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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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der Fliegengittertür. »Ich hab keine Limonade, Nigger.«
    »Was hast du denn sonst zu bieten?«
    »Eistee hab ich da, aber du stiefelst mir nich ins Haus. Das tät dem großen Mister Stanley bestimmt nich gefallen.«
    »Vielleicht hast du ja noch was anderes zu bieten. Was den großen Mister Stanley nix angeht.«
    »Du kriegst höchstens Eistee, sonst nix.«
    Rosy Mae verschwand in der Küche. Dann kam sie mit einem großen Einweckglas zurück, das sie bis zum Rand mit Tee und Eiswürfeln gefüllt hatte.
    »Da, das kannst du haben«, sagte sie. »Wär ja noch schöner, wenn du deine Lippen aufs gute Geschirr von Miss Gal schmierst.«
    Buster griff nach dem Glas und nahm einen großen Schluck. »Geht doch nix über Eistee, wenn einem heiß ist, außer natürlich frisches Quellwasser oder Brunnenwasser. Ich liebe frisches Wasser, das schmeckt richtig süß. Hast du nicht was Süßes für mich, Weib?«
    »Wie kommst du denn da drauf, dass ich dir was Süßes geb, wenn ich was hab?«
    »Du siehst mir aus wie ’n Mädel, was gern ’nen Mann mit was Süßem verwöhnt. Mit was Süßem, Schwarzem zum Vernaschen ...«
    »Zum Vernaschen?«
    »Ja, genau.«
    Rosy Mae, die immer noch hinter dem Fliegengitter stand, fing an zu grinsen. »Kannst du haben.«
    Sie verschwand wieder und kam mit einer Handvoll Schokoladenkekse zurück, die sie tags zuvor gebacken hatte. »Und jetzt wieder an die Arbeit, Nigger.«
    Buster nahm die Kekse, setzte sich neben mich auf den Stuhl, aß Kekse und trank Eistee. Dann sagte er: »Hör mal, Junge. Ich hab so meine Macken, das weiß ich. Aber eins musst du wissen, das ist nicht böse gemeint.«
    »Ja, Sir.«
    »Bin halt ’n mürrischer alter Nigger.«
    »Ja, Sir.«
    »Mir ist egal, ob irgendwer sauer auf mich ist, aber ich will niemand aus Versehen auf ’n Schlips treten, und mehr sag ich dazu nicht.«
    »Ja, Sir.«
    »Wenn du dich jetzt unterhalten willst, nur zu. Hab das Häuschen fast fertig gestrichen.«
    »Nein, Sir. Ich hab eigentlich gar nichts zu sagen.«
    »Wie du willst.«
    Er trank seinen Tee, mampfte seine Kekse. Wir saßen im Schatten der Veranda und schauten zu, wie sich die Hitze über den Parkplatz wälzte. Schließlich fragte ich ihn: »Haben Sie die Bilder auf dem Zaun gemalt? Mit den Außerirdischen?«
    »Ja, das war ich. Ich hab mal einen getroffen, der hat gesagt, dass er so ’ne fliegende Untertasse gesehn hat.«
    Er vernichtete einen weiteren Keks.
    »Wirklich?«
    »Ein kleines Männchen hat da angeblich auch dringesessen. Das war bei einem Ort namens Aurora, hier in Texas, so um 1894. Er und noch ’n paar andere Cowboys haben mitbekommen, wie so ’n riesiges Ding vom Himmel gefallen ist. Heutzutage heißen die fliegende Untertasse. Er meinte, er hat gesehn, wie dieses Männchen aus dem Teil rausgefallen ist. Damals hab ich noch auf der 101 Ranch gearbeitet.«
    »Hat nicht auch Tom Mix auf der Ranch gearbeitet?«
    »Woher kennst du denn diesen ollen Leinwandcowboy?«
    »Von meinem Dad.«
    »Der hat dir von ihm erzählt?«
    »Ja, Sir. Kannten Sie Tom Mix?«
    »Nein. Ich hab ihn ein, zwei Mal getroffen, aber wirklich gekannt hab ich ihn nicht. Auf der Ranch hat’s mir gefallen. Dort haben sie einen ziemlich genau so behandelt wie alle andern auch, wenn man seine Arbeit gemacht hat. Und was Tom Mix angeht, der war schon ein richtiger Cowboy. Aber wer mich richtig beeindruckt hat, das war Bill Pickett. Mit dem war ich auch per du.«
    Ich schaute ihn ausdruckslos an.
    »Das war ’n Farbiger. Hat das Stierringen erfunden, wie man’s beim Rodeo sieht. Aber Bill hat’s mit den Zähnen gemacht. Ist vom Pferd auf den Bullen gesprungen, hat ihm in die Lippe gebissen und ihn niedergekämpft. Manche Leute nannten ihn den ›Dunklen Dämon‹.«
    Ich stellte fest, dass wir unser ursprüngliches Thema aus den Augen verloren hatten.
    »Und was war nun mit der fliegenden Untertasse?«
    »Tja, der Kerl hat mir erzählt, dass dieses Wesen, das er gesehn hat, auf dem Friedhof dort in Aurora begraben liegt. Hat mir beschrieben, wie es aussah, und so hab ich’s dann auf den Zaun gemalt. Aber das Grün, na ja, das hab ich genommen, weil die Leute irgendwann angefangen haben, sie die ›kleinen grünen Männchen‹ zu nennen. Der Kerl, der das Viech gesehn hat, meinte allerdings, es wär eher gräulich gewesen.«
    »Nehmen Sie ihm das alles ab?«
    »Nö, aber ist doch ’ne gute Geschichte, oder?«
    »Warum haben Sie nicht noch mehr Bilder auf den Zaun gemalt?«
    »Keine Lust mehr, und

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