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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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macht.«
    Matzbach schob dem Wirt Zucker und Sahne hin. Mertens schüttelte den Kopf.
    »Nein, danke, ich trinke meinen Kaffee so.«
    »Schwarz und bitter? Jesuitisch, gewissermaßen? Ah, interessant. Fällt das unter
déformation professionelle

    »Mein Französisch ist mangelhaft, um nicht zu sagen nichtexistent. Das heißt wahrscheinlich so etwas wie ›berufsbedingte Schädigung‹, oder?«
    Baltasar nickte. »Leicht aus dem Lateinischen abzuleiten, Pater. Wie schafft man eigentlich den Aufstieg von der Theologie zur Gastronomie?«
    »Man muß sich ein bißchen Mühe geben.« Mertens stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die gefalteten Hände. »Und Sie beide? Sind Sie wirklich Maler?«
    »Man lebt nicht davon«, sagte Yü. »Man befleißigt sich der Kunst, um sich Trost und Erbauung zu verschaffen.«
    Matzbach entschied sich für eine leichte Sumatra-Panetela zur Beendigung des Frühstücks und Begleitung des nächsten Kaffees. »Yü«, sagte er dabei, »erteilt Unterricht in diversen Kampfsportarten und betreibt nebenbei mit seiner Lebensabschnittspartnerin ein Antiquariat. Ich dagegen nähere mich dem Rentenalter, und bis zu dessen Beginn lebe ich von Ersparnissen. Hin und wieder schreibe ich einen kleinen Aufsatz, und manchmal verkaufe ich sogar ein Bild.«
    »Was für Aufsätze schreiben Sie denn?«
    »Keine Besinnungsaufsätze, eher Abhandlungen über Besinnungslosigkeit. Staatsphilosophie, Religionen, Marxismus, die freudianische Scharlatanerie, derlei.«
    Mertens grinste breit. »Paßt alles unter den weiten Mantel Mariens.«
    »Ich denke, Sie sind abgefallen.«
    »Einer meiner alten Vorgesetzten hätte das jetzt wohl gesagt. Auch als Apostat darf ich so etwas zitieren.«
    »Ich will nicht zudringlich werden, aber es würde mich durchaus interessieren, zu erfahren, was jemanden zu einem so schwerwiegenden Schritt bewegt.«
    »Tja.« Mertens blickte ihn an, dann Yü, dann stand er auf, holte ein Päckchen Zigaretten und einen Aschenbecher vom Tresen und setzte sich wieder. »Damit wir beide besser kleckern können.« Er schob den Aschenbecher in die Mitte.
    »Wissen Sie« – Matzbach drehte den ersten kleinen Aschekegel ab –, »ich habe mich gestern abend länger mit Herrn Lemberger unterhalten.«
    »Noch ein Apostat.« Mertens nickte. »Offenbar ziehen manche Ortschaften bestimmte Leute an.«
    »Lemberger hat sich nicht gerade entschuldigt, aber er schien doch irgendwie betrübt, daß er keinen besonders originellen Grund für seinen Atheismus anführen kann.«
    »Gibt es originelle Gründe?« Yü runzelte die Stirn. »Oder braucht man originelle Gründe dafür?«
    »Ich fürchte, es gibt keine.« Mertens klopfte eine Zigarette aus der Packung, steckte sie aber nicht in den Mund, sondern deutete mit ihr auf den Chinesen. »Da haben Sie ganz recht. Alle Gründe sind längst erörtert worden, tausendmal durchgekaut, und am Ende bleibt nichts als der Glaube. Oder dessen Mangel.«
    »Vergessen Sie nicht die Gedankenlosigkeit«, sagte Matzbach. »Auf beiden Seiten. Leute, die ein Leben lang in die Kirche gehen, ohne einmal darüber nachzudenken; und Leute, die das unterlassen, ohne mehr als Desinteresse anführen zu können.«
    »Und Sie?«
    »Ich? Mir fehlt das, was Schopenhauer ›metaphysisches Bedürfnis‹ nannte; ohne daß ich dies Fehlen als Mangel ansähe.«
    »Sind Sie denn sicher, daß Ihr … sagen wir mal Agnostizismus mehr ist als Gedankenlosigkeit?«
    »Wie könnte ich dessen sicher sein, wenn ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe?«
    Mertens seufzte. An Yü gewandt sagte er: »Wie halten Sie das aus? Es stimmt schon, was wer auch immer gesagt hat: Für seine Freunde braucht man fast ebenso viel Langmut wie für die eigenen Macken.«
    »Die Geduld des Weisen«, sagte Yü mit einem Lächeln, »gleicht der Pracht einer im Wüstensand begrabenen Sänfte. Man kann sie zwar nicht nutzen, aber sie behindert nicht den Verkehr.«
    »Welchen unoriginellen Grund für Apostasie haben Sie denn nun?« Matzbach beugte sich vor und ließ sein Wegwerffeuerzeug vor Mertens Zigarette klicken.
    »Danke.« Nachdem der Wirt einen Zug genommen und Qualm abgesondert hatte, senkte er die Lider und strich mit den Fingern der Linken über den Tisch, als wolle er Brotkrumen zusammenfegen. Dabei sagte er halblaut: »Mein unoriginelles Problem war, um das gleich auszuräumen, nicht die Besessenheit der Kirche, was Fortpflanzung, Sexualität und Zölibat angeht. Das ist ja bei vielen

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