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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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einzelnes Rudel in einer kleinen Hütte einer Inlandbucht. Das Rudel war Jäger und Denker ebenso wie Künstler. Im Umkreis von hundert Meilen hatte es keine Siedlung gegeben. Nur ein paar von den frühen Statuen des Schnitzers gelangten je aus seiner Hütte, doch diese Statuen hatten ihm ersten Ruhm eingebracht. Drei davon existierten noch. Es gab eine Stadt an den Langen Seen, die nach der einen Statue in ihrem Museum benannt war.
    Mit dem Ruhm waren Schüler gekommen. Aus einer Hütte wurden zehn, verstreut über Holzschnitzers Fjord. Ein, zwei Jahrhunderte vergingen, und natürlich veränderte sich der Holzschnitzer allmählich. Er fürchtete die Veränderung, das Gefühl, dass seine Seele entwich. Er versuchte, sich selbst festzuhalten, fast jeder tut das in dem einen oder anderen Maße. Im schlimmsten Fall verfällt das Rudel in Perversion, wird vielleicht seelenleer. Für Holzschnitzer war die Suche selbst die Veränderung. Er studierte, wie sich jedes Glied in die Seele einfügt. Er studierte Welpen und ihre Aufzucht, und wie man den Beitrag eines Neuen abschätzen konnte. Er lernte die Seele zu formen, indem er die Glieder trainierte.
    Natürlich war wenig davon neu. Es war die Grundlage der meisten Religionen, und jede Stadt hatte Liebesberater und Züchter. Solches Wissen, mag es den Tatsachen entsprechen oder nicht, ist in jeder Kultur wichtig. Holzschnitzer tat weiter nichts, als alles aus neuem Blickwinkel zu betrachten, ohne die traditionellen Vorurteile. Sanft experimentierte er an sich selbst und den anderen Künstlern in seiner kleinen Kolonie. Er beobachtete die Ergebnisse und benutzte sie zur Planung neuer Experimente. Er ließ sich eher von dem leiten, was er sah, als von dem, was er glauben wollte.
    Nach den verschiedenen Normen seines Zeitalters war das, was er tat, Ketzerei oder Perversion oder einfach Wahnsinn. In den frühen Jahren wurde König Holzschnitzer fast ebenso gehasst, wie Flenser drei Jahrhunderte später. Aber der hohe Norden machte noch eine Periode harter Winter durch. Die Nationen des Südens konnten nicht ohne weiteres Armeen bis zu Holzschnitzer schicken. Und als sie es doch einmal taten, brachte er ihnen eine gründliche Niederlage bei. Und Holzschnitzer war weise genug, dass er niemals versuchte, den Süden zu unterwandern, zumindest nicht direkt. Doch seine Siedlung wuchs und wuchs, und der gute Ruf ihrer Kunst und ihrer Möbel verblasste vor ihrem Ruhm auf anderen Gebieten. Wer sich alt fühlte, reiste nach der Stadt und kam nicht gerade jünger, doch klüger und glücklicher zurück. Ideen strahlten von der Stadt aus: Webmaschinen, Zahnradgetriebe und Windmühlen, Fabrikanordnungen. Etwas Neues war an diesem Ort geschehen. Es waren nicht die Erfindungen. Es waren die Leute, denen Holzschnitzer zum Dasein verholten, und die Perspektive, die er geschaffen hatte.
     
    Wickwracknarb und Yaqueramaphan erreichten Holzschnitzerheim am späten Nachmittag. Es hatte den größten Teil des Tages über geregnet, doch nun hatten sich die Wolken verzogen, und der Himmel war von jenem wolkenlosen Blau, das nach einer Reihe trüber Tage besonders schön ist.
    Wanderer erschien Holzschnitzers Domäne wie ein Paradies. Er war die rudellose Wildnis müde. Er war es müde, sich um das Fremde zu sorgen.
    Doppelrumpfboote eskortierten sie misstrauisch auf den letzten paar Meilen. Die Boote waren bewaffnet, und Wanderer und Schreiber kamen aus einer ganz falschen Richtung. Aber sie waren allein, offensichtlich harmlos. Langrufer tuteten und gaben ihre Geschichte voraus weiter. Als sie den Hafen erreichten, waren sie Helden, zwei Rudel, die den Schurken des Nordens einen nicht näher bezeichneten Schatz gestohlen hatten. Sie segelten um den Wellenbrecher, der bei Wanderers letztem Besuch noch nicht dagewesen war, und machten am Anlegeplatz fest.
    Die Pier wimmelte von Soldaten und Wagen. Stadtvolk stand den ganzen Weg entlang, der hinauf zu den Stadtmauern führte.
    Es kam einer Meutensituation so nahe, wie es nur ging, solange man noch nüchtern denken konnte. Schreiber sprang aus dem Boot und stolzierte herum, sichtlich erfreut über die Hochrufe von der Anhöhe. »Schnell! Wir müssen mit dem Holzschnitzer sprechen.«
    Wickwracknarb nahm den Leinenbeutel, der den Bilderkasten des Fremden enthielt, und stieg vorsichtig aus dem Boot. Ihm war schwindlig von den Schlägen des Fremdwesens. Narbs Stirntrommelfell war bei dem Angriff gerissen. Für einen Augenblick verlor er sein Selbst. Die Pier

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