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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ordentlich Samnorsk, wenn auch nicht so gut wie Herr Stahl. Amdijefri sammelte die zerstreuten Seiten auf und steckte sie sorgfältig in Amdis Jackentaschen. Sie schalteten die Anzeigegeräte aus und krochen in den Hauptraum.
    »Glaubst du, dass uns Herr Stahl erlauben wird, die Änderungen zu machen?«
    »Vielleicht sollten wir sie auch an Ravna zurückschicken.«
    Das Glied des Weißjacks zog sich von der Luke zurück, und Amdijefri stieg die Treppe hinab. Eine Minute später waren sie draußen im Licht der sinkenden Sonne. Die beiden Kinder bemerkten es kaum, sie waren beide von Amdis Vision gefesselt.

 
     
VIERUNDZWANZIG
     
    Für Johanna änderte sich eine Menge in den Wochen nach Yaqueramaphans Tod. Das meiste waren Verbesserungen, zu denen es vielleicht ohne den Mord nie gekommen wäre…, und das machte Johanna sehr traurig.
    Sie ließ Holzschnitzerin in ihrer Hütte wohnen und den Platz des Gehilfen einnehmen. Anscheinend hatte Holzschnitzerin das von Anfang an tun wollen, sich aber vor der Wut des Menschen gefürchtet. Nun behielten sie das Datio in der Hütte. Mindestens vier Rudel von Feilonius’ Sicherheitsdienst umringten ständig den Ort, und man sprach davon, Kasernen in der Umgebung zu errichten.
    Die anderen sah sie tagsüber auf Versammlungen, und einzeln, wenn sie Hilfe beim Datio brauchten. Scrupilo, Feilonius und Narbenhintern – der ›Pilger‹ – sprachen jetzt alle fließend Samnorsk, mehr als genug, dass sie den Charakter hinter den unmenschlichen Gestalten sehen konnte: Scrupilo, zimperlich und sehr klug. Feilonius, so aufgeblasen, wie Schreiber nur jemals erschienen war, aber ohne dessen Spieltrieb und Phantasie. Pilger Wickwracknarb. Jedesmal, wenn sie sein Großes mit der Narbe sah, lief ihr ein Schauder über den Rücken. Das Glied saß immer hinten, niedergehockt, um nicht bedrohlich auszusehen. Pilger wusste offensichtlich, wie sie den Anblick empfand, und versuchte, sie nicht zu kränken, doch selbst nach Schreibers Tod brachte sie nicht mehr fertig, als dieses Rudel zu tolerieren… Und schließlich konnte es Verräter in der Burg geben. Es war nur eine Theorie von Feilonius, dass der Mord ein Überfall von außen gewesen war. Sie behielt Pilger misstrauisch im Auge.
    Wenn es Nacht wurde, scheuchte Holzschnitzerin die anderen Rudel fort. Sie hockte sich rings um die Feuergrube und fragte das Datio Dinge, die keine ersichtliche Beziehung zum Kampf gegen die Flenseristen hatten. Johanna saß bei ihr und versuchte zu erklären, was Holzschnitzerin nicht verstanden hatte. Es war seltsam. Holzschnitzerin war etwas sehr Ähnliches wie die Königin dieser Leute. Sie hatte diese gewaltige (primitive, unbequeme, hässliche, aber doch gewaltige) Burg. Sie hatte Dutzende von Dienern. Dennoch verbrachte sie den größten Teil jeder Nacht in dieser kleinen Holzhütte bei Johanna und kümmerte sich um das Feuer und ums Essen mindestens ebenso wie das Rudel, das vor ihr hier gewesen war.
    So kam es, dass Holzschnitzerin Johannas zweite Freundin unter den Klauenwesen wurde. (Schreiber war der erste Freund gewesen, obwohl sie es erst nach seinem Tode erkannt hatte.) Holzschnitzerin war sehr klug und sehr seltsam. In mancher Beziehung war sie die klügste Person, der Johanna jemals begegnet war, obwohl sich diese Schlussfolgerung erst allmählich einstellte. Sie war nicht wirklich überrascht gewesen, als die Klauenwesen Samnorsk schnell erlernten – so war es in den meisten Abenteuergeschichten, und vor allem hatten sie ja die Sprachlernprogramme im Datio. Aber Nacht für Nacht beobachtete Johanna, wie Holzschnitzerin mit dem Datio spielte. Das Rudel interessierte sich nicht für die Militärtaktik und die Chemie, die sie den ganzen Tag über in Beschlag nahmen. Statt dessen las sie über die Langsame Zone und das Jenseits und die Geschichte des Straumli-Bereichs. Sie hatte das diskursive Lesen schneller als alle anderen erlernt. Manchmal saß Johanna einfach da und starrte ihr über die Schultern. Der Bildschirm war in Fenster aufgeteilt, und der Text im Hauptfenster rollte viel schneller, als Johanna folgen konnte. Ein Dutzendmal pro Minute mochte Holzschnitzerin auf Wörter stoßen, die sie nicht kannte. Die meisten waren einfach unbekanntes Samnorsk: Holzschnitzerin tippte mit einer Nase auf das störrische Wort, und in einem Lexikon-Fenster blitzte kurz eine Definition auf. Anderes war eine Frage der Konzepte, und die neuen Fenster führten das Rudel in andere Gebiete, manchmal nur für

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