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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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heraus und legte sie neben die Kekse auf meinen Teller. Dann schob ich die Tüte Rosy Mae hin, die sich ohne zu zögern an den Tisch setzte und mit dem Essen begann.
    Mom ermahnte mich: »Die Kekse gibt es erst, wenn du den Hamburger aufgegessen hast, ja, mein Schatz?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Wissen Sie, der Koch in dem Restaurant im Drugstore is mein Vetter Ju William«, sagte Rosy Mae.
    »Tja, dann muss es wohl in der Familie liegen«, bemerkte Callie. »Das Essen war sehr lecker.«
    Daddy schaute durch die Fliegentür und entdeckte Buster, der das Vorführhäuschen strich. »Was zum Teufel treibt Buster denn hier um diese Zeit? Überstunden zahl ich ihm nicht.« Mit gerunzelter Stirn sah er mich an.
    »Er war schon da, als ich aufgewacht bin.«
    »Tja, er braucht gar nicht zu glauben, dass er einen Zuschlag dafür bekommt, meine Taschen sind nämlich leer ... auch wenn die alte Hütte tatsächlich dringend einen Anstrich nötig hat ... mal sehen. Vielleicht kann ich was mit ihm aushandeln. Wenigstens muss ich mich in dieser Affenhitze nicht selbst hinstellen und streichen. Aber dieses Grün, mein Gott – ich hätte ihm wenigstens eine anständige Farbe gekauft. Blau, zum Beispiel.«
    Daddy öffnete die Fliegentür und ging hinüber zum Vorführhäuschen. Er schien sich regelrecht durch die flirrende Luft kämpfen zu müssen.
    Buster schaute zu Daddy hoch, hörte auf zu malern und legte den Pinsel vorsichtig auf dem Rand des Farbeimers ab.
    Daddy blieb vor ihm stehen, ohne ihm die Hand zu geben. Ich konnte ihn reden hören, verstand aber nicht, was er sagte. Buster nickte, während Daddy auf ihn einredete, und ich dachte: Der Mann, mit dem Daddy da gerade sprach, hatte auch mit dem Helden seiner Kindertage gesprochen, mit Tom Mix. Ich fragte mich, was Daddy dazu wohl sagen würde.
    Als Rosy Mae ihren Hamburger aufgegessen hatte, was nicht allzu lange dauerte, nahm Mom sie mit ins Wohnzimmer und zeigte ihr, was sie alles eingekauft hatten.
    Rosy Mae kreischte schrill und rief: »Ach, is das aber hübsch, Miss Gal.«
    Es war ein Kleid, ungefähr von der Größe eines Armeezelts, und es schillerte in allen Farben des Regenbogens. Es nannte sich Muumuu, und Mom hatte es für Rosy Mae gekauft.
    »Ich dachte, das wäre vielleicht eine nette Überraschung«, erklärte Mom. »Ein buntes Hauskleid.«
    »Also, das is ja wirklich schön bunt. Danke vielmals, Miss Gal. Sie sind so freundlich zu mir!«
    »Gern geschehen, Rosy Mae.«
    Währenddessen schlich sich Callie zu mir und flüsterte mir ins Ohr: »Es gibt was zu besprechen.«
     

9
     
    Wir gingen auf die Veranda, und Callie hielt mir die Tür auf, damit ich hinaushumpeln konnte. Im Schatten des Vordachs blieben wir stehen; Callie lehnte sich an einen Pfeiler, und ich stützte mich auf meine Krücken.
    »Ich bin frei. Ich hab keinen Hausarrest mehr.«
    »Warum das denn?«
    »Du freust dich ja gar nicht für mich.«
    »Doch, und wie ich mich freue ... das ist super. Juchhu.«
    Callie warf mir einen durchdringenden Blick zu. In solchen Momenten, wenn sie die Augen zu schmalen Schlitzen verengte, wirkte sie fast furchteinflößend. Und sah Daddy ziemlich ähnlich.
    Nachdem sie mich eine Weile gemustert hatte, fuhr sie fort: »Mom hat mit ein paar anderen Müttern geredet, und stell dir vor: Ihre Töchter hatten auch alle solche ekligen Teile in ihren Schlafzimmern, und jede von ihnen ist mal mit Chester gegangen oder kannte ihn zumindest.«
    »Also haben sie es alle mit ihm getan.«
    »Nein, haben sie nicht. Und Stanley, tu nicht so, als wüsstest du Bescheid. Bis vor ein paar Tagen hast du überhaupt noch nie was von Kondomen gehört. Jedenfalls, mehrere Mädchen haben so eins in ihrem Zimmer gefunden, oder zumindest im Haus. Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber alle sind davon überzeugt, dass ihnen die Dinger untergeschoben wurden, und wir wissen wohl auch, von wem – Jane Jersey. Sie hat einen Hass auf jedes halbwegs hübsche Mädchen, das eventuell die Aufmerksamkeit eines Jungen auf sich ziehen könnte, auf den sie selbst ein Auge geworfen hat – auch wenn sie nicht den Hauch einer Chance bei ihm hätte. Dabei tut sie so, als ginge es ihr nur um Chester, aber glaub mir, so beliebt ist er gar nicht bei den Mädels.«
    »Wer hat denn behauptet, du wärst hübsch?«
    »Tja ... ich bin’s eben. Mom sagt das auch.«
    »Mom will dich nur vor der Wahrheit schützen. Sie findet sogar Nub niedlich.«
    »Ist er ja auch. – Willst du jetzt hören, was ich zu sagen habe,

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