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Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss

Titel: Ein feiner dunkler Riss - Lansdale, J: Ein feiner dunkler Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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schlecht bleibt, dann machen wir heute Abend gar nicht erst auf. Ich hab mir überlegt, dass wir stattdessen mit der ganzen Familie zur Minstrelshow in der Schule gehen könnten.«
    Ich wusste, dass das Wort »Familie« Rosy Mae nicht mit einschloss. Rosy verstand den Wink und ging aus der Küche.
    »Was ist eine Minstrelshow?«, fragte ich.
    »Also, bei der hier haben ein paar Weiße einfach ihren Spaß. Sie schminken sich komplett schwarz, malen sich dicke weiße Lippen, spielen Musik, erzählen ein paar Witze. Ich bin schon ein paar Mal da gewesen. Es ist lustig.«
    Nach allem, was ich heute durchgemacht hatte, erschien mir die Vorstellung, allein zu Hause zu bleiben, während der Wind ums Haus pfiff, alles andere als verlockend. »Hört sich nett an.«
    »Wir sollten erst noch abwarten, ob das Wetter aufklart. Dann müssen wir das Kino nämlich doch aufmachen. Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass es so bleibt, wie es ist. Wir könnten alle mal ein bisschen Ablenkung gebrauchen.«
     
    Gegen sechs kam Buster zur Arbeit. Es regnete immer noch, und wie üblich nahm er den Weg durchs hintere Tor, wo die Autos hinausfuhren. Er trug einen Regenmantel und hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen. In der einen Hand hielt er einen Metallbehälter am Henkel, unter dem anderen Arm klemmte eine Thermoskanne.
    Daddy stand an der Hintertür und beobachtete, wie Buster das Vorführhäuschen betrat. »Jetzt kreuzt er auf. Als wir aufhatten, konnte er nicht antanzen, aber jetzt kommt er. Zieh dir deine Regenjacke an, lauf rüber und sag ihm, dass das Kino heute Abend zubleibt. Und ich hoffe, er erwartet nicht, dass ich ihn einfach nur fürs Herkommen bezahle. Er verdient was, wenn wir alle was verdienen, und heute Abend verdient niemand irgendwas. Außer vielleicht die Farmer. Und diese Minstrelshow.«
    Ich holte meine Regenjacke, streifte sie über und rannte zum Vorführhäuschen. Buster hatte seinen Mantel ausgezogen und die kleine Lampe eingeschaltet. Jetzt saß er da und packte gerade seinen Metallbehälter aus.
    »Ich hab mir ein paar Zeitungsberichte zum Lesen mitgebracht«, sagte er. »Und jede Menge schwarzen Kaffee.«
    »Heute Abend wird kein Film gezeigt«, antwortete ich und schob meine Kapuze zurück.
    »Hab ich schon fast vermutet. Aber ich dachte, ich komme besser trotzdem zur Arbeit. Stan, vielleicht verhalte ich mich nicht immer wie ein Freund, aber ich weiß sehr wohl zu schätzen, dass du einer bist.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »War nur eine Frage der Zeit mit Bubba Joe. Am Ende war ich es eben, der ihn um die Ecke gebracht hat. Hätte jeder sein können. Irgendwann hätte es schon wer gemacht.«
    »Sie haben von Margrets Mutter erzählt. Dass sie eine ... ähm ...«
    »... eine Prostituierte ist.«
    »Das bedeutet, dass viele Männer dorthin gehen ... zu Margrets Haus. Stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Es hätte einer von denen sein können, oder?«
    »Möglich.«
    Ungefähr in diesem Augenblick rief Daddy vom Haus herüber: »Komm schon, Stanley. Wir müssen gleich los.«
    »Wir gehen zur Minstrelshow«, sagte ich.
    »Mensch, toll. Ein Haufen weißer Idioten mit schwarzer Schminke ... na, lauf schon. Wir unterhalten uns später. Du, ich wollte eigentlich hier sitzen bleiben und lesen. Glaubst du, dein Daddy hat was dagegen?«
    »Nicht, wenn Sie es ihm nicht sagen.«
    »Vielleicht kann dein Hund ...«
    »Nub?«
    »Ja, Nub. Vielleicht kann er herkommen und mir Gesellschaft leisten.«
    »Ich sag Rosy, dass sie ihn rauslassen soll, wenn wir gegangen sind.«
    »Gut. Und Stan, diese Briefe von Margret – kann ich die mal sehen?«
    »Ich werde versuchen, sie Ihnen rauszuschmuggeln. Aber ich kann nichts versprechen.«
    »In Ordnung.«
    Ich zog mir die Kapuze wieder über und ging hinaus in den Regen.
     
    Die Minstrelshow fand in unserer Schule statt, in der damals alle Jahrgangsstufen außer dem Kindergarten unterrichtet wurden. Der Kindergarten war im Haus eines Lehrers untergebracht.
    Die Vorstellung wurde in der Aula aufgeführt, und für einen halben Dollar kam man rein. An der Wand vor der Aula hingen Schilder mit der Aufschrift: »NIGGER-MINSTRELSHOW«, und darunter: »Jugendfreier Humor für die ganze Familie. Musik, Scherz und Schabernack. Eintritt fünfzig Cent.«
    Wir setzten uns auf unsere Plätze in der vorderen Hälfte der Stuhlreihen. Ganz hinten stand ein alter farbiger Hausmeister mit einer fahrbaren Mülltonne bereit, um hinterher die Abfälle aufzulesen – beispielsweise Becher und

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