Ein Feuer Auf Der Tiefe
beunruhigend. Es gab kaum Statuen, abgesehen von ein paar, die aus früheren Jahrhunderten stammten.
Aber es gab Bilder. Er stockte, als er die ersten erblickte, und hörte hinter sich Schreiber nach Luft schnappen. Wanderer hatte Kunst in aller Welt gesehen: Die Meuten in den Tropen bevorzugten abstrakte Wandmalereien, Kleckse von irrsinnigen Farben. Die Inselbewohner der Südmeere hatten nie die Perspektive entdeckt, auf ihren Aquarellen rutschten entfernte Objekte einfach in die obere Hälfte des Bildes. In der Langseen-Republik waren repräsentative Stile gegenwärtig in Mode, vor allem Polyptychen, die den Seheindruck eines ganzen Rudels vermittelten.
Aber so etwas wie dies hier hatte Wanderer nie zu Gesicht bekommen. Die Bilder waren Mosaiken, jedes Element ein Keramikquadrat von etwa einem Zoll Seitenlänge. Es gab keine Farbe, nur vier Grautöne. Aus ein paar Fuß Entfernung verlor sich das Grau, und… es waren die vollkommensten Landschaften, die Wanderer je gesehen hatte. Alle zeigten Blicke von Bergen rings um Holzschnitzerheim. Abgesehen vom Fehlen der Farben hätten es Fenster sein können. Unten war jedes Bild von einem rechteckigen Rahmen umgeben, aber oben waren sie unregelmäßig, das Mosaik hörte einfach am Horizont auf. Die stoffbespannte Wand des Saals stand da, wo auf den Bildern Himmel hätte sein müssen.
»Also nun, mein Lieber! Ich denke, du wolltest mit Holzschnitzerin sprechen.« Die Bemerkung war an Schreiber gerichtet. Yaqueramaphan war längs der Bilder ausgeschwärmt, den ganzen Saal entlang saß jeder von ihm vor einem anderen Bild. Er wandte einen Kopf, um nach dem Kämmerer zu schauen. Seine Stimme klang wie betäubt. »Seelentod! Es ist, als wäre ich Gott, als hätte ich ein Glied auf jedem Berg und könnte alles gleichzeitig sehen.« Aber er raffte sich auf und beeilte sich, den anderen zu folgen.
Der Vorsaal führte in einen der größten Versammlungsräume in einem Gebäude, die Wanderer je gesehen hatte.
»Größer haben sie es in der Republik auch nicht«, sagte Schreiber mit sichtlicher Bewunderung, während er die drei Reihen von Logen hinaufblickte. Sie standen allein mit dem Fremden unten.
»Hmm.« Außer dem Kämmerer und dem Arzt waren schon fünf weitere Rudel im Raum. Allmählich erschienen noch mehr. Die meisten waren wie Magnaten der Republik gekleidet, ganz in Edelsteinen und Pelz. Einige wenige trugen die einfachen Jacken, an die er sich vom letzten Besuch erinnerte. Schade. Holzschnitzers kleine Siedlung war zu einer Großstadt geworden und nun zu einem Nationalstaat. Wanderer fragte sich, ob der König – die Königin – jetzt noch wirkliche Macht hatte. Er richtete einen Kopf exakt auf Schreiber aus und hochsprach zu ihm: »Sage vorläufig nichts über den Bilderkasten.«
Yaqueramaphan blickte zugleich verwundert und verschwörerisch drein. »Ja… ja. Ein Faustpfand?«
»So ähnlich.« Wanderers Blicke glitten hin und her über die Logen. Die meisten Rudel traten mit einer Pose krampfhaften Dünkels ein. Er lächelte in sich hinein. Ein Blick auf den Boden des Raumes war genug, um ihre Selbstgefälligkeit zu erschüttern. Die Luft über ihm war mit surrenden Gesprächen erfüllt. Keins von den Rudeln sah wie Holzschnitzerin aus. Allerdings dürfte sie nur noch wenige von ihren alten Gliedern haben, er konnte sie nur an ihrer Art und ihrem Verhalten erkennen. Das sollte keine Rolle spielen. Er hatte manche Freundschaften länger bewahrt, als die Lebensdauer jedes einzelnen Gliedes betrug. Aber in anderen Fällen hatte sich der Freund binnen eines Jahrzehnts verändert, hatte andere Ansichten, und aus Zuneigung war Feindseligkeit geworden. Er hatte damit gerechnet, dass Holzschnitzer der Alte wäre. Nun jedoch…
Ein kurzer Trompetenton erklang, fast wie ein Ruf zur Ordnung. Die Breittüren einer unteren Loge glitten auf, und ein Fünfsam erschien. Wanderer fühlte, wie ihn ein Schrecken durchzuckte. Das war wirklich Holzschnitzer, doch so… falsch zusammengesetzt. Ein Glied war so alt, dass die übrigen ihm helfen mussten. Zwei waren kaum mehr als Welpen, und einer davon sabberte andauernd. Das größte Glied hatte blinde weiße Augen. Dergleichen konnte man in einer verkommenen Gegend des Hafenviertels sehen oder in der letzten Generation von Inzucht.
Sie blickte auf Wanderer herab und lächelte beinahe so, als habe sie ihn erkannt. Sprechen ließ sie das blinde Glied. Die Stimme war klar und fest. »Fahr bitte fort, Feilonius.«
Der
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