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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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ein unruhiger Schlaf, und im Traum erschienen mir wieder und wieder die große dunkle Mühle und die quietschende Sägemehlrinne. Das tanzende Licht, das vielleicht Margret gewesen war. Der schwarze König der Frösche, der die Finger von anderen Frauen hätte lassen sollen. Bubba Joe. Der tote Hund in der Patchworkdecke. Richards weinender Vater, der ein Gebet sprach.
    Und schließlich träumte ich von dem gewundenen schwarzen Zug, seinem hellen Licht und dem gellenden Pfiff, dem kühlen Luftzug der Lokomotive und der Güterwagen, als sie an uns vorbeirauschten.

TEIL III
    KLICK,  KLICK, KLICK

13
     
    Am nächsten Tag erwachte ich früh aus unruhigem Schlaf und überprüfte alle Schlösser an unseren Türen und Fenstern. Es gab keine Anzeichen, dass jemand versucht hätte einzubrechen.
    Gerade kontrollierte ich die hintere Schiebetür, als Daddy hereinkam, sich die Haare aus dem Gesicht strich und mit dem Unterarm den Schlaf aus seinen Augen rieb.
    Als er sah, womit ich beschäftigt war, musterte er mich kurz und sagte: »Setz dich, mein Junge.«
    Ich nahm ihm gegenüber am Tisch Platz. Fast erwartete ich die Frage, wo ich letzte Nacht gewesen war.
    »Nimm dir diese Sache mit Bubba Joe nicht so sehr zu Herzen«, sagte er. »Der tut uns nichts. Ich werde dafür sorgen, dass er uns in Ruhe lässt. Würde mich gar nicht wundern, wenn die Polizei ihn schon geschnappt hat. Ich ruf dort mal an, wenn ich einen Kaffee und was zu beißen gehabt habe. Hilfst du mir, Frühstück für Mom, Callie und Rosy zu machen?«
    »Klar.«
    Während wir das Frühstück vorbereiteten, dachte ich über die vergangene Nacht nach. Vielleicht irrte Daddy sich, wenn er glaubte, dass wir vor Bubba Joe sicher wären. Ein Mann seines Kalibers könnte einfach mit einem Messer in der Hand in unser Haus spazieren.
    Immerhin war es gut möglich, dass er gestern Abend in der Nähe unseres Hauses gelauert hatte und uns dann zu den Gleisen gefolgt war. Ich ließ mir das eine Weile durch den Kopf gehen und fand es dann doch unwahrscheinlich. Mit unseren Fahrrädern hätte er nur mühsam Schritt halten können. Vielleicht hatte er uns ja auf dem Sägemühlenweg bemerkt. Da trieb er sich vielleicht eher herum. Versteckte sich in der Sägemühle, nachdem er das Haus niedergebrannt hatte, in dem er und Rosy Mae gewohnt hatten.
    Oder er war uns überhaupt gar nicht gefolgt. Auch denkbar, dass er einfach in der Nähe gewesen war, als wir die Bahnschienen erreicht hatten. Der Wald stand in dieser Gegend dicht, dort konnte er sich überall verstecken.
    Wie auch immer es gewesen war – ich war überzeugt, dass er Callie und mich erkannt und uns verfolgt hatte, um sich irgendwie dafür zu rächen, dass wir Rosy bei uns aufgenommen hatten.
    Rosy hatte gesagt, dass Bubba Joe immer ein Messer oder eine Rasierklinge bei sich trug, und ich hatte keinen Anlass, an ihrem Wort zu zweifeln. Wenn er uns gestern Nacht erwischt hätte ... tja, das wollte ich mir gar nicht so genau ausmalen.
    Während ich über all diese Dinge nachdachte, nahm ich die Brote aus dem Toaster, beschmierte sie mit Butter und strich Marmelade drauf. Das Würstchenkochen und Kaffeeaufsetzen überließ ich Daddy.
    Als alles fertig war, sagte er: »Dann weck die Damen mal und sag ihnen, dass das Frühstück auf dem Tisch steht.«
    Während ich hinausging, fuhr er fort: »Wir sollten diese letzten Sommertage genießen. Bald fängt die Schule an, und wir werden nicht mehr so viel freie Zeit gemeinsam haben. Es ist schön, dass wir noch alle beieinander sind.«
    »Ja, Sir.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung. Daddy sagte noch: »Sohnemann?«
    »Ja, Sir?«
    »Ich hab dich lieb.«
    Ich lächelte ihn an, sagte: »Ich dich auch«, und ging die Frauen holen.
     
    An diesem Nachmittag tauchte Buster nicht auf. In letzter Zeit war er immer ziemlich früh da gewesen, doch als ich jetzt mit ihm rechnete, kam er nicht. Und als sich schließlich der Zeitpunkt näherte, zu dem er tatsächlich hätte erscheinen müssen, war immer noch nichts von ihm zu sehen.
    »Wo zum Teufel steckt denn der Halunke?«, sagte Daddy.
    Wir standen zusammen auf der Veranda neben der Imbissbude. »Er hat mir gesagt, wenn er heute nicht herkommt, ist er krank«, flunkerte ich.
    Daddy musterte mich mit stählernem Blick, und einen Augenblick lang fürchtete ich, ich würde zerspringen. Dann fragte er: »Warum erzählst du mir das erst jetzt?«
    »Hab’s vergessen. Er hat gesagt, dass es ihm nicht so gut geht und dass er vielleicht

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