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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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oder nicht?«
    »Erzähl weiter.«
    »Jedenfalls bin ich endlich wieder ein freier Mensch. Mom will Janes Mutter bitten, mal ein Wörtchen mit Jane zu reden. Ehrlich gesagt ist mir das ziemlich piepegal, Hauptsache, ich sitze hier nicht mehr fest.«
    »Was sagt Daddy dazu?«
    »Daddy ist auf meiner Seite, auch wenn er sich noch fragt, wer dahintersteckt. Aber wer außer Jane soll es sonst sein? Wer kennt uns alle und würde so was tun?«
    »Mist, erwischt.«
    »Du bist nicht besonders nett zu mir, Stanley Mitchel junior, dabei wollte ich dir eigentlich einen Gefallen tun.«
    »Und zwar?«
    »Nur, wenn du ab sofort netter zu mir bist.«
    Ich seufzte. »Also gut.«
    »Ich gehe morgen mit dir Schuhe kaufen.«
    »Das soll der Gefallen sein?«
    »Nein. Während wir in der Stadt sind, können wir ja mal versuchen, etwas über James Stilwind und das tote Mädchen rauszufinden. Hast du gewusst, dass er der Besitzer von dem Restaurant ist, wo wir heute waren? Und das Kino daneben gehört ihm auch. Das Palace .«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nein. Ich glaube auch nicht, dass er oft dort auftaucht. Bestimmt bezahlt er andere Leute dafür, das Geschäft für ihn am Laufen zu halten. Aber wir können morgen zum Mittagessen hingehen. Mom erlaubt es bestimmt, und vielleicht finden wir dort was raus – zum Beispiel über das arme Mädchen, das bei den Bahngleisen ermordet wurde. Und, was die Hauptsache ist, ich komme unter Leute.«
    »Ich nehme alles zurück, womit ich dich gekränkt haben könnte, Callie.«
    »Dein Glück.«
     
    Früh am nächsten Morgen wurde ich von Callie geweckt. Rasch zog ich mich an und schlüpfte in die Bluejeans, die meine Mutter aufgetrennt hatte, damit sie über meinen Gips passte.
    Callie fuhr uns mit dem Auto zu JC Penny , damit ich nach Schuhen gucken konnte. Schließlich fand ich zwei Paar: schwarze Halbschuhe und schwarz-weiße knöchelhohe Turnschuhe. Da nicht bloß mein Bein in dem Gips steckte, sondern auch mein halber Fuß, konnte ich immer nur einen Schuh anprobieren und musste darauf hoffen, dass der andere ebenso gut passte.
    Gegen elf Uhr fuhren wir zu James Stilwinds Drugstore. Während der Fahrt hörten wir im Autoradio Rock ’n’ Roll, und ich erzählte Callie alles, was ich von Buster erfahren hatte. Als wir ankamen, hatte ich ganz schön Hunger. Eigentlich knurrte mir sogar schon seit mehreren Stunden der Magen, schließlich hatte ich nicht gefrühstückt.
    Der Drugstore wirkte hell und sauber. Da wir früh dran waren, war es noch nicht besonders voll. Wir bestellten Hamburger, Pommes frites und Kirschcola, setzten uns in die Nähe des Tresens und aßen.
    Im Radio lief Rock and Roll Is Here to Stay von Danny and the Juniors. Als wir unsere Hamburger zur Hälfte aufgegessen hatten, waren auch noch Book of Love von den Monotones und Splish Splash von Bobby Darin gespielt worden.
    Ich kannte die meisten Lieder auswendig, schließlich hörte ich sie immer spätabends in meinem Zimmer in meinem Hopalong-Cassidy-Radio – nur ich, Nub und das Mondlicht.
    In diesem Augenblick hätte ich den ganzen Tag dort sitzen bleiben und Musik hören können; vielleicht hätte ich noch eine Cola getrunken und, irgendwann, einen zweiten Hamburger verdrückt. Der Hamburger war lecker, und ich musste daran denken, wie Rosy Mae erzählt hatte, der Koch wäre ein Verwandter von ihr.
    Der Limoverkäufer hinterm Tresen sah nur wenig älter aus als Callie. Er hatte eine Papiermütze auf und schob sie keck nach hinten, damit Callie seine Locken sehen konnte; eine Kringelsträhne fiel ihm in die Stirn. Ich fand sie ein bisschen künstlich.
    Er stützte sich auf den Tresen und fragte: »Und, wie schmeckt’s?«
    »Gut«, antwortete Callie.
    »Freut mich. Wir geben uns alle Mühe.«
    »Du hast das Essen ja gar nicht gemacht«, erwiderte Callie.
    »Nein. Der Nigger hat’s gemacht.«
    »Das Wort solltest du dir abgewöhnen.«
    »Was, ›Nigger‹?«
    »Ja.«
    »Solange du hier bist, werde ich’s mir verkneifen, nur weil du’s bist. Und ich sag auch nicht ›Buschmann‹ oder ›Bananenfresser‹.«
    Er hatte wohl erwartet, einen Lacher von uns zu ernten, aber da hatte er sich verrechnet. »Danke«, sagte Callie. »Der Laden hier gehört Mr Stilwind, stimmt’s?«
    »Ja, stimmt. Warum fragst du?«
    »Bin bloß neugierig.«
    »Ich weiß schon, warum dich das interessiert. Weil er reich ist.«
    »Das ist eine fiese Unterstellung.«
    »So seid ihr Frauen nun mal. Einen netten jungen Mann, der es erst noch zu was

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