Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
»… Stunden dauern, um irgendwo hin zu rollen!« Er schwebte vom Boden auf und lenkte seinen Agrav gegen den Wind. Skrod und Fahrer taumelten für einen Moment trunken… und dann wurde er zu Boden zurückgeworfen, kollerte ohnmächtig auf das Ziel des Windes zu, zu dem stöhnenden Loch, das das Meer gewesen war. Grünmuschel eilte zum Meer hin und schnitt ihm den Weg ins Verderben ab. Blaustiel richtete sich auf, und die beiden rollten zurück zu Ravna. Die Stimme der Fahrer drang schwach durch den Wind: »… Agrav… versagt!« Und damit alles, was die Docks zusammenhielt.
    Gehend und rollend kämpften sie sich fort von der saugenden See. »Findet eine Stelle, wo die ADR landen kann.«
    Die Baumgrenze war jetzt eine zerklüftete Hügelkette. Die Landschaft veränderte sich vor ihren Augen und unter ihren Füßen. Das stöhnende Geräusch war überall, mancherorts so laut, dass es durch Ravnas Schuhe hindurch surrte. Sie vermieden das absackende Terrain, die Senken, die sich ringsum auftaten. Die Nacht war nicht mehr dunkel. Ob es nun eine Notbeleuchtung oder eine Nebenwirkung des Agravausfalls war – Blau glomm entlang der Löcher. Durch diese Löcher hindurch sahen sie die wolkenbedeckte Nacht von DaUnten tausend Kilometer tiefer. Der Raum dazwischen war nicht leer. Es gab schimmernde Phantome: Milliarden Tonnen Wasser und Erde… und Hunderte von sterbenden Fliegern. Vrinimi Org zahlte den Preis dafür, dass sie ihre Docks auf Agravgewebe statt in einem Orbit gebaut hatten.
    Irgendwie kamen die drei voran. Pham Nuwen war fast zu schwer, um ihn zu tragen und zu ziehen; sie strauchelte fast ebenso weit nach links und rechts, wie sie vorankam. Doch er war leichter, als sie geglaubt hätte. Und das war wiederum erschreckend: Versagte sogar das hohe Terrain?
    Die meisten Agravs fielen durch Versagen aus, doch manche machten sich auf zerstörerische Weise selbständig: Klumpen von Bäumen und Erde, von den Hügelkuppen losgerissen und aufwärts beschleunigt. Der Wind drehte sich hin und her, auf und ab…, doch er war jetzt dünner, das Geräusch weiter entfernt. Die künstliche Atmosphäre, die die Docks überdeckte, würde bald verschwunden sein. Ravnas Taschenskaphander funktionierte ein paar Minuten lang, doch jetzt ließ er nach. In ein paar Minuten würde er so tot wie ihre Agravs sein… so tot wie sie selbst. Am Rande ihres Bewusstseins kam die Frage auf, wie die PEST das fertiggebracht hatte. Wie der ALTE würde Ravna wohl sterben, ohne es je zu erfahren.
    Sie sah die Flammen von Raketentriebwerken; es waren Schiffe da. Die meisten waren in eine Umlaufbahn oder direkt auf Ultraantrieb gegangen, doch ein paar schwebten über der zerfallenden Landschaft. Blaustiel und Grünmuschel führten. Die beiden benutzten ihr drittes Achsenpaar auf eine Weise, mit der Ravna niemals gerechnet hätte, hoben und senkten es, um Steigungen zu erklimmen, mit denen sie unter der Last Phams auf dem Rücken kaum zurechtkam.
    Sie waren auf einer Hügelkuppe, doch nicht lange. Das war ein Teil des Bürowaldes gewesen. Nun ragten die Bäume in unterschiedliche Richtungen, wie die Haare eines verwahrlosten Hundes. Sie spürte den Boden unter ihren Füßen beben. Was tun? Die Skrodfahrer rollten von einer Seite der Kuppe zur anderen. Sie würden hier gerettet werden, oder nirgends. Sie kniete sich hin und lagerte den größten Teil von Phams Gewicht auf den Boden. Von hier aus konnte man weit blicken. Die Docks sahen wie eine träge flappende Fahne aus, und jeder gewaltige Ausschlag des Stoffes brach Stücke heraus. Solange noch eine gewisse Übereinstimmung zwischen den Agrav-Einheiten bestand, sah das Ganze noch halbwegs flach aus. Das verlor sich allmählich. Es gab Senken rings um ihr kleines Stückchen Wald. Am Horizont sah Ravna, wie der ferne Rand der Docks sich ablöste und langsam seitwärts kippte: hundert Kilometer lang und zehn breit, stieß er herab auf Schiffe, die zur Rettung hätten dienen können.
    Blaustiel drängte gegen ihre linke Seite, Grünmuschel gegen die rechte. Ravna drehte sich und verlagerte etwas von Phams Gewicht auf die Skrodhüllen. Wenn sie alle vier ihre Skaphander zusammenlegten, würden sie ein paar Augenblicke länger bei Bewusstsein bleiben. »Die ADR: ich hol sie runter!«, sagte Blaustiel.
    Etwas kam herab. Der Antriebsstrahl eines Schiffes tauchte den Boden in blauweißes Licht, warf scharfe und unruhige Schatten. Es ist nicht gesund, in der Nähe eines Raketentriebwerks zu sein, das sich in

Weitere Kostenlose Bücher