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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Projektor hier erzähle?«
     
     

8
     
    Als ich in dieser Nacht im Bett lag, träumte ich, dass es nach Rauch roch. Dieser Sinneseindruck war so stark, dass ich versuchte aufzuwachen, um nachzusehen, ob ein Feuer in meinem Zimmer ausgebrochen war.
    Aber da stieg noch ein anderes Gefühl in mir auf, beängstigender als der Rauch. Es war wieder das Gefühl, dass noch jemand im Zimmer war, diesmal stärker als je zuvor, und ich musste allen Mut und alle Kraft aufbringen, um die Augen zu öffnen.
    Als ich mich im Bett aufsetzte, war der Rauchgestank auf einen Schlag verschwunden. Dennoch hatte ich den unbehaglichen Eindruck, dass sich jemand zwischen den Schatten bewegte. Ich tastete nach der Lampe neben meinem Bett, schaltete sie ein und sah – nichts.
    Das Zimmer war leer.
    Ich versuchte mich daran zu erinnern, was Buster mir erklärt hatte: dass ich mich nicht auf eine bestimmte Sicht der Dinge festlegen sollte, solange ich nicht völlig davon überzeugt war.
    Aber jetzt mitten in der Nacht half mir diese Überlegung nicht so recht weiter.
    Ich bemerkte, dass meine Schranktür einen Spalt weit offen stand.
    Bevor ich ins Bett gegangen war, hatte ich einen frischen Kopfkissenbezug herausgenommen. Hatte ich die Tür aus Versehen nicht richtig geschlossen?
    Lange saß ich aufrecht im Bett, dann schob ich langsam die Decke beiseite, nahm meine Krücken in die Hand und ging hinüber zum Schrank. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass die Tür aufschwenken würde, und dann ...
    Ich wusste nicht, was dann.
    Ich legte die Hand auf den Türgriff, begann daran zu ziehen, kam mir dann lächerlich vor. Also schob ich die Tür wieder zu. Da hörte ich von drinnen ein Scharren. Vielleicht mein Krimskrams, der umherpurzelte.
    Oder irgendetwas, das es sich drinnen gemütlich machte.
    Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper. Ich humpelte zurück zum Bett. Kalt lief es mir den Rücken hinunter, obwohl es in meinem Zimmer alles andere als frisch war. Der Ventilator im Fenster pustete heiße Luft durchs Zimmer, und das wassergekühlte Stroh in seinem Inneren machte den Lufthauch nicht angenehmer, sondern nur noch stickiger. Trotzdem war mein Körper so kalt wie eine Leiche bei der Obduktion. Ich kletterte zurück ins Bett, lehnte mich gegen die Rückwand, zog mir die Decke bis unters Kinn und starrte zur Schranktür. Das Licht ließ ich an.
    In diesem Augenblick war ich überzeugt, dass mir irgendetwas von der Villa auf dem Hügel bis nach Hause gefolgt sein musste und jetzt in den Schatten meines Zimmers umherstrich – und sich außerdem in meinem Schrank versteckte. Vielleicht auch unterm Bett.
    Irgendetwas, das nicht von dieser Welt war.
    Nach einer Weile siegte jedoch Müdigkeit über Angst, und mit brennender Nachttischlampe schlief ich ein und erwachte erst am späten Vormittag.
    Im nüchternen Tageslicht fand ich schließlich den Mut, in den Schrank zu schauen.
    Nub sprang schwanzwedelnd heraus. Ich kam mir vor wie ein Trottel. Und musste an Busters weisen Rat denken, den ich seither immer beherzigt habe. Bis zum heutigen Tag bin ich ein Skeptiker.
     
    Später, in der Hitze des Vormittags, fiel mein Blick durch den Schlitz zwischen Ventilator und Fensterrahmen nach draußen, und ich sah einen großen Schwarzen, der drüben neben dem Highway stand und zu unserem Autokino herschaute.
    Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Vorsichtig schob ich mich näher an den Spalt heran, kniete hin, spähte hinaus. Der Mann war riesig und trug einen breitkrempigen Hut, ein kariertes Arbeitshemd und eine Latzhose. Er stand einfach nur da, starrte herüber und rauchte eine Zigarette. Vielleicht betrachtete er die Wandbemalung, die Soldaten und die Indianer.
    Nach einer Weile warf er den Zigarettenstummel auf den Boden und ging davon. Damals habe ich der Sache keine große Bedeutung beigemessen.
     
    Unten wurde ich von Rosy begrüßt, die durchs Wohnzimmer schlurfte und mit einem Staubwedel herumfuhrwerkte. Ich ging in die Küche und goss mir ein Glas Milch ein.
    Durch die Glasschiebetür entdeckte ich Buster, der über den Hof ging. Er hatte einen Farbtopf und einen Pinsel dabei. Eigentlich sollte er erst in ein paar Stunden zur Arbeit erscheinen, daher war ich überrascht, ihn zu sehen.
    Als ich hinausging, warf Nub mir einen Blick zu, als überlege er aufzustehen, aber dann behielt er doch seinen Platz auf den kühlen Küchenfliesen bei. Auch der treueste Hund braucht hin und wieder eine Auszeit.
    Ich humpelte zum Vorführhäuschen

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