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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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war sehr seltsam – auf den ersten Blick von Stein, aber mit einem elastischen schwarzen Material verbunden, das er seit den Südmeeren nicht mehr gesehen hatte; hier im Norden hätte es spröder sein müssen… Wo bin ich? Ich sollte mich über etwas freuen, einen Sieg. Er hielt inne, um sich wieder zu sammeln. Nach einem Moment wurden sowohl der Schmerz als auch seine Gedanken schärfer; so würde es nun tagelang sein, mindestens. Hilfe für das Fremdwesen holen. Es an Land bringen.
     
    König Holzschnitzers Reichskämmerer war ein größtenteils übergewichtiger Geck, Wanderer hätte nicht erwartet, so etwas in Holzschnitzerheim zu sehen. Doch der Bursche wurde sofort hilfsbereit, als er das Fremdwesen sah. Er ließ einen Arzt herabkommen, um nach dem Zweibeiner zu sehen – und bei der Gelegenheit auch nach Wanderer. Das Fremde hatte in den letzten beiden Tagen an Kraft gewonnen, es war aber nicht mehr zu Gewalttaten gekommen. Sie brachten es ohne größere Mühe an Land. Es starrte Wanderer aus seinem flachen Gesicht heraus an, ein Blick, in dem er ohnmächtige Wut erkannte. Er berührte Narbs Kopf nachdenklich… der Zweibeiner wartete nur auf die beste Gelegenheit, noch mehr Schaden anzurichten.
    Minuten später befanden sich die Reisenden in Cherhog-Wagen und fuhren über das Kopfsteinpflaster der Straße hinauf zu den Stadtmauern. Soldaten bahnten den Weg durch die Menge. Schreiber Yaqueramaphan winkte hierhin und dahin, ganz der noble Held. Wanderer kannte mittlerweile die scheue Unsicherheit, die in Schreiber verborgen war. Das mochte der Höhepunkt seines ganzen bisherigen Lebens sein.
    Selbst wenn er es gewollt hätte, konnte sich Wickwracknarb nicht so verausgaben. Da eins von Narbs Trommelfellen verletzt war, ließen ausholende Gesten den Gang seiner Gedanken stocken. Er hockte sich auf die Wagenbänke und hielt nach allen Seiten Ausschau:
    Abgesehen vom äußeren Hafen, glich der Ort überhaupt nicht dem, woran er sich von seinem Besuch vor fünfzig Jahren erinnerte. Ein Pilger, der nach solch einem Zeitraum zurückkehrte, konnte es sogar langweilig finden, wenn sich kaum etwas verändert hatte. Das aber – es war fast unheimlich.
    Der große Wellenbrecher war neu. Es gab doppelt so viele Piers, und Multiboote mit Flaggen, die er auf dieser Seite der Welt niemals gesehen hatte. Die Straße war schon dagewesen, aber schmal, und es waren nur ein Drittel so viel Nebenstraßen abgegangen. Die Stadtmauern hatten damals eher dazu gedient, die Cherhogs und Froschhennen in der Stadt zu halten, als Feinde draußen. Nun waren die Mauern zehn Fuß hoch, schwarzer Stein, der sich hinzog, soweit Wanderer sehen konnte… Und letztes Mal hatte es kaum Soldaten gegeben, jetzt waren sie überall. Das war keine gute Veränderung. Er fühlte, wie Narbs Magen schwerer wurde; Soldaten und Kämpfe waren nicht gut.
    Sie fuhren durch die Stadttore und an einem Marktlabyrinth vorbei, das sich über Morgen weit erstreckte. Die Nebenstraßen waren nur fünfzig Fuß breit, und enger, wo Tuchballen, Möbelstände und Kisten mit frischem Obst vorstanden. Gerüche von Früchten und Gewürzen und Lack hingen in der Luft. Der Ort war so überfüllt, dass das Feilschen beinahe zur Orgie wurde und der benommene Wanderer um ein Haar das Bewusstsein verloren hätte. Dann waren sie in einer engen Straße, die im Zickzack durch Reihen von teilweise aus Fachwerk errichteten Gebäuden lief. Hinter den Dächern ragten schwere Befestigungen auf. Zehn Minuten später befanden sie sich im Hof der Burg.
    Sie stiegen von den Wagen, und der Reichskämmerer ließ den Zweibeiner auf eine Trage legen.
    »Holzschnitzer – wird er uns jetzt empfangen?«, fragte Schreiber.
    Der Bürokrat lachte. »Sie. Holzschnitzerin hat ihr Geschlecht vor mehr als zehn Jahren gewechselt.«
    Wanderers Köpfe fuhren überrascht herum. Was hatte das zu bedeuten? Die meisten Rudel verändern sich mit der Zeit, doch er hatte von Holzschnitzer nie anders als von ›ihm‹ gehört. Beinahe verpasste er, was der Reichskämmerer als Nächstes sagte.
    »Noch besser. Ihr ganzer Rat muss sehen…, was ihr gebracht habt. Kommt herein.« Er scheuchte die Wachen beiseite.
    Sie durchquerten einen Vorsaal, fast breit genug, dass zwei Rudel nebeneinander gehen konnten. Der Kämmerer ging voran, gefolgt von den Reisenden und dem Arzt mit der Trage des Fremden. Die Wände waren hoch, mit silberdurchwirktem Steppstoff gepolstert. Es war weitaus großartiger als damals… und abermals

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