Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
und rhythmische Geräusche machen. Wenn wir… sagen« – er wiederholte einen Teil der Lautfolge –, »erhalten wir dieses Bild mit den Stapeln von Stöcken. Der erste mit einem, der zweite mit zweien, und so weiter.«
    Holzschnitzerin sah es auch. »Ja. Und eine Gestalt kommt heraus, zeigt auf jeden von den Stapeln und macht ein kurzes Geräusch bei jedem.« Sie und Scrupilo starrten einander an, und jeder sah dasselbe Leuchten in den Augen des anderen: die Begeisterung, etwas zu begreifen, eine Ordnung zu finden, wo scheinbar nur Chaos gewesen war. Es war hundert Jahre her, seit sie zum letzten Mal so etwas gefühlt hatte. »Was immer dieses Ding ist – es versucht, uns die Sprache der Zweibeiner beizubringen.«
     
    An den folgenden Tagen hatte Johanna Olsndot reichlich Zeit zum Nachdenken. Der Schmerz in Brust und Schulter ließ allmählich nach; wenn sie sich vorsichtig bewegte, war es nur wie eine pulsierende wunde Stelle. Sie hatten den Pfeil herausgenommen und die Wunde vernäht. Sie hatte das Schlimmste befürchtet, als sie sie festgebunden hatten und sie die Messer in ihren Mäulern und den Stahl an ihren Krallen sah. Dann hatten sie zu schneiden begonnen; sie hatte nicht gewusst, dass es so großen Schmerz geben könnte.
    Noch immer erschauderte sie bei der Erinnerung an die Qual. Aber sie hatte keine Alpträume darüber, wie über…
    Mutti und Vati waren tot, sie hatte sie mit eigenen Augen sterben sehen. Und Jefri? Jefri konnte noch am Leben sein. Manchmal vermochte sich Johanna einen ganzen Nachmittag lang Hoffnung zu machen. Sie hatte gesehen, wie die Kälteschläfer am Boden neben dem Schiff verbrannt waren, aber die drinnen hatten vielleicht überlebt. Dann erinnerte sie sich jedesmal daran, wie die Angreifer wahllos alles niedergebrannt und hingemetzelt hatten, bis alle rings um das Schiff tot waren.
    Sie war eine Gefangene. Doch vorerst wollten ihr die Mörder wohl. Die Wachen waren nicht bewaffnet – abgesehen von ihren Zähnen und den Klauen. Wenn sie konnten, hielten sie sich von ihr fern. Sie wussten, dass sie sie verletzen konnte.
    Sie hielten sie in einer großen dunklen Hütte gefangen. Wenn sie allein war, lief sie hin und her. Die Hundewesen waren Barbaren. Die Operation ohne Betäubung war vermutlich nicht einmal als Folter gedacht gewesen. Sie hatte weder Flugzeuge noch ein Anzeichen von Elektrizität gesehen. Die Toilette war ein Schlitz, den man in eine Marmorplatte geschnitten hatte. Das Loch reichte so tief, dass man kaum ein Aufplatschen am Grunde hörte. Dennoch roch es schlecht. Diese Kreaturen waren so rückständig wie die Menschen in den finstersten Zeitaltern auf der Nyjora. Sie hatten niemals Technik gehabt, oder sie hatten sie gründlich vergessen. Fast hätte Johanna gelächelt. Mutti hatte Romane über schiffbrüchige Heldinnen in verlorenen Kolonien gemocht. Die Hauptsache war meistens, die Technik wieder zu erfinden und das Raumschiff zu reparieren. Mutti interessierte sich…, hatte sich so sehr für Wissenschaftsgeschichte interessiert; sie liebte die Einzelheiten in solchen Geschichten.
     
    Anfangs besaß sie nur Decken, um sich warm zu halten. Dann hatten sie ihr Kleidung gegeben, die wie ihr Overall geschnitten war, aber aus plustrigem Steppstoff. Sie war warm und robust, die Nähte feiner, als sie jemals geglaubt hätte, dass man es ohne Maschine fertigbrächte. Nun konnte sie bequem draußen umhergehen. Der Garten hinter ihrer Hütte war das Beste an dem Ort. Er war ungefähr hundert Meter im Quadrat groß und folgte der Neigung der Hügelflanke. Es gab eine Menge Blumen und Bäume mit langen, federförmigen Blättern. Mit Steinplatten ausgelegte Wege wanden sich durch moosigen Rasen. Es war ein friedlicher Ort, wenn sie ihn friedlich sein ließ, ein wenig wie ihr Hinterhof auf Straum.
    Es gab Mauern, doch vom oberen Ende des Gartens konnte sie darüber hinweg sehen. Die Mauern gingen im Zickzack hin und her, und an manchen Stellen sah sie die andere Seite. Die Fensterschlitze waren wie aus dem Geschichtsunterricht: Sie erlaubten einem, seine Pfeile oder Kugeln abzuschießen, ohne selbst ein Ziel abzugeben.
    Wenn die Sonne schien, saß Johanna gern da, wo der Geruch der Federblätter am stärksten war, und schaute über die unteren Mauern auf die Bucht. Sie wusste noch nicht sicher, was sie da eigentlich sah. Es gab einen Hafen, der Wald von Spieren war fast wie die Marinas auf Straum. Die Stadt hatte weite Straßen, aber sie liefen im Zickzack, und die

Weitere Kostenlose Bücher