie die Fünf zivilisierten Stämme , so haben die

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